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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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ihn an, zornige dunkle Augen, die im Feuerschein funkelten. Die geprellte Wange legte einen Schatten unter das linke Auge. »Du bist sein Cousin?« fragte sie. »Und sein Feind?«
    »In meinem Haus ist das nichts Ungewöhnliches.«
    »Er hat mich gut behandelt.«
    Vanye verzog säuerlich die Lippen. »Du bist ein hübscher Anblick, so daß mich das kaum überrascht.«
    Sie zuckte zusammen. Der entrüstete Ausdruck ihrer Augen war wie eine körperliche Zurückweisung und ließ ihn daran denken, daß auch ein Bauernmädchen in Ehre geboren wurde, eine Auszeichnung, die er nicht für sich in Anspruch nehmen konnte. Sie wirkte sehr jung und schien Angst zu haben vor ihm und der Lage, in der sie sich befand. Nach einem Augenblick war er es, der den Blick abwandte.
    »Verzeihung«, sagte er; und als sie lange schwieg und nur immer weiteratmete, als wäre sie gelaufen, fügte er hinzu: »Wie hast du ihn kennengelernt und wann?«
    »Gestern abend«, antwortete sie, Worte, die ihn in vieler Hinsicht erleichterten. »Er kam verwundet zu uns, und meine Sippe versuchte ihn zu berauben und zu töten. Er war zu schnell für uns. Und er hätte jeden umbringen können, was er aber nicht tat. Und er hat mich gut behandelt.« Ihre Stimme begann bei dem letzten Satz zu zittern, so sehr ging es ihr darum, daß er sie endlich verstand. »Er ist fort, ohne etwas zu stehlen, obwohl er alles nötig gehabt hätte. Er nahm nur, was ihm gehörte und was ich ihm gab.«
    »Er ist
dai-uyo«.,
bemerkte er. »Ein Ehrenmann.«
    »Ein großer Lord.«
    »Das ist er einmal gewesen.«
    Sie musterte ihn von oben bis unten und schien verwirrt zu sein.
Und was bist du?
glaubte er ihren fragenden Gedanken zu ahnen und hoffte, daß sie die Worte nicht aussprechen würde. Die Schande seines abgeschnittenen Haars, die Bedeutung des weißen
ilin
-Tuchs — vielleicht verstand sie das, wenn sie sich den Unterschied zwischen ihm und Chya Roh vorstellte, dem Hochgeborenen, dem Cousin. Erklären konnte er es ihr nicht.
Wechselbalg
drückte gegen sein Knie; er spürte das Schwert, als wäre es ein Lebewesen; Morgaines bedrückende Gegenwart, die ihn zu schweigen hieß.
    »Was tust du mit ihm, wenn du ihn gefunden hast?« fragte Jhi-run.
    »Was hättest du getan?«
    Sie zog im Pelz die Knie an und starrte ihm ins Gesicht. Sie sah aus, als erwarte sie, daß er sie schlagen würde, als wäre sie gewappnet, das zu ertragen — für Roh.
    »Was hast du dir eigentlich gedacht«, fragte er, »hier ohne Mantel und Nahrung anzukommen? Du wolltest sicher nicht weit reiten.«
    »Ich bin unterwegs nach Shiuan«, antwortete sie. Ihre Augen waren tränenfeucht, doch ihr Gesicht verriet Entschlossenheit. »Ich stamme aus den Barrow-Hügeln und kann jagen und fischen und ich hatte mein Pony — bis du es mir nahmst!«
    »Woher kommt der Dolch?«
    »Er hat ihn zurückgelassen.«
    »Es ist eine Ehrenklinge«, sagte er barsch. »Die würde ein Mann nicht so einfach liegen lassen.«
    »Es wurde gekämpft«, erklärte sie leise. »Ich wollte ihm die Waffe zurückgeben, sobald ich ihn gefunden hatte. Solange wollte ich sie benutzen.«
    »Um Fische auszunehmen.«
    Die Verachtung in seiner Stimme ließ sie zusammenfahren. »Wo ist er?« fragte Vanye.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht. Er hat nichts gesagt. Er ist einfach fortgeritten.«
    Vanye starrte sie an, während er über ihre Antworten nachdachte, und sie rückte von ihm ab, als gefiele ihr sein Gesichtsausdruck nicht. »Schlaf jetzt!« forderte er sie plötzlich auf, erhob sich und ließ sie sitzen, nicht ohne sich umzudrehen, um zu sehen, ob sie nicht doch fliehen wollte. Aber sie blieb sitzen. Wieder setzte er sich auf seinen Stein am Feuer, von wo aus er sie beobachten konnte. Eine Zeitlang starrte sie ihn durch die Flammen an; abrupt warf sie sich schließlich zu Boden und versteckte sich in dem Mantel.
    Er legte die Hände auf
Wechselbalgs
Knauf und lehnte sich dagegen. Ihre Worte hatten ihn aufgewühlt; mit seinem inneren Frieden war es vorbei.
    Er verstand ihre Loyalität gegenüber Roh, obgleich er für sie ein Fremder war; er kannte die Art seines Cousins, die Art und Weise, das Herz jedes anderen zu gewinnen, der mit ihm zu tun hatte — so wie Roh ihn einmal trotz seiner sonstigen Fehler an sich gebunden hatte. Es war schmerzlich zu erfahren, daß dieser Aspekt des Mannes noch existierte, daß er sich die alte Sanftheit und Ehrlichkeit bewahrt hatte — all die Tugenden, die Chya Roh ausgemacht hatten.
    Aber da

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