Mordwoche (German Edition)
nicht schlafen!“ „Was ist denn los, Gerda?“ „Macht es dir überhaupt nichts aus, dass da draußen ein Fremder rumläuft, der eine Pistole in der Jacke versteckt hat?“ „Nein, natürlich nicht. Aber jetzt kann ich auch nichts daran ändern. Nachher rufe ich den Fritz an, versprochen. Jetzt lass uns erst einmal was essen.“
Gerda König stell te zwei Teller mit Linsen, Würstchen und Spätzle auf den Tisch. „Du hast Recht, Otto. Wir sollten uns von so einem Mafioso nicht den Appetit verderben lassen. Aber den Kerl, den knüpfen wir uns heute noch vor.“ „Du scheinst ganz wild darauf zu sein, auf Verbrecherjagd zu gehen. Wenn ich mitkommen soll, dann will ich wenigstens gut gestärkt sein.“
Natürlich würde Otto König seine Frau in den Goldenen Hirsch begleiten. Auch wenn er das Unternehmen ziemlich waghalsig und auch ein wenig gefährlich fand, der Gefahr wollte er seine Frau nicht allein aussetzen. Im Falle eines Falles würde er dem Italo-Fuzzi schon zeigen, dass mit ihm nicht zu spaßen war. Schließlich war er in seiner Jugend mal Vereinsmeister im Ringen gewesen. Unter keinen Umständen würde er Gerda allein gehen lassen. Es war ihm klar, dass seine Frau nicht eher zur Ruhe kommen würde als bis sie herausgefunden hatte was es mit dem Fremden auf sich hatte.
Otto hatte gerade die ersten Löffel seiner Mahlzeit gegessen, als das Telefon klingelte. „Ich geh schon, Gerda, iss du in Ruhe auf.“ Als ihr Mann wieder in die Küche kam, sah Gerda König sofort, dass das der Anruf gewesen war, auf den sie seit gestern Nachmittag warteten. „Und?“ „Die Margot war dran. Der Fremde hat sich die Sauna anheizen lassen und ist vor einer Viertelstunde im Wellness-Bereich verschwunden.“ „Hat vielleicht kalte Füße bei uns bekommen?“ „Jedenfalls meint Margot, dass der Italiener jetzt bestimmt die nächsten anderthalb Stunden nicht in seinem Zimmer sein wird.“ Gerda König sah auf ihre Uhr, es war mittlerweile zwanzig nach eins, um zwei mussten sie wieder hier sein, weil die nächsten Kunden warten würden. „Dann nichts wie los, Otto!“ Der Friseur verabschiedete sich schweren Herzens von seinem Mittagessen. Mit dem Detektiv-Spiel würde er sich dauerhaft nicht anfreunden können, wenn dabei regelmäßig das Essen auf der Strecke blieb.
Gerda und Otto König bemühten sich, keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, als sie zu Fuß den Marktplatz überquerten, um zum Goldenen Hirsch zu gelangen. Durch die Fußgängerzone waren sie schneller am Hotel als mit dem Auto um den Altstadtring. Aber sie mussten sich beeilen, schließlich sollte niemand etwas von ihrer Mission mitbekommen und Unpünktlichkeit waren die Kunden im Salon König nicht gewohnt. Da würde es zwangsläufig Fragen geben und die wollten die Friseure vermeiden.
„Gerda, mach ein wenig langsamer. Ich komme kaum noch hinterher.“ Otto König hatte Mühe, mit seiner Frau Schritt zu halten. „Es muss auch nicht jeder sehen, dass wir es eilig haben. Schalte mal einen Gang zurück, wir sind doch gleich da.“ Gerda König bremste ihren energischen Schritt und hakte sich bei ihrem Mann unter. Die Eheleute betraten den Goldenen Hirsch durch den repräsentativen Haupteingang. Jeder, der sie hier sah, konnte denken, dass sie mit Ottos Bruder oder seiner Frau verabredet waren. Margot empfing Gerda und Otto König mit verschwörerischer Miene. Die Frauen umarmten sich zur Begrüßung und Otto schüttelte ihr die Hand. „Ich bringe euch hoch und lasse euch rein. Aber bitte, das bleibt unter uns! Wenn das raus kommt, dann können wir hier dicht machen. Wir haben einen Ruf zu verlieren.“ „Danke Margot, das wird sicher auch nicht wieder vorkommen“, raunte Otto seiner Schwägerin zu.
Margot König öffnete das Zimmer mit dem Generalschlüssel und Gerda und Otto schlüpften durch die Tür, nachdem sie sich vergewissert hatten, dass sie nicht beobachtet wurden, wie sie in das fremde Zimmer eindrangen. Das Zimmer des Italieners war eines der teuren und frisch renovierten Gästezimmer des Goldenen Hirschs. Der Mann kleidete sich nicht nur stilsicher, sondern schien auch erstklassig zu reisen.
„Viel Gepäck scheint er nicht zu haben.“ Otto wies auf eine kleine lederne Reisetasche, die auf der Kofferablage abges tellt war. Gerda König hatte zuerst einen Blick in das Badezimmer geworfen, dort fand sie allerdings nichts Auffälliges. Otto hatte sich inzwischen im Zimmer umgesehen und war am Schreibtisch vor dem
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