Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
waren den ganzen Tag lang in Regensburg. Stell dir vor, unserem einen Ami, dem Jim, hat jemand glatt die Kamera geklaut. Mitten im Dom.«
Sie klang immer noch entsetzt. Logisch, so was ist auch ganz schön dreist, dachte Max.
»Und hast du den Dieb erwischt?«, fragte er. »Ich meine, schließlich warst du oft genug meine Assistentin bei der Gaunerjagd. Du müsstest doch wissen, wie es geht.«
»Na, was denkst du?«
»Du hast ihn erwischt.«
Bestimmt hatte sie ihn erwischt und ihm noch eine verpasst. Anders kannte er seine Monika nicht.
»Logisch hab ich ihn mir geschnappt«, kam ihre prompte Antwort. »Ich bin ihm hinterher, habe ihm ein Bein gestellt, bin auf ihn draufgesprungen, habe ihm den Arm verdreht und das teure Ding wieder abgenommen.«
Sie klang höchst zufrieden mit sich selbst.
»Und dann?«
»Dann habe ich ihn laufen lassen.«
»Echt? Keine Polizei.« Max kratzte sich erstaunt am Kopf.
»Logisch. Das war ein ganz armer Hund aus dem Osten. Du hättest ihn mal sehen sollen mit seinen kaputten Zähnen. Und total fertig und abgerissen hat er obendrein ausgesehen. Am liebsten hätte ich ihm ein paar Euro gegeben.«
»Du bist und bleibst eine alte Sozialarbeiterin, Moni. Genau wie in deiner Kneipe. Da kümmerst du dich auch um alle, selbst wenn’s danach wehtut.«
Er spielte darauf an, dass sie so gut wie jedem Gast, der kein Geld dabei hatte, in ›Monikas kleiner Kneipe‹ Kredit gab. Oft genug bekam sie das Geld nie wieder zurück. Und wenn ein völlig abgebrannter Durstiger daherkam, wurde er auch nicht von ihr abgewiesen. Zumindest einen Schnitt bekam er von ihr spendiert und durfte im Biergarten sitzen, solange er wollte. Vorausgesetzt, er störte die anderen Gäste nicht.
»Ja mei, solche Leute muss es auch geben, Herr Exkommissar. Es kann halt nicht jeder so reich, cool und abgebrüht sein wie du.«
Schon wieder fing sie an zu sticheln. Herrschaftszeiten, dabei hatte er es doch gar nicht böse gemeint. Na gut, ein bisserl hochschießen wollte er sie natürlich schon. Aber doch nicht schlimm.
»Und dann?«, fragte er und versuchte seiner Stimme dabei bewusst einen arglosen und versöhnlichen Klang zu geben.
»Was und dann?«
»Was habt ihr dann gemacht?«
»Erst mal ist mir der Ami, also der Jim, um den Hals gefallen und …«
»Ach, tatsächlich? Interessant …« Max spürte kurz ein kleines bisschen Eifersucht in sich aufsteigen. Selbst Fremdgehen war eine Sache, aber ein männlicher Konkurrent im nächsten privaten Umfeld eine ganz andere. Na ja, das war aber jetzt wohl auch ein Schmarrn.
»Ja, tatsächlich. Stell dir vor.« Sie ging gar nicht weiter auf seine Provokation ein. »Und dann sind wir erst mal in die ›Wurstkuchl‹ gegangen«, fuhr sie fort. »Und dort haben wir Schweinswürstel mit Kraut gegessen und ein schönes Weißbier getrunken, wie es sich in Regensburg gehört.«
Nicht nur in Regensburg. Aber ganz toll, wie sich meine Freundin in Bayern auskennt. Warum hat sie mir Regensburg eigentlich noch nie gezeigt? »Und ist er dir da noch mal um den Hals gefallen?« Nicht dass er weiterhin eifersüchtig gewesen wäre. Er fragte aus reiner Neugier. Logisch.
»Nein. Ich lache dann später. Okay? Jedenfalls sind wir abends hier in München mit ihnen in die Oper gegangen, La Traviata. Annie bekommt einfach für alles Karten, herrlich.«
»Super! Ganz toll, Monika.« Gott sei Dank wollte sie mit ihm noch nie in die Oper. Die Musik fand er ganz gut, nur diesen ganzen bürgerlich spießigen Kulturbetrieb konnte er generell auf den Tod nicht leiden. Aber das wusste sie natürlich längst.
»Mach dich ruhig lustig. Wir haben es jedenfalls alle vier genossen. Und Jim ist mir danach gleich noch mal um den Hals gefallen, weil es ihm so gut gefallen hat.« Ihre Stimme klang trotzig und belustigt zugleich.
»Aha. Und was macht ihr heute? Ich meine, außer euch in einer Tour um den Hals zu fallen?« Er lachte trocken.
»Heute fahren wir mit ihnen in die Berge. Vielleicht springen wir auch noch irgendwo in einen See. Bei der andauernden Hitze sind die bestimmt alle noch warm genug.«
»Brecht euch aber nicht den Hals dabei, sonst könnt ihr euch nicht mehr gegenseitig darum herum fallen.«
»Sehr witzig.«
»Bei mir ging es letzte Nacht ziemlich heiß her.« Höchste Zeit für einen Themenwechsel, Raintaler. Du langweilst nicht nur sie mit deinem albernen Getue, sondern langsam sogar dich selbst.
»Mit Giulianos Italienerinnen?«, erkundigte sie sich spöttisch.
Aha, die
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