Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
immer noch nicht erkennen, wo er sich befand. Es war stockfinster um ihn herum.
Was ist denn nur passiert?, fragte er sich. Gerade stand er doch noch vor seiner Haustür – und dann war auf einmal alles schwarz. Irgendwer musste ihn betäubt haben. Wahrscheinlich mit Chloroform oder Ether oder etwas in der Art. Da war doch dieses Stück Stoff auf seinem Mund gewesen. Na super! Hoffentlich gingen die Kopfschmerzen wieder weg. Nicht, dass da noch dauerhafte Schäden blieben. Chloroform war doch verboten, weil es Krebs verursachte. Na ja, das eine Mal würde schon nichts passieren. Oder doch? Ja, so ein Mist. Und jetzt hing er auch noch an diesem Rohr fest. Wenn er wenigstens etwas sehen würde.
Er tastete weiter den Raum um sich herum ab. Aha, Holzboden, stellte er fest. Es könnte also eine Hütte sein, in die sie ihn geschleppt hatten. Aber wer sollte das getan haben? Und warum hatten sie ihn einfach hier angekettet und waren dann wieder verschwunden? Oder waren sie nur vor der Tür? Wollte ihn jemand einschüchtern? Kam das dicke Ende erst noch? Kamen sie wieder? Oder war es ganz anders und man hatte ihn einfach nur ausgeraubt und dann hier gefesselt, um ihn hier zu lassen, bis er verhungert war? Da hatten sie aber nicht mit Max Raintaler gerechnet. So leicht gab er nicht auf.
Er tastete mit der linken Hand seine Hosentaschen ab. Alles war noch da. Geldbeutel, Schlüssel und sogar sein Handy. Also doch nicht ausgeraubt. Die sind doch total verblödet, freute er sich. Lassen die mir mein Handy. Oder hatten sie es nicht bemerkt, weil es so flach war? Das konnten doch nur Amateure gewesen sein. So ein Handy konnte man doch orten lassen. Das wusste man doch. Er versuchte mit der freien linken Hand in seine rechte Hosentasche zu gelangen, um es aus ihr herauszufischen. Gar nicht so einfach, mit der Rechten wäre es leichter gegangen. Er lehnte seinen Oberkörper so weit er konnte zurück, streckte sein rechtes Bein aus, dann hatte er es geschafft. Erleichtert schaltete er ein, stellte erfreut fest, dass er gleich ein Netz bekam und wählte Franz’ Nummer.
»Franzi? Max hier«, meldete er sich, als sein alter Freund und Exkollege nach langem Läuten endlich dranging.
»Max? Hast du schon mal auf die Uhr geschaut?«
Franz klang verschlafen und ärgerlich.
»Ja. Gerade, als ich mein Handy angeschaltet habe.« Max grinste grimmig in die Dunkelheit hinein.
»Dann weißt du ja, dass wir drei Uhr nachts haben. Und du bist anscheinend sauber betrunken«, vermutete der kleine dicke Hauptkommissar am anderen Ende der Leitung.
»Nein, leider nicht. Ich bin mit Handschellen an ein Metallrohr gefesselt. Irgendwo in einem Raum mit Holzboden. Mehr konnte ich bisher noch nicht rausfinden. Irgendwer muss mich vor gut vier Stunden vor meinem Haus betäubt und dann hierher geschleppt haben.« War er wirklich so lange ohnmächtig gewesen? Wahnsinn! Da konnten doch jede Menge Gehirnzellen dabei draufgehen. Bloß gut, dass wir Menschen so viele davon haben.
»Was? Kein Schmarrn?«
Franz klang auf einmal hellwach.
»Kein Schmarrn, Franzi. Ich schwöre es dir. Sie haben, glaube ich, Chloroform oder so etwas benützt. Du musst mich hier rausholen.« Max rüttelte genervt an seinen Handschellen.
»Aber wie soll ich das machen? Ich habe doch keine Ahnung, wo du steckst.«
»Schon mal was von Handyortung gehört?« Franz mochte ja ein lieber Kerl sein. Aber mit der modernen Technik hatte er es wirklich nicht.
»Sicher. Handyortung. Klar. War mir gerade bloß entfallen. Bin noch nicht ganz wach. Wir holen dich. Bleib, wo du bist. Ich rufe sofort die Nachtschicht an. Du wirst sehen. In null Komma nichts haben wir dich gerettet.«
Den Geräuschen und seinem Stöhnen nach schien er sich aus seinem Bett zu wühlen.
»Wenn meine Entführer nicht vorher zurückkommen, um ihr Werk zu vollenden.« Max rüttelte erneut an seiner Stahlfessel. Er spürte leichte Panik in sich aufsteigen.
»Unwahrscheinlich. Dann hätten sie dich gleich vor deinem Haus umbringen können.«
»Stimmt. Aber was wollen sie dann von mir? Mich foltern?« So ein saublöder Schmarrn das alles. Das war ihm ja noch nie passiert. Herrschaftszeiten. Wenn er nicht aufpasste, war Franz bald wirklich nicht mehr derjenige, der am meisten bei ihren Fällen abbekam.
»Keine Ahnung, Max. Pass auf, ich rufe jetzt wegen der Handyortung an und ziehe mich an. Bald sind wir bei dir. Hältst du noch durch?«
»Habe ich eine andere Wahl? Beeilt euch, bitte. Servus.«
»Servus.
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