Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Mormonen oder so was?«
»Du hast es erfasst. Sie sind Mormonen.«
»Ohne Schmarrn? Gibt es ja gar nicht. Die sind doch sicher stinklangweilig.«
»Und wie. Todlangweilig sind die. Die beten nur den ganzen Tag lang. Ununterbrochen.« Monika lachte laut auf. »Was bist du manchmal bloß für ein Depp, Max Raintaler«, fügte sie dann hinzu.
»Also doch keine Mormonen. Du veräppelst mich. Stimmt’s?« Er legte sich wieder auf sein Kopfkissen.
»Wie hast du das denn nur so schnell gemerkt? Warum sollen Joe und Jim auch Mormonen sein? Bloß weil sie sich, anders als du und deine Freunde, für Kunst und Kultur interessieren?«
»Moment mal, ich interessiere mich auch für Kunst und Kultur«, protestierte er, obwohl er wusste, dass sie im Grunde genommen recht hatte.
»Für Bierkultur? Auf der Wiesn?«, stichelte sie.
Warum müssen Frauen uns Männer eigentlich immer provozieren, fragte er sich. Können sie uns nicht einfach auf dem Podest, das wir uns tagtäglich aufs Neue mühsam zusammenzimmern, stehen lassen?
»Das natürlich auch«, erwiderte er. »Ist ja auch ein echtes Stück Münchner Kultur. Aber ich meine etwas anderes. Schließlich bin ich Musiker und trete sogar öffentlich auf. Wenn das keine Kunst und Kultur ist, was denn dann?«
»Na gut, Max. Da hast du dich gerade wieder mal perfekt rausgeredet. Trotzdem war es sehr nett, sich mit zwei jungen Männern zum Beispiel über Bilder zu unterhalten. Und über Weltliteratur.«
»So, so. Weltliteratur. Da haben Annie und du ja jede Menge dazu beizutragen.«
»Wie meinst du das, Maximilian?« Monikas Ton verschärfte sich.
»So wie ich es sage.« Er grinste. Schau an, sie sagt Maximilian zu mir, dachte er. Mit den Büchern kann ich sie doch immer wieder perfekt hochschießen.
»Meinst du vielleicht, dass Annie und ich keine Ahnung von Literatur haben?«
»Doch von Literatur schon. Eure Liebesromane kennt ihr schließlich in- und auswendig. Und eure Krimis auch. Aber wie steht es denn mit Jack London oder Ernest Hemingway? Kennt ihr euch mit denen aus?« Wenn alles nichts mehr half, warf Max seine liebsten Abenteuerromanautoren in die Waagschale. Er wusste ganz genau, dass Monika diese Art von Büchern nicht mochte. Für gewöhnlich war das dann auch immer der Trumpf, der sie an dieser Stelle der Diskussion zum Schweigen brachte.
»Ach, Max. Du weißt ja nicht, was du redest.«
Na also, ging doch. Sie hatte offensichtlich auch heute keine Lust weiterzustreiten.
»Eigentlich wollte ich dir nur kurz berichten, wie wir es abgemacht hatten und wissen, wie es dir geht und wie du mit deinem Fall vorankommst«, fuhr sie mit deutlich abgekühlter Stimmlage fort.
»Mir geht es gut. Danke. Ich bin gestern früh ins Bett gegangen, das hat gutgetan. Der Fall läuft zäh, würde ich sagen. Es tauchen zwar immer wieder Verdächtige auf. Doch genauso schnell, wie sie auftauchen, verschwinden sie auch wieder ins Reich der Unschuld und der Alibis. Viel Arbeit, aber ich bekomme jetzt wenigstens Geld dafür.«
»Geld? Wie viel? Von wem? Von Franzi?« Sie klang jetzt hellwach.
»500 Euro am Tag, von Gerd Huber. Er will unbedingt rauskriegen, wer seinen Lebensgefährten umgebracht hat. Die Polizei ist ihm zu langsam, meint er.«
»500 Euro am Tag? Gratuliere. Das solltest du ab jetzt immer verlangen. Dann kann ich bald aufhören zu arbeiten – und wir können heiraten.«
»Ja, ja. Verarsch mich nur wieder.«
Er sah auf die Uhr. Halb zehn. Höchste Zeit, sich fertig zu machen und anzuziehen. Um zehn musste er bei Josef sein. Die Berge und die schönste Halbitalienerin der Welt warteten. Er stand auf und betrat mit dem Handy am Ohr seine Küche, um sich einen Kaffee zu machen.
»Entschuldige den blöden Scherz«, quäkte ihre Stimme währenddessen aus dem Hörer. »Aber 500 ist wirklich super. Ich wünsche dir weiterhin Glück. Du wirst den Fall schon lösen. Wie immer.«
»Danke, danke. Wird schon schiefgehen. Und was unternehmt ihr heute?« Max beeilte sich das Thema zu wechseln, bevor er am Ende noch aus Versehen ausplauderte, dass er heute für seine 500 Euro in die Berge fuhr, anstatt nach Schorschs Mörder zu jagen.
»Regensburger Dom und Altstadt«, kam die knappe Antwort.
»Aha. Also doch Mormonen.« Er grinste. Ein Wahnsinn. Da fuhren zwei junge Burschen aus Amerika zur Wiesnzeit nach München und schauten sich bloß Kirchen an. Da musste er wirklich nicht im Geringsten eifersüchtig sein. Die beiden waren sicher mehr als harmlos.
»Logisch, Max.
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