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Mordwoche (German Edition)

Mordwoche (German Edition)

Titel: Mordwoche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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Feierabendbierchen in unerreichbare Ferne gerückt wäre.
    Wie sollte der Hauptkommissar dem älteren Herrn erklären, dass sie unter den gegebenen Umständen zwar eine vom Staatsanwalt angeordnete Obduktion der Leiche vorgenommen hatten, wie es bei unnatürlichen Todesfällen nun einmal vom Gesetzgeber vorgesehen war, dass der Fundort aber keine Rückschlüsse darauf zugelassen hatte, dass hier ein Fremdverschulden vorlag. Sie hatten also eine Tote, die zwar ganz zweifelsfrei tot war, die sich aber allem Augenschein nach nicht selbst in diese Lage gebracht haben konnte, weil es keine Spuren einer Selbsttötung gab. Da es aber überhaupt keine Spuren gab, gab es eben auch keinen sichtbaren Hinweis auf einen Täter. Deshalb durfte er die Ermittlungen so lange leiten, bis die Gerichtsmedizin oder die Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchung Anhaltspunkte dafür lieferten, dass Elfi Merz unfreiwillig von jemandem ins Jenseits befördert worden war.
    Georg Haller entschied sich für die einfache Version. „Im Augenblick gibt es nur eine Tote und sonst keine weiteren Spuren. Erst wenn sich Hinweise auf einen Täter verdichten, wird der Fall was für die Kollegen von der Mordkommission. Mehr kann ich Ihnen aber wirklich nicht sagen, Herr Ebert. Sie wissen doch, Berufsgeheimnis.“ „Das weiß ich doch, Schorsch. Es ist nur so, dass ich die Elfi auch von früher kannte. Die hat ihren Mann ganz schön an der Nase herumgeführt, wenn du mich fragst. Und der Merz hat es nicht mal bemerkt, dass seine Frau ihm nicht nur einmal Hörner aufgesetzt hat.“ Der ältere Herr zwinkerte dem Hauptkommissar verschwörerisch von Mann zu Mann zu. „Ich pack’s dann mal, Herr Ebert. Gute Nacht!“ „Dann toi toi toi für deine Arbeit. Du machst das schon, Junge.“
     
    Georg Haller konnte die Treppenstufen bis zu seiner Wohnung ohne weitere Zwischenfälle erklimmen. So, jetzt nur noch aufschließen und dann rein in den Feierabend! „Ach Schorsch, gut dass ich dich treffe!“ Der Hauptkommissar hielt inne, seufzte und drehte sich um. Hinter ihm kam Frau Schäufele die Treppe hochgeächzt. Was war denn heute mit seinen Oldies los hier im Haus?
    Frau Schäufele wohnte schräg unter ihm und musste ihm durch ihren Spion in der Tür aufgelauert haben. „ Schorsch, warte kurz. Ich hab doch noch deine Hemden.“ Sie überreichte Georg die Bügelwäsche. Akkurat gebügelt hingen die Hemden wie eine Eins auf den Kleiderbügeln. „Sag mal, weißt du schon, wer der Mörder von der Frau Merz ist?“ Aha, daher wehte der Wind, etwas anderes hätte Georg Haller auch gewundert. Hatte seine Nachbarin die Hemden etwa extra so lange als Pfand zurückbehalten, bis sie die Kleidungsstücke gegen Informationen, Bärlingens inoffizielle Währung, umtauschen konnte? Georg freute sich einerseits, seinen Kleiderschrank endlich wieder auffüllen zu können und sich weitere Peinlichkeiten aus der väterlichen Garderobe zu ersparen, andererseits war das Vergnügen, morgen in die eigene Wäsche zu schlüpfen wirklich hart erkauft. „Danke für die Hemden, Frau Schäufele. Die sehen wieder ganz klasse aus.“ Die Hausfrau freute sich offensichtlich über dieses Lob, vergaß darüber aber keineswegs, warum sie eigentlich gekommen war.
    „Der Tod von der Elfi Merz hat sich schon in der ganzen Stadt rumgesprochen. Die meisten weinen ihr keine Träne nach. Sie war schon auch ein rechter Besen. Stell dir vor, sie hat sogar angedroht, einige von den langjährigen Angestellten des Autohauses zu entlassen, wenn sie erst einmal allein auf dem Chefsessel säße. Vielleicht hat sie letzte Woche schon die ersten Kündi gungen ausgesprochen und dann...“ Frau Schäufele fuhr mit dem Zeigefinger ihre Kehle entlang. „Tatsächlich, erzählt man sich das in Bärlingen?“ „Ja. Und manche glauben sogar, dass hinter dem Tod ihre eigene Tochter und ihr Schwiegersohn stecken. Die haben Schulden, sogar ziemlich hohe. Wenn Elfi Merz vielleicht auch ihrem Schwiegersohn mit Entlassung gedroht hat? Jedenfalls war wohl auch das Verhältnis von Elfi zu ihrer Tochter ziemlich angespannt. Aber was Genaues weiß ich da auch nicht.“ „Frau Schäufele, Sie zaubern ja immer neue Verdächtige aus dem Hut.“ Die Nachbarin hatte vor Aufregung ganz rote Backen bekommen und Georg hatte seine Hemden über den Arm gelegt und suchte nach dem Absprung. Zwischen ihm und dem Feierabend lag nur noch die Wohnungstür! Sein Handy klingelte, Gott sei Dank! „Tut mir leid, Frau Schäufele.

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