Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Retourkutsche. Logisch. War ja klar. Was fange ich auch immer wieder zu sticheln an. Und dann gebe ich ihr auch noch die Vorlage zum Elfmeter. Selbst schuld. »Das meine ich eigentlich weniger. Ich wurde entführt.«
»Was? Geh, geh! Das ist doch bloß wieder so ein Schmarrn von dir.« Sie lachte ungläubig.
»Nein, Moni. Gar kein Schmarrn. Während du gemütlich in deinem Bett lagst und von La Traviata geträumt hast, wurde ich betäubt und saß anschließend stundenlang mit Handschellen an ein Heizungsrohr gekettet im Dunkeln. Ohne zu wissen, ob ich umgebracht werde oder nicht.«
»Stimmt das wirklich?«
Leise Besorgnis schwang in ihrer Stimme mit.
»Ja. Zum Glück hat mich Franzi mit ein paar Kollegen gerettet.«
»Ohne Schmarrn?«
Sie klang noch ein Stück besorgter.
»Wenn ich es dir doch sage.«
»Um Himmels willen, Max. Spinnst du? Lass den Fall sofort sausen.« Die Besorgnis in ihrer Stimme wich nun der blanken Angst um ihn. Wenn die dich einmal erwischt haben, erwischen sie dich auch wieder«, fuhr sie fort. »Und dann bist du vielleicht tot. Das ist doch viel zu gefährlich. Überlass die Sache lieber Franzi und seinen Kollegen. Wie geht es dir denn jetzt? Hast du deine Blutdrucktablette genommen?«
»Meine Tablette habe ich genommen. Ansonsten ist mir noch leicht schwindlig, und Kopfweh habe ich auch. Wahrscheinlich von dem Gift, mit dem sie mich betäubt haben.« Er schloss kurz die Augen, um dem Schwindel nachzuspüren, den er gerade beim Aufwachen noch bemerkt hatte. Nichts. Gott sei Dank. Oder war da doch etwas? Egal. Nicht so schlimm. Würde schon wieder werden. Man war schließlich ein Mann und keine Memme.
»Gift? Meinst du Ether oder Chloroform?«
»Ja, meine ich. Irgend so etwas wird es wohl gewesen sein.«
»Das ist nicht so schlimm. Das vergeht bald wieder«, wollte sie ihn trösten. Doch da hatte sie ihre Rechnung ohne den staatlich anerkannten Hypochonder Max Raintaler gemacht.
»Nicht so schlimm, sagst du?«, erwiderte er fassungslos. »Aha! Du musst es ja wissen. Bist wohl schon 100 Mal fast gestorben an so einem Zeug. Genau wie ich gestern. Stimmt’s?«
»Nein, natürlich nicht, Max. Aber ich hab gehört, dass die Nebenwirkungen zum Beispiel von Chloroform ganz schnell wieder verfliegen. Ich wollte dich nur beruhigen.«
»So, so. Beruhigen wolltest du mich. Und was, wenn es etwas ganz anderes war? Vielleicht irgend so ein südamerikanisches Pfeilspitzengift oder etwas in der Art? So ein Zeug, das einen langsam sterben lässt? Über Wochen hinweg?« Die hatte doch keine Ahnung, die blöde Kuh. Seine künstliche Empörung wuchs ins Grenzenlose.
»Gibt es denn so etwas überhaupt?«
»Selbstverständlich.«
»Dann geh doch lieber gleich zum Arzt.«
Monika hörte sich sehr beunruhigt an.
»Mach ich auch. Ich wollte dir nur vorher Bescheid geben.« Er legte sich sicherheitshalber auf seinem Sofa lang. Bestimmt kam dieses Pfeilgift durch die Aufregung noch schneller durch die Blutbahn und dann ins Gehirn. Und dann … Herrschaftszeiten aber auch.
»Das ist lieb, Max. Soll ich vorbeikommen und dir helfen? Dir was kochen? Ich rufe Annie an und sage ihr ab.«
»Brauchst du nicht. Fahr du nur in deine Berge. Ich komm schon klar. Ich schaue nachher zum Arzt, und dann werde ich weiterermitteln. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich mir das gefallen lasse?« Er sprach mit fester Stimme, die keinen Zweifel daran ließ, dass er trotz seiner schweren, vielleicht sogar lebensgefährlichen Blessuren nicht aufgeben würde. Schon gerade deshalb nicht, da man es gewagt hatte, ihn anzugreifen. Er würde sich rächen und diesen Fall aufklären. So viel war sicher. Und wenn er dabei draufging. Jawohl.
»Wie du meinst. Von mir lässt du dir sowieso nichts sagen. Aber pass auf dich auf. Und trag wenigstens eine Waffe, bis die Sache geklärt ist.«
»Mach ich, Moni. Und dir viel Spaß in den Bergen. Wir telefonieren wieder.«
»Aber geh auf jeden Fall zum Arzt. Servus, Max. Und gute Besserung.«
»Danke, danke.« Er legte auf und wählte Franz’ Nummer. Was bin ich doch für ein treudoofer Depp, dachte er, während er das Freizeichen hörte. Moni vergnügt sich, wie es ihr passt, ohne Rücksicht auf Verluste, und ich gebe der schönsten und nettesten jungen Frau, die mir in den letzten Jahren begegnet ist, einen Korb.
Mal sehen. Er musste nachher sowieso sein Auto holen. Bei der Gelegenheit könnte er Bellina doch noch mal eine Extraeinladung zu seinem Konzert heute Abend
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