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Mordwoche (German Edition)

Mordwoche (German Edition)

Titel: Mordwoche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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Ich muss rangehen, ich habe Bereitschaft.“ „Ich will die Suche nach dem Mörder bestimmt nicht behindern. Geh du nur ans Telefon.“ Georg Haller nickte seiner Nachbarin zu, nahm ab und drückte die Wohnungstür von innen mit dem Hintern zu. Lisa-Marie war am Apparat. „Ja, ich bin schon zu Hause, was gibt’s denn?“ „Die KTU hat sich noch gemeldet. Ich dachte, das würde dich interessieren.“ „Erzähl!“
     

- 20 -
     
    Karl Merz hatte schlecht geschlafen. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Immer und immer wieder ging er das Gespräch im Wohnzimmer durch. Er bereute es inzwischen, seine Tochter so schroff abgewiesen zu haben. Heute Mittag musste er ihr und Alex unbedingt sagen, dass er überreagiert hatte. Grundsätzlich hatte er seine Meinung zwar nicht geändert und er blieb dabei, der Schwiegersohn seiner Träume war nun einmal keine Frau, aber er wollte seine Tochter nicht verlieren. Und wegen der anderen Sache würde er seinen Freund Heinz Riebel heute Abend noch einmal anrufen. Die Angelegenheit duldete schließlich keinen Aufschub. Jetzt hatte er allerdings noch etwas anderes vor.
     
    Auf das Taxi musste er nicht lange warten. Karl Merz war froh, dass er seiner Frau heute Morgen nicht begegnet war. Es wäre ihm schwer gefallen, ihr in die Augen zu sehen. Er wollte auch keine Rechenschaft darüber ablegen, wohin er ging. Die letzten Wochen hatte er nur noch selten das Haus verlassen, weil er so schwach war. Auch heute mutete er seinem Körper eigentlich mehr zu, als ratsam war. Aber auf seine Gesundheit konnte Karl Merz keine Rücksicht nehmen, bei dem, was er heute vorhatte. Wenn Elfi wider Erwarten ein schlechtes Gewissen bekommen haben sollte und sich um ihn sorgen würde, war ihm das egal. Vielleicht würde sie seine Abwesenheit aber nicht einmal bemerken. Ausmachen würde es ihr nichts, wenn er weg war, da war sich Karl sicher. Schließlich hatte sie gestern nicht einmal einen Versuch unternommen, mit ihm zu sprechen. Zwischen ihnen war alles gesagt. Eine Entschuldigung gab es weder für den Zeitpunkt des Geständnisses, noch für die Wortwahl und ganz sicher nicht für die Fakten, die seine Frau damit geschaffen hatte.
     
    „Grüß Gott, Herr Merz. Wo soll es denn hingehen?“ „In die Stuttgarter Straße, ins Autohaus.“ Sein Bekanntheitsgrad schmeichelte ihm und er genoss es, nur von „dem Autohaus“ zu sprechen. Karl Merz machte es sich im Fond des Wagens bequem. Endlich hatte er wieder einmal das Gefühl, aktiv ins Geschehen einzugreifen und nicht nur darauf angewiesen zu sein, dass ihm Informationen zugetragen wurden oder dass Elfi ihm von ihren Entscheidungen berichtete. Karl Merz hatte schon vor einiger Zeit die Geschicke des Autohauses in die Hände seiner Frau gelegt. Eigentlich hatte er vorgehabt, die Entscheidungen von zu Hause aus zu treffen. Aber der Krebs hatte ihm in den letzten Monaten so zugesetzt, dass es ihm schon zu anstrengend geworden war, sich von den Vorgängen auch nur berichten zu lassen und Arbeiten zu delegieren. Sein Lebenswerk war ihm nach und nach entglitten und dieser Verlust wurde ihm jetzt wieder einmal mehr schmerzlich bewusst. Aber er freute sich auch auf seinen Besuch im Autohaus. Allerdings hatte er auch Angst davor, dass es vielleicht sein letzter sein könnte. Er lebte lang genug mit der Diagnose „Chronische Leukämie“, dass er wusste, wie sich der Krebs anfühlt, wenn er zwar da ist, ihm aber noch genügend Luft zum Leben ließ. Seit ein paar Wochen war das anders. Karl merkte, wie seine Kräfte schwanden und er war Realist genug, um sich einzugestehen, dass es jetzt jeder einzelne Tag war, der“ zählte.
     
    „Und, hatten Sie auch schöne Weihnachten, Herr Merz? Waren die Töchter da und die Enkel?“ „Das Übliche, Sie kennen das bestimmt.“ Karl Merz war nicht zum Plaudern aufgelegt. Der Gedanke an seine Enkel machte ihn wehmütig. Er würde sie nicht mehr aufwachsen sehen. Was wohl aus ihnen werden wird? Marie, die so schön Klavier spielte. Ob sie vielleicht später mal was mit Musik machen würde? Besser nicht, dachte sich ihr Großvater. Sie sollte lieber einen Beruf erlernen, mit dem sie auch ihr Geld verdienen konnte. Und Lukas? Der kleine Kerl war gerade ein halbes Jahr in der Schule und ein begeisterter ABC-Schütze. Hoffentlich konnte er sich diese Freude am Lernen bewahren. Und dann war schließlich noch ein Enkel unterwegs. Karl Merz musste schlucken. Der Gedanke, dass er es vielleicht nicht mehr erleben würde, wie

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