Mordwoche (German Edition)
dieser Geschichte dran war. Sie verwarf diesen Gedanken jedoch sofort wieder. Als Anwalt würde er ihr bestimmt nichts sagen und sich hinter der Schweigepflicht verstecken. Und seine Frau bekäme sicher kalte Füße, wenn sie erführe, welche Kreise ihre Indiskretion bereits gezogen hatte.
Dann musste sie es eben bei Adriano Felice probieren. Schließlich hatte ihr Mann gestern Abend auch mit dem Italiener telefoniert. „Gabi, nimm es mir nicht übel, aber ich gehe lieber nach Hause. Ich merke, dass das doch alles ein bisschen zu viel für mich ist.“ „Mach das, meine Kleine. Und melde dich, wenn ich etwas für dich tun kann. Ja? Du weißt, ich bin immer für dich da!“ Küsschen links und Küsschen rechts, dann hatte Elfi ihre Ruhe und Zeit zum Nachdenken.
Pluto machte es nichts aus, dass er kürzer als gewohnt draußen war. Der alte Rottweiler war langsam geworden und freute sich, dass er wieder ins Warme kam. Elfi hängte ihren Pelz an die Garderobe und ging ins Wohnzimmer. Der Anrufbeantworter blinkte. „Hallo Mama, hier ist Katrin. Uns sitzt der Abend gestern noch ziemlich in den Knochen und deshalb fände ich es besser, wenn du heute beim Essen nicht dabei wärst. Lass uns die Tage mal in Ruhe miteinander über alles sprechen.“ Elfi musste die Nachricht zweimal abspielen bevor sie glaubte, was sie da eben gehört hatte. Ihre Tochter hatte sie tatsächlich ausgeladen. Katrin wollte nicht, dass sie heute mit beim Essen dabei war, das traditionell am ersten Weihnachtsfeiertag bei ihr stattfand und meist nahtlos ins Kaffeetrinken überging. Elfi stand wie vom Donner gerührt vor dem Telefontischchen. Sie war es doch, die Susanne verteidigt hatte und jetzt wurde sie bestraft. Das war ungerecht! Und Karl? Der war natürlich willkommen.
Auf dem Sofatisch stand noch ihr Cognac-Glas vom Vorabend. Elfi setzte sich hin. Sie überlegte nicht lange, schenkte nach und leerte das Glas in einem Zug. Dann griff sie zum Telefonhörer und rief bei den Felices zu Hause an. In der Pizzeria war schließlich Ruhetag und sie musste unbedingt mit Adriano sprechen. Sie mochte den Venezia -Wirt nicht besonders, schon die Art wie er redete, war ihr zuwider. Aber heute ging es nicht anders, sie brauchte seine Hilfe. Adriano Felice ließ sich auch nicht lange bitten. Er sei um zwölf Uhr mit Karl in der Pizzeria verabredet. Worum es ginge, wisse er auch noch nicht. Karl habe ihm gesagt, dass er nach ihrem Treffen noch von seiner Familie zum Essen erwartet würde. Aber heute Nachmittag könne er sich nochmal für ein halbes Stündchen davonstehlen, um Elfi zu treffen. Die Verabredung stand. Um sechzehn Uhr in der Pizzeria. Elfi schloss die Augen und lehnte sich auf dem Sofa zurück. Was für ein Tag!
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Georg Haller verließ das Friseur-Geschäft. Die ganze Sache war wohl ein bisschen zu viel für Gerda König. Die Ärmste! Jetzt hatte sie ihm tatsächlich von einem Unbekannten erzählt, der mit einer Waffe in der Jackentasche bei ihnen im Salon aufgetaucht war. Die ganze Geschichte kam dem Hauptkommissar ziemlich unwahrscheinlich vor. Die ganze Aufregung war vielleicht ein bisschen zu viel für die Salon-Chefin. Um sie zu beruhigen, hatte er ihr versprochen, dieser Spur auf alle Fälle nachzugehen. Vorerst erschien es ihm allerdings wichtiger, diesen Peter Fuchs ausfindig zu machen. Möglicherweise war er der Letzte, der Elfi Merz lebend gesehen hatte. Verschmähte Liebe war durchaus ein nachvollziehbares Mordmotiv. Der Hauptkommissar sagte seiner Kollegin Bescheid, dass er noch im Goldenen Hirsch vorbeischauen würde. Dort wartete er in der kleinen Lobby auf Peter Fuchs, der seinen Aufenthalt im Hotel eigentlich heute beenden wollte wie Margot König, die Schwägerin von Gerda und Otto König, dem Hauptkommissar anvertraute. Um sich nicht vorwerfen zu müssen, dass er Gerda Königs Bedenken auf die leichte Schulter nahm, hatte Georg Haller die Hotel-Chefin noch um eine Kopie des Ausweises des Italieners gebeten. Die Daten sollte Lisa-Marie heute Nachmittag überprüfen. Sicher war sicher.
Peter Fuchs war immer noch ein attraktiver Mann mit einem gewinnenden Lächeln. Eine seriöse Erscheinung, graue Haare, gediegen gekleidet und eine teure Uhr am Handgelenk. Aber das bemerkte nur ein Kenner, denn Peter Fuchs war ein Mann der leisen Töne, der keinen Gefallen an Statussymbolen fand. Ganz offensichtlich hatte er es in seinem Leben zu Wohlstand gebracht, ganz entgegen Elfis Vermutungen. „Guten Tag, Herr
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