Mordwoche (German Edition)
auch den ganzen Sonntag mit meiner Mutter verbracht. Spazierengehen durch die Stadt, Kaffeetrinken im Stadtcafé und Geschichtenanhören im Altersheim. Um halb acht hatte ich mich mit Elfi zum Abendessen verabredet. Die Küche hier im Goldenen Hirsch war schon immer ausgezeichnet. Ich hatte einen schönen Tisch bestellt und war pünktlich in der Lobby. Dort wartete ich auf Elfis Anruf. Wir hatten vereinbart, dass sie sich meldet, sobald sie ihr Auto geparkt hätte. Ich wollte sie dann direkt am Wagen abholen. Es war ihr wichtig, dass das erste Wiedersehen nicht vor Publikum stattfand. Sie war wohl genauso aufgeregt wie ich.“
„Und, hat Frau Merz sich gemeldet?“ „Anfangs ärgerte ich mich, dass Elfi nicht pünktlich war und mich warten ließ. Ich kam mir vor wie bestellt und nicht abgeholt. Nach vierunddreißig Jahren hatte ich eigentlich erwartet, dass auch Elfi erwachsen geworden wäre. Als ich dreißig Minuten hier herumgesessen hatte, versuchte ich, sie auf ihrem Handy zu erreichen. Aber es ging immer nur die Mailbox d ran. Ich konnte es nicht fassen, dass mich diese Frau offenbar ein zweites Mal hatte sitzen lassen!“
„Was haben Sie dann gemacht?“ „Das Abendessen habe ich ausfallen lassen, der Appetit war mir vergangen. Ich habe mich mit zwei Flaschen Rotwein auf mein Zimmer zurückgezogen. Als ich dann heute Morgen mit einem ziemlichen Schädel aufwachte, musste ich erst einmal an die frische Luft. Bei meinem Stadtrundgang habe ich den Menschenauflauf vor dem Friseurgeschäft entdeckt.“
„Wussten Sie gleich, dass die Tote Elfi Merz war?“ „Den Käfer habe ich natürlich sofort erkannt. Mit dem kam Elfi immer zu unseren Treffen. Sie war wahnsinnig stolz auf ihr erstes Auto. Dass sie das alte Schätzchen aber immer noch hatte, überraschte mich. Auf die Tote konnte ich nur einen kurzen Blick werfen. Es war ziemlich viel los vor dem Salon König. Soweit ich das sagen kann, hat Elfi sich in all den Jahren kaum verändert. Die Haare waren früher allerdings kürzer und von Natur aus braun. In ihrem Alter dürften sie jetzt wohl gefärbt gewesen sein. Wissen Sie schon, wie sie zu Tode kam?“ „Es tut mir wirklich leid, Herr Fuchs, aber da Sie kein Angehöriger von Frau Merz sind, darf ich Ihnen keine Auskunft erteilen. Ich habe gehört, dass Sie heute abreisen wollen. Wenn ich mir eine persönliche Bemerkung erlauben darf, dann rate ich Ihnen, doch noch einmal Ihre Mutter zu besuchen. Schauen Sie bei der Gelegenheit doch auf einen kurzen Sprung bei meiner Mutter, Frau Gerlinde Haller, vorbei. Sie wohnt im zweiten Stock. Sagen Sie ihr einen schönen Gruß von ihrem Sohn und sie soll Ihnen ihre Elfi-Version erzählen. Sie weiß dann schon, was ich meine. Sie werden von ihr einen guten Grund erfahren, um noch bis morgen zu bleiben.“ Peter Fuchs verstand, dass sich Georg Haller schon mit diesem Hinweis über seine Befugnisse hinweggesetzt hatte und fragte nicht weiter nach.
Als Georg Haller um halb vier zurück in sein Büro kam, setzte sich Lisa-Marie mit einem breiten Grinsen auf seinen Schreibtisch. „Willst du wissen, was ich weiß?“ „Klar, leg los.“ „Was krieg ich dafür?“ Georg sah seine Kollegin unsicher an. Nicht schon wieder! Was sollte er auf so eine Frage nur antworten? Ein bisschen vermisste Georg seine gleichförmige Arbeit von letzter Woche. Die Tote und seine Kollegin hatten für ganz schön viel Wirbel in seinem Alltag gesorgt. „Ich könnte dir zum Beispiel erzählen wie das Gespräch mit Peter Fuchs lief.“ „Abgemacht. Was erzählt der Ex-Lover?“ „Der Ex-Lover, wie du ihn nennst, hat ein lupenreines Alibi. Ich habe mit den Hotel-Angestellten gesprochen, unter anderem mit dem Kellner, der dem Mann gestern Abend noch zwei Flaschen Rotwein verkauft hat. Nachdem Elfi nicht zu ihrer Verabredung aufgetaucht war, hat sich Peter Fuchs allein in seinem Zimmer die Kante gegeben. Der einzige Ausgang aus dem Hotel war zum fraglichen Zeitpunkt besetzt. Peter Fuchs hat das Hotel nicht verlassen. Außerdem passen seine Angaben auch zu den Anrufen, die wir auf dem Handy der Toten gefunden haben. Zum Zeitpunkt des Anrufs musste die Frau also bereits tot gewesen sein. Und jetzt du.“
„Also, der Basti war echt fix. Er und sein Kollege von der Gerichtsmedizin wollten den Fall wahrscheinlich auch noch vor Silvester vom Tisch haben. Jedenfalls waren sie vorhin noch hier und haben mir das Ergebnis der Obduktion mitgeteilt. Das Protokoll kriegen wir voraussichtlich in den
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