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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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irgendwie – interessant.«
    »Aber er ist rücksichtslos und ein Mörder«, stellte er fest. »Es gibt Zauberfeuer in Leth«, sagte sie. »Das Leben neben Zauberfeuern – so wie sie sich seit meinem Verschwinden entwickelt haben – ist nicht gerade gesundheitsfördernd. Ich habe keine Lust, mich länger als nötig hier aufzuhalten.«
    »Soll das heißen, die böse Kraft der Erscheinungen – der Feuer – hat die Menschen zu dem gemacht, was sie heute sind?«
    »Es gibt gewisse Ausstrahlungen«, antwortete sie, »die nicht gesund sind. Ich kenne die möglichen Folgen nicht genau. Ich weiß nur, daß mir die Umgebung von Aenor-Pywn beim Ausritt damals ganz und gar nicht gefiel, und was ich hier in Leth zu Gesicht bekomme, gefällt mir noch weniger. Die Menschen sind verkrüppelter als die Bäume.«
    »Du kannst diese Leute nicht warnen«, protestierte er. »Sie brächten es fertig, uns die Kehle durchzuschneiden, wenn wir ihnen unangenehme Wahrheiten sagten. Und wenn du andere Pläne mit ihnen hast, etwa…«
    »Achtung«, sagte sie. »Da ist jemand im Flur.«
    Schritte hatten sich genähert. Sie nahmen an Tempo zu und wurden leiser. Vanye fluchte leise. »Dieser Bau steckt voller Lauscher.«
    »Wahrscheinlich sind wir die interessantesten Leute in der Burg«, sagte sie. »Komm, wir wollen in den Saal hinabgehen. Fühlst du dich dazu in der Lage? Wenn es wirklich nicht geht, werde ich sagen, mir sei nicht wohl – das steht einer Frau nun mal frei – und zögere die Sache weiter hinaus.«
    Zwar erfüllte ihn die Aussicht auf einen langen Abend in Gesellschaft des verrückten Leth mit Unbehagen – nicht nur wegen des Mannes, sondern wegen des Fiebers, das noch immer in seinem Körper brannte. Er hätte lieber zu reiten versucht, solange er einigermaßen bei Kräften war. Er wußte nicht, ob er Morgaine oder sich selbst aus der Patsche helfen konnte, wenn es im Saal Ärger gab.
    Er vermutete sogar, daß sie einige Mittelchen bei sich hatte, die ihr aus der Klemme helfen konnten: es war vielleicht ihr linkshändiger
ilin,
der letztlich auf der Strecke blieb.
    »Ich könnte ja hierbleiben«, sagte er.
    »Und
seine
Dienstboten sollen dich versorgen?« fragte sie.
    »Die Tür zu versperren, dazu hättest du allein keinen vernünftigen Grund, während sich über mein seltsames Verhalten niemand aufregt. Sag, daß du dich nicht kräftig genug fühlst, dann bleibe ich und versperre die Tür selbst.«
    »Nein«, antwortete er. »Ich bin durchaus fit. Und mit den Dienstboten hast du sicher recht.« Er dachte an Flis, die vermutlich selbst von Fieber zerfressen war oder eine noch schlimmere Krankheit in sich trug, wenn sie in dieser widerlichen Burg anderen Männern dieselbe Gunst bewies. Und er entsann sich der Zwillinge, die wie Palastratten in der Dunkelheit verschwunden waren: aus irgendeinem Grund erfüllten ihn die beiden und ihre kleinen Messer mit größerem Entsetzen, als es die Myya-Bogenschützen je vermocht hatten. Er konnte sich nicht gegen sie wehren, wie sie es verdient hatten; daß sie noch Kinder waren, hemmte ihn. Sie dagegen hatten keine Skrupel, ihre Dolche waren rasiermesserscharf. Wie Ratten, dachte er noch einmal, wie Ratten, die trotz der geringen Körpergröße gefährlich waren – wegen ihrer spitzen Zähne. Sogar um Morgaine hatte er Angst, solange solche Wesen durch die Säle huschten und sich in den Schatten herumdrückten.
    Sie marschierte los. Er folgte einen halben Schritt dahinter – aus Gründen der Etikette wie auch zum Schutz. Er hatte festgestellt, daß man aus dieser Position leichter den Überblick behielt, daß man Dinge wahrnehmen konnte, die sich ereigneten, nachdem Morgaine bereits fortgeblickt hatte. Er war schließlich nur
ilin.
Niemand achtete auf einen Dienstboten. Kasedres Vasallen fürchteten sie. Das war in ihren Augen zu lesen, und in einer solchen Burg war das ein großes Plus.
    Als sie den Saal betraten, begegneten ihnen sogar die Banditen mit vorsichtigen Blicken: ein Hauch von Eis, ein kalter Zug in den glühenden Augen. Seltsam: sobald sie vorbeigegangen war, kam mehr Ehrfurcht zum Ausdruck als in der Nonchalance, die man ihr bei der Annäherung zeigte.
    Sie hatte mehr Menschen auf dem Gewissen als jeder einzelne von ihnen, dachte er verächtlich; dafür zollten sie ihr Respekt.
    Die Leth, die
uyin,
die sich an den Ehrentischen versammelt hatten, beobachteten sie mit höflichem Lächeln, und auch hier lauerte eine Lust, nicht weniger als in den Augen der Banditen,

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