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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Morgaine.
    »Ja«, anwortete Kithan. »Ganz Shiuan ist nun in seiner Hand — oder wird es in wenigen Tagen sein. Er verbrennt die Siedlungen, möchte ich annehmen: so muß man die Menschen in Bewegung bringen, muß sie mit sich ziehen. Und vielleicht brennt er auch die Burgen nieder. Mag sein, daß er neben sich keine Lords dulden will.«
    Morgaine schwieg.
    »Es wird ihm nichts nützen«, sagte Vanye, um Kithan auch noch die letzten Hoffnungen zu rauben, die er vielleicht nährte. »Hetharu kann Shiuan ruhig haben — doch Roh hat Hetharu in der Gewalt, ob Hetharu das schon begriffen hat oder nicht.«
    Felsen ragten neben der Straße auf, Stehende Steine, eine Erinnerung an die Felsgruppe neben der Straße in Hiuaj, nahe dem Sumpf; diese Steine jedoch erhoben sich gerade und mächtig im Abendlicht.
    Hinter diesen Steinen bewegte sich plötzlich eine weißhaarige Gestalt, die, auf einen Stab gestützt, mühsam auf der Straße ausschritt.
    Sie holten den Mann schnell ein; und gewiß hatte der Wanderer sie kommen hören und hätte sich umdrehen können; doch er tat es nicht. Er behielt seinen gleichmäßigen Schritt bei, der eher ein angestrengtes Humpeln war.
    In diesem tauben Beharren lag etwas Unheimliches; Vanye hatte sein Schwert quer vor sich liegen, als sie den Mann einholten, fürchtete er doch hinter diesem bizarren Verhalten irgendeinen Plan — eine List, die einen Mörder in Morgaines Nähe bringen sollte. Er lenkte sein Pferd dazwischen und zog die Zügel an, um sich dem Wanderschritt anzupassen.
    Noch immer schaute der Mann nicht auf; er ging mit gesenktem Blick weiter, einen qualvollen Schritt nach dem anderen machend, schwer auf den Stab gestützt. Er war jung und trug Hofkleidung; am Gürtel hing ein Messer, und der Stock war ein abgebrochener Lanzenschaft. Das weiße Haar war verfilzt, die Wange wies Schnitte und Prellungen auf, Blut sickerte durch primitive Bandagen an seinem Bein. Vanye rief ihn an, trotzdem ging der Jüngling weiter; er fluchte und schob dem Manne das geschützte Schwert vor die Brust.
    Der
qujal
blieb stehen, den gesenkten Blick ins Nichts gerichtet; doch als Vanye das Schwert hob, wanderte er humpelnd weiter.
    »Er hat den Verstand verloren«, sagte Jhirun.
    »Nein«, sagte Kithan. »Er will dich nicht sehen.«
    Die Pferde bewegten sich rings um den Jüngling, langsam, zögernden Schrittes. Mit leiser Stimme fragte Kithan den Mann in seiner Sprache aus — und empfing einen gequälten Blick und eine keuchende Antwort, ohne daß der Mann stehenblieb. Namen wurden ausgesprochen, die Vanye sehr interessierten, doch ansonsten konnte er kein Wort verstehen. Der Jüngling hatte bald keinen Atem mehr zum Sprechen und mühte sich stumm weiter wie zuvor.
    Morgaine trieb Siptah an und ritt voraus, Vanye an ihrer Flanke; und Jhirun hielt den Anschluß, Kithan folgte nach. Vanye blickte über die Schulter auf den Jüngling, der sich immer beharrlich und angestrengt weiterkämpfte.
    »Was hat er gesagt?« wandte sich Vanye an Morgaine. Sie war nicht in der Stimmung zu antworten und zuckte nur die Achseln.
    »Er heißt Allyvy«, antwortete Kithan in ihr Schweigen. »Er stammt aus Sotharrn und hat sich in denselben Wahnsinn gesteigert, der auch die Dorfbewohner ergriffen hat; er sagt, sein Ziel wäre Abarais, alle wollten dorthin, denn sie glauben Chya Roh.«
    Vanye sah Morgaine an, fand ihr Gesicht ernst und angespannt. Sie zuckte die Achseln. »Wie befürchtet — wir kommen zu spät«, sagte sie.
    »Er hat ihnen ein anderes und besseres Land versprochen«, sagte Kithan, »die Hoffnung des Überlebens; und sie wollen die Chance nutzen. Eine Armee sammelt sich, die darauf zu marschieren soll; Burgen werden niedergebrannt; es heißt, sie werden ja nicht mehr gebraucht.«
    Wieder sah Vanye zu Morgaine hinüber, rechnete er doch mit einer Antwort von ihr. Doch es war nichts zu hören. Sie ritt mit starrem Blick weiter, nicht langsamer und nicht schneller als vorher, links und rechts die zerstörten Felder. Unter dem ruhigen Äußeren aber spürte er ihre extreme Anspannung, spürte er das Erbeben, das ihre Verwundbarkeit anzeigte.
    Gewalt, Entsetzen: auch in seinen Nerven kribbelte dieses Gefühl.
    Wir wollen uns zurückziehen,
wollte etwas in ihm sagen.
Wir wollen uns einen Ort suchen, irgendwo versteckt in den Bergen, wenn alle vorbei sind, wenn die Brunnen versiegelt sind. Wir haben noch ein Leben vor uns und Frieden — sobald du verloren hast und nicht mehr hoffen kannst, ihm zu folgen. Wir

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