Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
er gehört. Du siehst, Beweise hätten wir schon. Fehlt nur noch der passende Täter. Dann könnten wir die Akte auch schon zuklappen.« Franz lachte über den gelungenen Witz und hob fröhlich sein Glas, um mit allen am Tisch anzustoßen.
»Da muss ich wohl doch wieder zu euch zurückkommen, damit das schneller geht«, erwiderte Max.
Gelächter, dann gab ein blöder Spruch den anderen, alte Geschichten wurden wieder aufgewärmt – und die neun Kriminaler plus ein Exkriminaler sangen lauthals die Wiesnhits vergangener Jahre.
Nachdem Max sein Bier ausgetrunken hatte, verabschiedete er sich von allen. Es war sechs Uhr, höchste Zeit für ihn, nach Hause zu gehen, seine Gitarre zu holen und damit nach Schwabing in die ›Kleine Rockbühne‹ zu düsen.
Draußen atmete er erst einmal kräftig durch. Im Zelt war es unerträglich heiß gewesen. Ja, ja, die alten Kollegen, dachte er mit einer Spur von Wehmut in der Brust. Wir waren vielleicht ein verschworener Haufen damals. Jeder war für den anderen da, egal, ob einer finanzielle Probleme oder Ärger mit seiner Frau hatte. Egal, ob bloß vor dem Chef etwas vertuscht werden sollte oder ob einer größeren Mist gebaut hatte. ›Schön, so schön war die Zeit‹, hieß es doch in diesem alten Lied. Herrschaftszeiten. Wenn die miese Ratte aus der oberen Etage nicht gewesen wäre, könnte er immer noch dabei sein. Aber so war es nun mal, Ober stach Unter. Egal. Vorbei war vorbei. Weine nicht, kleiner Raintaler, denk immer dran, die Hoffnung stirbt zuletzt. Sogar noch nach der Liebe …
Ach ja, Bellina. Das wäre wirklich super, wenn sie heute Abend ins Konzert käme. Da könnte er sich ihr mal so richtig von seiner besten Schokoladenseite präsentieren. Obwohl er immer noch nicht so recht wusste, ob er sich näher auf sie einlassen sollte oder nicht. Das barg schließlich auch seine Risiken. Die Geister, die man rief, wurde man bekanntlich nicht so schnell wieder los.
Er kam am Stand vom Vogeljakob vorbei. Hier herrschte von morgens bis abends fröhliches Gezwitscher aus diversen selbstgemachten Vogelpfeifen, die jedermann günstig erwerben konnte. Eine Institution, die genauso zur Wiesn gehörte wie der Schichtl oder die Krinoline. Faszinierend, dass es diese Relikte aus der guten alten Zeit ins dritte Jahrtausend hinüber geschafft hatten, in eine Welt, in der fast nur noch das Geld und die Rücksichtslosigkeit regierten. In der sich das Leben jedes Einzelnen so gut wie ausschließlich um seinen eigenen Bauchnabel drehte. Gut, ein paar andere gab es natürlich ebenfalls. Außerdem hatte die neue Zeit auch vieles für sich, wunderschöne Halbitalienerinnen zum Beispiel, und die Berge erfreuten einen ebenfalls nach wie vor. Ganz zu schweigen von den sieben Weltwundern und den Isarauen, und von den Münchner Biergärten. Das war ja alles nicht nichts.
Als er seine Wohnung betrat, hatte er keinen trockenen Faden mehr am Leib. Er zog sich aus und sprang unter die Dusche. Im selben Moment klingelte das Telefon. Das ist bestimmt Bellina, dachte er und patschte mit nassen Füßen ins Wohnzimmer hinüber. »Raintaler!«
»Servus, Max. Hier ist Moni. Ich wollte bloß mal hören, wie es dir geht.«
»Danke, ganz gut. Ich kann sogar nachher meinen Auftritt in der ›Kleinen Rockbühne‹ durchziehen.« Also doch nicht die neue Herzensdame, sondern die alte. Auch gut.
»Du spielst? Warst du beim Arzt?«
»Ja, ich spiele. Und nein, ich war nicht beim Arzt. War wohl doch kein Pfeilgift, so wie es aussieht. Ich bin zwar noch nicht wieder in Hochform. Aber das wird schon.«
»Wirklich?«
Sie klang besorgt.
»Wirklich.«
»Das freut mich.«
»Das ist lieb von dir. Wie ist euer Ausflug?«
»Herrlich. Wir waren in Garmisch und in Mittenwald an unseren beiden herrlichen Lieblingsseen unter dem Wetterstein«, berichtete Monika frei von der Leber weg. »Stell dir vor, sie waren immer noch warm genug zum Baden, obwohl wir schon Ende September haben. Es war einfach toll. Die Blätter da oben haben schon angefangen sich zu verfärben, das Wasser glitzerte wie Millionen von Diamanten in der Nachmittagssonne. Und dann diese Bergkulisse – einfach traumhaft.«
»Perfekt.«
»Ja, und danach sind wir über den Walchensee in die Jachenau gefahren. Wir haben hier ein verstecktes Café abseits der Straße gefunden, und da sitzen wir gerade. Leckere selbstgebackene Kuchen gibt es und einen sehr guten Kaffee.«
»Das hört sich an wie aus einem Reiseführer.«
»Ich muss auch andauernd
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