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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Verbeugung.
    Morgaine ging zum Bett, hob die Kompresse über Vanyes verletzter Hand und schüttelte den Kopf. Dann ging sie zum Ausgang und schob dort einen Stuhl so zurecht, daß die Tür von außen ohne Mühe nicht mehr geöffnet werden konnte.
    »Sind wir in Gefahr?« fragte Vanye, den diese Vorsichtsmaßnahme beunruhigte.
    Morgaine holte etliche Arzneien aus ihrem Gepäck. »Ich nehme es an«, sagte sie. »Aber nicht deswegen habe ich die Tür versperrt. Wir haben hier leider kein Schloß, und ich bin es langsam leid, daß diese Katze in meinen Angelegenheiten herumschnüffelt.«
    Er verfolgte nervös, wie sie die Gefäße auf dem Tisch aufstellte. »Ich möchte nicht…«
    »Einspruch abgelehnt.« Sie öffnete einen Tiegel und schmierte ein wenig Salbe auf die Wunde, die nun breiter war als vorher und auch mehr schmerzte. Die Salbe brannte und ließ die Wunde dumpf pochen, betäubte den Schmerz aber schließlich. Morgaine mischte etwas in einen Trank Wasser, den sie ihm nachdrücklich reichte.
    Später wurde er wieder müde und machte sich klar, daß seine Schläfrigkeit diesmal auf Morgaine zurückging.
    Als er erwachte, saß sie noch immer neben ihm, damit beschäftigt, seinen alten, verbeulten Helm zu polieren; vermutlich hatte sie sich aus Langeweile über seine Rüstung hergemacht. Sie legte den Kopf schief und betrachtete ihn.
    »Wie geht es dir jetzt?«
    »Besser«, antwortete er; er schien tatsächlich fieberfrei zu sein.
    »Kannst du dich aufrichten?«
    Er versuchte es. Einfach war es nicht. Während er sich abmühte, merkte er, daß er nackt im Bett lag, und griff hastig nach der Decke, wobei er fast gestürzt wäre. Kurshin waren scheue Menschen. Aber Morgaine machte sich nichts daraus. Sie musterte ihn mit einem analytischen Blick, der peinlicher war als die Röte, die ihr Gesicht nicht aufwies.
    »Im Sattel wirst du keine große Ausdauer aufbringen«, sagte sie. »Und das ist unangenehm. Mir gefällt dieses Haus nicht. Ich habe zu unserem Gastgeber kein Vertrauen. Es könnte sein, daß ich seiner Burg schnell den Rücken kehren möchte.«
    Er ließ sich zurücksinken, griff nach seiner Kleidung und versuchte sich anzuziehen, obwohl er dafür nur eine Hand zur Verfügung hatte.
    »Unser Gastgeber«, sagte er, »ist Kasedre, Lord von Leth. Du hast völlig recht. Er ist verrückt.«
    Er erwähnte nicht, daß von Kasedre gemunkelt wurde, er habe
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-Blut in den Adern, was als Grund für seinen Wahnsinn galt; Morgaine, die in ihrer Seltsamkeit anstrengend war, hatte wenigstens ihren Verstand beisammen.
    »Ruh dich aus«, forderte sie ihn auf, als er sich angekleidet hatte, eine Übung, die ihn sehr anstrengte. »Du brauchst deine Kräfte vielleicht noch. Unsere Pferde sind unten in der Nähe des Vordereingangs untergebracht, unten den Korridor entlang und links, drei Windungen die Treppe hinab, dann die erste Tür links. Merk dir das. Paß auf, ich zeige dir, was ich mir hier eingeprägt habe, falls wir getrennt aufbrechen müssen.«
    Sie setzte sich neben ihn auf das Bett und markierte auf dem Laken den Grundriß der Säle, die Lage von Türen und Zimmern, so daß er einen guten Überblick über den Bau hatte, ohne ihn selbst gesehen zu haben. Sie hatte ein gutes Auge für solche Dinge; er freute sich, daß sein
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in Fragen der Verteidigung vernünftig und umsichtig dachte. Er begann seine Chancen an diesem Ort mit größerem Optimismus zu sehen.
    »Sind wir Gefangene?« fragte er. »Oder Gäste?«
    »Dem Namen nach bin ich Gast«, sagte sie. »Aber als Gästehaus läßt diese Burg einiges zu wünschen übrig.«
    Es klopfte an der Tür. Jemand bewegte den Griff. Als die Tür nicht nachgab, marschierte der Besucher den Flur entlang.
    »Liegt dir daran, hier zu bleiben?« fragte er.
    »Ich fühle mich etwa wie eine Maus, die an einer Katze vorbeischleicht«, antwortete sie. »Wahrscheinlich besteht gar keine Gefahr; das Ungeheuer sieht wohlgenährt und faul aus; aber es wäre ein Fehler, loszurennen.«
    »Wenn die Katze wirklich hungrig ist«, meinte er, »machen wir uns nur Illusionen.«
    Sie nickte.
    Diesmal klopfte es laut.
    Vanye griff nach seinem Langschwert, hakte es, gut erreichbar für die linke Hand, am Gürtel fest. Morgaine entfernte den Stuhl und öffnete.
    Es war Flis. Das Mädchen lächelte unsicher und verneigte sich. Vanye sah sie nun klarer, ohne den Nebel des Fiebers. Sie war nicht mehr ganz so jung, wie er angenommen hatte. Puder ließ ihre Wangen röter erscheinen, und ihr

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