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Mordwoche (German Edition)

Mordwoche (German Edition)

Titel: Mordwoche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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die ihrem Chef mal schnell Bericht erstatteten. Seine Frau und er hatten im Zimmer eines Mörders nichts zu suchen! Otto König nahm seiner Frau das Handy ab. „Otto König hier, Grüß Gott, Schorsch. Was ist denn jetzt, kommst du her? Mir wird die Sache hier langsam zu heiß.“
     
    Georg Haller hatte eine Weile gebraucht, bis er den Anruf der Friseurin richtig einordnen konnte. Er wollte es nicht so recht glauben, dass die beiden Königs auf eigene Faust in das Zimmer des Italieners eingedrungen waren und ihre Nachforschungen anstellten. Jetzt war allerdings nicht der Zeitpunkt, um grundsätzliche Fragen wie den Schutz der Privatsphäre und dergleichen zu erörtern. Jetzt musste er handeln. Gerda und Otto König hatten sich in große Gefahr begeben, wenn ihre Angaben der Wahrheit entsprachen. Der Mann war als äußerst gefährlich einzustufen und konnte die beiden Königs jederzeit in seinem Hotelzimmer überraschen. Und was dann geschehen würde, das wollte sich Georg Haller lieber nicht vorstellen. Er versprach Otto König, sofort zu kommen, in spätestens zehn Minuten könnte er vor Ort sein. Die Königs sollten das Zimmer verlassen und in der Lobby auf ihn warten.
    Otto König sah auf die Uhr. „Wir müssen den Laden um vierzehn Uhr wieder öffnen, sonst schaffen wir nicht mehr alle Termine.“ „Also gut. Bitte machen Sie aber noch Fotos von den Beweisen, bevor Sie gehen. Sicher ist sicher. Ihr Handy hat doch eine Kamera? Ich komme dann später im Salon vorbei.“
     

- 24 -
     
    Katrin hatte sich große Mühe mit dem Weihnachtsessen gegeben. Es gab Hirschgoulasch mit Knödeln und Rotkohl und Karl Merz genoss die große Runde im Kreis seiner Familie. Auch wenn er in letzter Zeit sehr unter Appetitlosigkeit litt, hatte er sich etwas auf den Teller legen lassen und die Köchin gebührend gelobt.
    Niemand wagte es so recht, das Gespräch auf den gestrigen Eklat in der Merz’schen Villa zu lenken; jeder bemühte sich um ein unverfängliches Gesprächsthema. „Du, Opa, warum ist Oma denn nicht hier?“ Lukas schaute seinen Großvater fragend an. Noch bevor Karl etwas sagen konnte, antwortete Katrin allerdings für ihn. „Ich hab dir das doch vorhin erklärt. Der Oma geht es heute nicht so gut. Die muss sich ein bisschen ausruhen. Aber der Opa ist gekommen. Das ist doch schön, oder?“ Lukas nickte nur. Für ihn gehörten die Großeltern zusammen und dass die Oma Weihnachten ausfallen ließ, fand er komisch.
     
    „Kinder, wie schön, dass ich das noch erleben darf! Hier mit euch. Ihr wisst gar nicht, wie viel mir das bedeutet!“ Susanne saß neben ihrem Vater und legte ihm die Hand auf den Arm. „Und wie geht es dir nach gestern?“ Karl wollte sich auf keinen Fall anmerken lassen, wie sehr Elfi ihn verletzt hatte. „Es könnte besser sein, das ist kein Geheimnis. Aber einen zähen Hund trägt man nicht so schnell aus seiner Hütte.“ „Dann muss ich also jetzt nicht ständig Angst davor haben, dass dein ‚Seelentrost’ bald zum Einsatz kommt?“ Seine Tochter blickte ihn bekümmert an. Er hatte seinen Frauen schon eine schwere Bürde zu tragen gegeben, als er ihnen die Zyankali-Kapseln zur Aufbewahrung übergeben hatte, das wusste Karl.
    „Ich habe mir die Dinger“, Karl vermied es, die Todesbringer beim Namen zu nennen „nicht aus einer Laune heraus besorgen lassen. Vielleicht brauche ich sie später einmal. Jetzt freue ich mich aber, dass ich hier bin. Ganz besonders über meine beiden Enkelkinder und darüber, dass ich bald noch einmal Opa werde.“
     
    Susanne wusste, dass ihr Vater kein Mann der großen Worte war. Das war seine Form der Entschuldigung für gestern. „Susanne und Alex, - ich – ich wollte euch...“ „Ist schon gut, Papa.“ Susanne gab ihrem Vater einen Kuss auf die Backe. Für seine Verhältnisse war das eine Entschuldigung gewesen, die seine Tochter akzeptieren konnte. Es war ihrem Vater allerdings ein Anliegen, nicht nur das neue Enkelkind in der Familie zu begrüßen, sondern auch Alex. Seiner Tochter war es offensichtlich ernst mit dieser Beziehung. Seine Familie war alles, was ihm jetzt noch Kraft gab und wenn Alex zu Susanne gehörte, dann war sie auch ein Teil seiner Familie. Einem Schwiegersohn hätte Karl vermutlich jovial auf die Schulter geklopft und in früheren Zeiten gemeinsam mit ihm eine Zigarre gepafft. Jetzt rauchte er nicht mehr und der Schwiegersohn war eine Frau. Seine Unsicherheit versuchte der alte Mann mit einer humorvollen Bemerkung, die er

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