Mordwoche (German Edition)
Fenster stehen geblieben. Er traute seinen Augen nicht. „Gerda, komm schnell!“ Die blieb neben ihrem Mann stehen. Auf dem Schreibtisch lag ein dicker wattierter Umschlag, aus dem mehrere Bündel Einhundert-Euro-Scheine ragten. „Mensch Otto, was macht jemand denn mit so viel Geld?“ „Eine lange Reise jedenfalls kaum. Der Kerl ist mit ziemlich wenig Gepäck unterwegs.“ Gerda König nahm den Geldumschlag und schaute hinein. Das war doch nicht normal, dass jemand so viel Geld einfach im Hotelzimmer herumliegen ließ! „Schau mal Otto, da ist noch was drin!“ Gerda König zog eine Fotografie aus dem Umschlag. „Was soll das denn?“ Fragend sah Gerda ihren Mann an, sie verstand jetzt gar nichts mehr. Sie hielt ein Foto von Karl Merz in den Händen. Darauf stand dieser im Smoking vor einem karierten Hintergrund und lächelte in die Kamera. Allerdings war das nur ein Teil der Fotografie. Links neben Karl Merz musste noch eine Person gestanden haben, aber dieser Teil des Fotos war abgerissen. Otto nahm das Foto in die Hand. „Warum hat der Fremde denn ein Foto von Karl Merz und was ist auf dem fehlenden Teil des Fotos zu sehen?“ Gerda nahm ihrem Mann das Foto wieder ab und drehte es um, vielleicht stand etwas auf der Rückseite. Aber hier fand sich kein Hinweis, der erklärte hätte, warum ein Fremder diese Aufnahme in seinem Hotelzimmer haben könnte. Otto beugte sich noch einmal über das Foto und betrachtete es genauer. „Schau mal, die Person, die weggerissen wurde, könnte jemand mit Rotstift eingekreist haben. Was meinst du?“ „Ja, da könntest du recht haben, Otto. Hier am Rand sieht man noch eine Spur der Markierung. Da muss man aber schon verdammt gut hinsehen. Was soll dieses Foto? Und warum fehlt ein Stück davon?“ Otto war genauso ratlos wie seine Frau. Der Italiener wurde ihm noch unheimlicher. „Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat, Gerda. Vielleicht finden wir noch irgendetwas, das uns hilft, hinter das Geheimnis dieses Fremden zu kommen.“
Otto König schaute unter die Speisekarte des Hotelrestaurants, die aufgeschlagen auf dem Schreibtisch lag. Erstaunt griff er nach der zusammengefalteten Seite einer Zeitung, die darunter gelegen hatte. Als er das Papier entfaltete, entfuhr Otto ein überraschter Pfiff. „Pst, Otto. Nicht so laut!“ Der Friseur reichte seiner Frau die Zeitungsseite. „Schatz, weißt du, was das heißt? Wir müssen sofort den Schorsch anrufen!“ Gerda König sah von der aufgeschlagenen Seite fragend zu ihrem Mann. „Mensch, Gerda, jetzt ist doch wohl alles klar! Der Fremde ist ein bezahlter Killer. Wir haben das Geld, wir haben das Foto, von dem er sich wahrscheinlich die Zielperson abgerissen hat und wir wissen, dass er eine Waffe besitzt. Das muss jetzt selbst dem Schorsch reichen. Mehr Beweise gibt es doch gar nicht!“ Gerda hielt ihrem Mann die Zeitungsseite wieder hin. „Stimmt. Und jetzt wir wissen sogar, wann der Auftragsmörder zuschlagen wird. Ich will nur noch wissen, wo der Kerl die Pistole versteckt hat.“ Gerda König sah sich in dem Hotelzimmer um. Wo würde sie eine Waffe verstecken? Sie öffnete den Kleiderschrank und trat vor Schreck einen Schritt zurück. Dort, wo eigentlich Anzüge und Kostüme ihren Platz hatten, lehnte ein Präzisionsgewehr. In der Schublade, die für Unterwäsche oder Socken gedacht war, fand sie auch die Pistole des Fremden.
Mit zitternden Fingern wählte Gerda König die Handy-Nummer von Georg Haller. „Schorsch, Gerda König hier. Der Italiener ist ein Killer mit Waffen im Kleiderschrank!“ Otto König konnte nicht hören, was der Hauptkommissar sagte. Er vermutete aber, dass der sich jetzt dafür interessierte, wie seine Frau an diese Informationen gelangt war. „Ist das denn so wichtig? Wir sind jedenfalls in seinem Hotelzimmer. Auf dem Schreibtisch liegt ein Haufen Geld, richtig viel Geld, Schorsch. Außerdem noch ein Foto auf dem nur noch der Karl Merz zu sehen ist, eine weitere Person wurde weggerissen. Außerdem haben wir noch eine Zeitungsseite mit Todesanzeigen gefunden.“ Georg Haller schien seiner Frau wieder eine Frage zu stellen. „Das weiß ich nicht. Keine Ahnung.“ Otto wurde langsam ungeduldig. Warum quatschte der Hauptkommissar denn so lange herum? Der sollte sich beeilen und herkommen. „Jedenfalls ist die Anzeige auf der Zeitungsseite mit rotem Stift fett markiert.“
Otto König riss der Geduldsfaden. Was glaubte der Schorsch denn, was sie hier taten? Sie waren keine seiner Kollegen,
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