Mordwoche (German Edition)
kommenden Tagen.“ „Mach’s doch nicht so spannend! Was haben die Experten herausgefunden?“ „Die Merz ist an einer Vergiftung durch Kohlenmonoxyd gestorben. Es gab keine weiteren Hinweise auf eine andere Todesursache. Organisch war die Frau total gesund. Die beiden Gerichtsmediziner haben mir das dann noch ganz ausführlich erklärt und beschrieben, dass man eine Vergiftung zweifelsfrei an einem Lungenödem erkennen könne. Ich fand es etwas eklig, als sie mir erklärt haben, wie sie die Lungenflügel aus dem Brustkorb entnommen und gewogen haben. Die brachten mehr als das Doppelte des sonst Üblichen auf die Waage und waren gefüllt mit einer schaumigen hellrosa Flüssigkeit.“ „Ist gut, die kurze Version reicht mir völlig aus. Dass Kohlenmonoxyd im Spiel war, ist jetzt auch nicht so eine große Neuigkeit; gab es irgendwelche Hinweise auf ein Fremdeinwirken?“ „Negativ. Basti und sein Kollege meinten, wenn jemand Elfi Merz im Wagen hätte umbringen wollen, dann hätten sie entweder Abwehrspuren an der Toten gefunden, denn niemand lässt sich wohl freiwillig in einen Wagen setzen, in den die Abgase geleitet werden oder das Opfer hätte betäubt werden müssen. Auch hierfür gab es keinerlei Anhaltspunkte. Es fanden sich weder Spuren von Betäubungsmitteln im Blut noch irgendwelche Fesselungsmale.“
„Scheint ganz so, als habe sich Elfi Merz doch selbst das Leben genommen. Fragt sich nur wie. Haben sich die Kollegen von der Kriminaltechnik schon gemeldet, die das Auto untersuchen?“ „Nö, aber ich kann dort gern mal anrufen.“ „Alles klar. Ich mach mich dann ans Protokoll. Die Staatsanwaltschaft wird auch erleichtert sein, dass der Fall so schnell von ihrem Schreibtisch ist. Wer geht schon gern mit Altlasten ins neue Jahr?“
Georg Haller freute sich auf seinen Feierabend wie schon lange nicht mehr. Dass zu Hause heute niemand auf ihn wartete, störte ihn ausnahmsweise überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Er konnte es kaum abwarten, endlich seine Ruhe zu haben. Zu gern hätte er schon gewusst, wie es zu der Kohlenmonoxyd-Vergiftung der Toten gekommen war. Die Gerichtsmediziner schlossen einen Mord aus, aber sie hatten am Tatort keinerlei Spuren gefunden, die auf einen Suizid hindeuteten. Leider waren die Kollegen von der Kriminaltechnik nicht so schnell. Das heißt, sie arbeiteten schon flott, aber es hatte einfach länger gedauert, den Käfer zu verladen und in die nächste Stadt zu bringen. Der starke Schneefall hatte den Transport des Beweismittels auch nicht gerade leichter gemacht. Jedenfalls lagen noch keine Ergebnisse vor, als Georg an diesem Montagabend das Büro verließ. Da konnte man nichts machen. Lisa-Marie hatte garantiert ihren ganzen Charme spielen lassen, als sie sich bei den Kollegen nach dem VW-Käfer erkundigt hatte, da war sich der Hauptkommissar sicher. Es blieb ihnen nichts anders übrig als zu warten.
Georg Haller parkte sein Auto. Die Parklücke direkt vor dem Hauseingang hielten die Hausbewohner immer für ihn frei. Es war ein ungeschriebenes Gesetz in der Schubartstraße Nummer 5, dass dieser Parkplatz reserviert war. Schließlich musste „ihr“ Schorsch, der Hüter von Recht und Ordnung, das Auge des Gesetzes in Bärlingen, allzeit einsatzbereit sein. An ihnen sollte es nicht liegen, wenn Georg nicht rechtzeitig zu seinem Dienst kam. Georg Haller hinterfragte dieses Privileg schon lange nicht mehr. Das war eben so. Und er fand es auch nicht unangenehm, nach einem langen Arbeitstag direkt vor dem Haus parken zu können.
Als er seinen Briefkasten leerte, kam ihm Herr Ebert von oben entgegen. Endlich war der Schorsch da! Herr Ebert hatte schon eine dreiviertel Stunde im dunklen Zimmer hinter dem Vorhang ausgeharrt und auf die Straße gespäht, um zu sehen, wann der Hauptkommissar endlich nach Hause käme. Jetzt sollte ihre Begegnung im Treppenhaus etwas Zufälliges haben und Herr Ebert bemühte sich um einen beiläufigen Tonfall. „Ach, schau her, der Schorsch hat auch Feierabend. Gell, dein Arbeitstag ist schon ziemlich lang.“ „Da haben Sie Recht, Herr Ebert. Einen schönen Abend wünsche ich Ihnen.“ Georg wollte nur noch in seine Wohnung, ein kühles Bier aus dem Kühlschrank holen und die Beine vor dem Fernseher hochlegen. „Sag mal, stimmt das, was die Frau Schäufele mir erzählt hat, dass du in einem Mordfall ermittelst? Ich dachte immer, dafür sei die Kriminalpolizei zuständig.“ Es sah im Augenblick leider so aus, als ob Georg Hallers
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