Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
reden wie eine Reiseführerin. Unsere Gäste aus Übersee wollen alles ganz genau wissen.«
»Alles?«
»Ja. Und dann auch noch auf Englisch. Ganz schön anstrengend kann ich dir sagen.«
»Glaub ich dir.«
»Nachher fahren wir noch an den Chiemsee zum Abendessen, und irgendwann heute Nacht werden wir dann wohl wieder in München sein. Zu deinem Auftritt werden wir es also nicht schaffen.«
Gott sei Dank. Das fehlte mir gerade noch, dass Moni und Bellina gleichzeitig vor der Bühne stehen, dachte er. Wer braucht denn so was? Niemand. Aber wirklich nicht.
»Ja, dann … Mach’s gut, Max. Und viel Glück. Das soll ich dir auch von Annie wünschen.«
»Danke. Wir können morgen wieder telefonieren. Ich bin schon gespannt, von wo aus du mich dann anrufst. Servus.«
»Servus.«
Sie legten auf und Max kehrte frierend unter die Dusche zurück.
Am Telefon kann man Bayern natürlich auch kennenlernen, dachte er. Hoffentlich habe ich mir keinen Schnupfen geholt bei der ganzen Aktion. Jetzt aber nichts wie fertiggeduscht und in die Bühnenklamotten geworfen.
27
»Hey, Max. Schön dich mal wieder zu sehen, Alter. Alles cool?« Holger, der langhaarige, groß gewachsene Wirt der ›Kleinen Rockbühne‹ lachte dröhnend, als er Max zur Begrüßung die Hand schüttelte.
»Bei mir ist alles paletti. Freut mich auch, dich mal wieder zu sehen, Holger. Gut schaust du aus. Wie viele Vorbestellungen hast du für heute?«
»150. Der Laden wird proppenvoll.« Holger, heute mal wieder ganz im Leopardenoutfit, lachte erneut und zeigte ins noch leere, holzvertäfelte Rund.
»Das ist nicht dein Ernst. Bei dem schönen Wetter? Und Wiesn ist doch auch noch. Wie geht das denn?«
»Ein Haufen Italiener und Australier haben angerufen. Vielleicht hast du ja Fans, von denen du noch gar nichts weißt. Auf jeden Fall könnt ihr euch freuen, du und Mike. Das wird ein volles Haus heute, und natürlich gibt es dafür auch anständig Gage.«
»Das lass ich mir gefallen. Auf den positiven Schock hin brauche ich, glaube ich, erst mal ein Bier.«
»Kommt sofort, Herr Popstar.« Klar, dass Holger sich gleich wieder vor Lachen über seinen gelungenen Spruch mit dem Popstar wegwarf.
Max setzte sich an den Stammtisch. Kurze Zeit später gesellte sich Holger mit zwei gut eingeschenkten Bieren zu ihm. Sie stießen an. Auf die guten alten Zeiten, auf das Leben und überhaupt. Max hatte früher oft hier gespielt. Er mochte das gemütliche Lokal, das seit Anfang der Siebzigerjahre existierte, und er mochte Holger, die Seele des Ganzen, der gleichzeitig auch schon seit Jahren die Seele der Münchner Musikszene war. Holger kannte so gut wie jeden, und so gut wie jeder kannte Holger. Er hatte für alle ein offenes Ohr, und bei Problemen wusste er immer Rat.
»Warst du schon auf der Wiesn, Max?«, fragte er jetzt, nachdem beide einen großen Schluck Bier getrunken hatten.
»Frag mich lieber mal, wann ich in letzter Zeit daheim war.«
»Verstehe. Volles Programm.«
»Das kannst du laut sagen. Wie jedes Jahr, wenn der Ausnahmezustand ausgerufen ist. Einen Mord hat es auch noch gegeben, den ich aufklären muss.«
»Auf der Wiesn?«
»Pfeilgrad. Hinterm Bierzelt.«
»Nein.«
»Doch.«
»Ja, da schau her. Wir sind früher ja auch oft hinter dem Bierzelt gewesen. Aber aus ganz anderen Gründen. Was, Max?«
»Stimmt.«
»Ja mei. Die Zeiten werden härter und die Menschheit immer verrückter. Was soll man da machen?« Holger schüttelte den Kopf. »Sei froh, dass du jetzt Privatdetektiv bist und nicht mehr bei der Polizei«, fuhr er fort. »Da kannst du dir deine Fälle wenigstens aussuchen.«
»Wie man’s nimmt. Meistens suchen ja eher die Fälle mich aus. Egal. Ich werde schon rauskriegen, wer es war.« Max stierte nachdenklich ein paar Löcher in die stickige Kneipenluft. Bisher habe ich es schließlich immer herausbekommen, da wird es diesmal nicht anders sein.
»Hey, Max. Servus, Holger!«
Mike stand vor ihnen. Gutgelaunt und frisch geduscht.
»Spät kommt er, doch er kommt«, scherzte Max.
»Moment. Es ist gerade mal kurz vor acht. Jede Menge Zeit, meine Gitarre zu stimmen und die Anlage einzustellen. Oder nicht?« Mike zeigte auf die riesige Billigarmbanduhr an seinem Handgelenk.
»Logisch, Mike. War bloß ein Witz mit dem Spätkommen.« Dass diese Künstler immer so empfindlich sein mussten.
»Na gut. Aber was sehe ich denn da? Spielst du jetzt doch Gitarre? Ich dachte, das geht nicht mit deinem verletzten Arm.«
Mike zeigte auf
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