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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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kreisender Vögel, der über der Feste lauerte.
    Die Tore standen weit offen, schief in den Angeln hängend: das war von der Hauptstraße aus nun deutlich zu erkennen. Ein totes Pferd lag im Graben neben der Stichstraße, die zu den Toren führte; in ihrer Mahlzeit gestört, flatterten Vögel darüber empor.
    Seltsamerweise waren vor das leere Tor Schnüre gespannt, an denen weiße Federstücke befestigt waren.
    Morgaine ließ ihr Pferd halten und bog plötzlich zu dem Tor ab. Vanye protestierte, doch sie sagte kein Wort, ritt nur vorsichtig und langsam auf das Tor zu, und er beeilte sich, sie einzuholen, und zügelte den Wallach an ihrer Seite. So ritten sie gemeinsam auf die seltsame Barriere zu. Der Hufschlag, der hohl an den Mauern widerhallte, war das einzige Geräusch — der Huf schlag und der Wind, der kräftig durch die Schnüre wehte.
    Drinnen war alles zerstört. Ein schwarzer Vogel flatterte aufgescheucht über dem leergefressenen Leib eines Ochsen, der mitten im Hof lag. Auf den Stufen des Hauptgebäudes lag ein toter Mann; ein zweiter im Schatten der Mauer, leichte Beute für die Vögel. Er war ein
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gewesen. Dies verriet sein weißes Haar.
    Drei weitere, die man gehängt hatte, drehten sich langsam an dem feuergeschwärzten Baum, der in der Mitte des Hofes gestanden hatte.
    Morgaine griff nach ihrer kleineren Waffe, und Feuer durchschnitt die federverzierten Leinen. Langsam ließ sie Siptah weitergehen. Die Mauern warfen den Hufschlag und das besorgte Flattern der Aasvögel zurück. Rauch wallte aus den verkohlten Resten des Mittelbaus empor und aus den Ruinen menschlicher Behausungen, die darum angeordnet gewesen waren.
    Draußen klapperten Reiter das Pflaster herauf. Morgaine zog Siptah herum, als Kithans Gruppe das Tor erreichte und verblüfft die Pferde zügelte.
    Langsam sah sich Kithan um, das dünne Gesicht entsetzt verzogen; auch Jhirun zeigte ihren Schock, als sie endlich am Tor erschien, die Stute nervös über die Reste der Schnüre und Federn steigend. Das Mädchen klammerte sich krampfhaft an die Amulette, die sie um den Hals trug, und hielt dicht hinter dem Tor an.
    »Wir wollen diesen Ort verlassen«, sagte Vanye; und Morgaine wollte seinem Vorschlag nachkommen und hob bereits die Zügel.
    Da schrie Kithan plötzlich auf, ein Laut, der in der Leere widerhallte; und wieder rief er die Burg an und wendete schließlich sein Pferd im vollen Kreis, um die gesamte vernichtete Anlage zu überschauen, die Toten, die am Baum hingen und im Hof lagen; und seine beiden Begleiter blickten mit bleichen, angespannten Gesichtern ebenfalls in die Runde.
    »Sotharrn!« rief Kithan gequält. »Es gab hier außer den Shiua gut siebenhundert von unseren Leuten!« Er deutete auf die vom Wind bewegten Schnüre. »Das ist der Glaube der Shiua. Die Federn entspringen der Angst vor dir.«
    »Hat Hetharu hier wohl seine Streitkräfte erweitert«, fragte Morgaine, »oder sie verloren? War dies ein Aufstand oder ein Krieg?«
    »Er folgt Roh«, sagte Kithan. »Und Roh hat ihm die Verwirklichung seines sehnlichsten Wunsches versprochen — was er zweifellos jedem anderen auch versprechen würde, Halbling oder Mensch.« Er blickte auf die Hütten, in denen Menschen gelebt hatten und die nun leer waren — so stumm und leer wie auch das Dorf in der Nacht und all die Täler und Hügel, ihr Friede nur durch die Alarmfeuer unterbrochen. Vanye blickte sich mit zunehmender Sorge um.
    Plötzlich zog einer der Wächter sein Tier herum und galoppierte durch das Tor hinaus. Der andere zögerte, sein bleiches Gesicht eine Maske der Qual und der Unentschlossenheit. Aber dann ritt auch er los, spornte sein erschöpftes Pferd entsetzt an und verschwand von der Szene, seinen Herrn im Stich lassend, an anderem Ort Sicherheit suchend.
    »Nein!« rief Morgaine und hielt damit Vanye zurück, der den beiden im ersten Impuls folgen wollte. Als er die Zügel anzog, setzte sie hinzu: »Nein. Die Feuer geben schon Signal: sie reichen aus, um unsere Feinde zu warnen. Laß sie gehen.« Dann wandte sie sich an Kithan, der hinter seinen Männern herstarrte. »Möchtest du ihnen folgen?«
    »Shiuan ist am Ende«, sagte Kithan mit zitternder Stimme und blickte sie an. »Wenn Sotharrn gefallen ist, wird sich keine andere Feste gegen Hetharu, gegen Chya Roh, gegen den Abschaum, den die beiden zu den Waffen gerufen haben, wehren können. Tu, was du tun willst. Oder laß mich bei dir bleiben.«
    Seine Arroganz hatte ihn völlig verlassen. Seine

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