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Mordwoche (German Edition)

Mordwoche (German Edition)

Titel: Mordwoche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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denn das passieren?“ Elfi hatte sich wie jeden Tag um zehn Uhr mit ihrer Freundin Gabriele getroffen, um die Hunde gemeinsam auszuführen. Pluto war zwar schon ein älteres Semester, aber die täglichen Gassi-Runden brauchte er trotzdem. Gabi hatte wie üblich an der kleinen Brücke bei den Schrebergärten gewartet, bis Elfi und ihr Begleiter um die Ecke bogen. Die beiden Hunde kannten sich seit vielen Jahren, beschnüffelten sich aber trotzdem jedes Mal aufs Neue. Gabi war fünf Jahre älter als Elfi und nannte sie „Schätzchen“ oder „Kleine“. Von jeder anderen Person hätte Elfi sich solche Kosenamen verbeten, aber bei Gabi war das was anderes. Man konnte ihr nicht böse sein. Und jetzt wartete die Freundin im dicken Wollmantel und mit einer Pelzmütze auf Elfi, um erst die Schrebergärten zu durchqueren, bevor der Weg dann an Feldern vorbei in einem großen Bogen wieder zu dem Wohngebiet führte, in dem die beiden Frauen lebten. Elfi in der repräsentativen Merz’schen Villa und Gabi in einem etwas bescheideneren klinkerverzierten Einfamilienhaus. Gabis Mann Alfons war auch im Bärlinger Gewerbeverein, ihm gehörte ein kleines Schreibwarengeschäft am Marktplatz und die beiden Frauen hatten sich angefreundet, als sie früher noch gelegentlich zu den Treffen des Gewerbevereins mitgegangen waren.
     
    Gabi hatte vom Warten schon eine rote Nase und breitete die Arme aus, um Elfi an sich zu drücken. Elfi versank in den Armen der Freundin, die einen guten Kopf größer war als sie und sicher doppelt so viel auf die Waage brachte wie die zierliche Autohaus-Gattin. „Schätzchen, was macht ihr nur für Sachen?“
    Elfi kam erst aus der besorgten Umklammerung ihrer Freundin los, als die beiden Hunde so an ihren Leinen zogen, dass die Frauen ihre Position verändern mussten. Elfi fragte sich woher Gabi wissen konnte, was Susanne ihnen gestern Abend eröffnet hatte? Waren sie und Alex etwa Hand in Hand durch Bärlingen gelaufen, um allen zu zeigen, dass die Tochter vom Merz vom anderen Ufer war? Elfi war sich nicht sicher, was die Freundin meinte und wollte lieber auf Nummer Sicher gehen: „Was meinst du denn für Sachen?“ „Ach Kleine, du musst jetzt nicht die starke Elfi spielen. Wir kennen uns doch schon so lange! Und weißt du, die Welt geht auch nicht unter nach einer Scheidung.“ Scheidung? Moment, hatte sie da irgendetwas verpasst? Elfi blieb stehen und sah die Freundin erstaunt an. „Wer hat hier was von Scheidung gesagt?“
     
    Elfi verstand jetzt gar nichts mehr. Das konnte doch nicht sein! Niemals hatten sie und Karl über Scheidung gesprochen. Sie hatten zwar ihre Differenzen und sich auch langsam aber sicher auseinandergelebt, aber Trennung war kein Thema gewesen. Wenn Elfi sich wieder einmal über ihren Mann ärgerte, dann tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis dass der Tod sie schied. Und zwar bei voller Erbberechtigung.
    „Komm schon, Elfi. Du weißt doch, dass es in Bärlingen kein Geheimnis gibt, sobald man einem Menschen etwas Vertrauliches erzählt hat.“ Da hatte Gabi allerdings Recht. Es war allerdings ein großer Unterschied ob man mit heimlicher Schadenfreude die Lebenstragödien der anderen verfolgte oder ob man selbst plötzlich im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stand. Und jetzt sollte die Buschtrommeln eine Neuigkeit verkündet haben, von der sie noch nichts wusste und die sie so existentiell betraf, dass es Elfi schwindelte. Elfi konnte es einfach nicht glauben. „Gabi, ich weiß nichts von einer Scheidung. Ich hatte zwar gestern Abend eine Auseinandersetzung mit Karl, aber von Trennung war keine Rede.“ „Schätzchen, das tut mir so leid für dich, du Arme! Aber weißt du, dein Karl hat dem Heinz Riebel gestern Abend auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass er sich scheiden lassen will. Die Frau vom Riebel hat die Nachricht abgehört und es ihrer Schwester im Vertrauen weitererzählt. Und den Rest kannst du dir denken.“
    Elfi war sprachlos. Das steckte also hinter dem Telefonat. Karl bereitete hinter ihrem Rücken die Scheidung vor! Es war ganz offensichtlich, er wollte sie enterben. Das konnte er nicht machen! Elfi war empört. Vielleicht war aber alles auch nur ein Irrtum. Schließlich liebten die Leute nichts so sehr wie das Gerücht, das sich um das Verderben ihres erfolgreichen Nachbarn rankte. Elfi nahm sich vor, bei Riebels anzurufen, gleich wenn sie zu Hause war und den Heinz persönlich zu fragen, was an

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