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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sich festhielten.
    Jhirun.
    Er konnte ihr nicht helfen. Sie erkannte ihn, als er ein Stück in den Fackelschein trat. Ihr umschattetes Gesicht zeigte einen gequälten Ausdruck. Aber sie sagte bei seinem Anblick nichts, schrie auch nicht auf. Vanye senkte den Blick, eine Entschuldigung für alles zwischen ihnen, hob den Kopf wieder. Nichts, was er hätte sagen können, konnte ihre Lage bessern, eher hätte er ihr noch mehr Schwierigkeiten gemacht, indem er seine Sorge um sie offenbarte.
    Er wandte sich vor ihr, von den Männern ab und kehrte an das Fenster zurück.
    »Entzündet im Saal des Westturms ein Feuer«, sagte Kithan zu einem der Wächter.
    Und die Besucher zogen sich zurück, und die Tür fiel zu.
     
10
    Der Donner grollte beinahe ohne Unterbrechung, und nach einiger Zeit erloschen die Fackeln, belagert von dem Wind, der frei durch die kleine Zelle wehte; die Dunkelheit hielt ihren Einzug.
    Vanye saß am Fenster, gegen die Steinmauer gelehnt, und ließ sein Gesicht von dem kalten Wind und dem schweren Regen gefühllos werden, lange nach seinen Händen. Die Kälte dämpfte den Schmerz seiner Prellungen; er sagte sich, daß es nur vorteilhaft sein könnte, wenn sie ihm Fieber brachte, wenn die Beerdigung nur lange genug dauerte. Blinzelnd entfernte er das Wasser aus den Augen und beobachtete das Muster der Blitze auf den Regentropfen, die gegenüber dem schmalen Fenster an der Mauer hinabrannen. Soweit irgend möglich konzentrierte er sich auf diesen langsamen Vorgang, verlor sich darin.
    Irgendwo am Tor begann eine Glocke monoton und drängend zu bimmeln. Stimmen erhoben sich, gingen im Donner unter. Die Beerdigungsgesellschaft war zurückgekehrt, sagte er sich, und eine bohrende Angst machte sich in ihm bemerkbar; er kämpfte mit Zorn dagegen an, aber die Angst wurde nur um so bitterer, denn am meisten erzürnte ihn, daß er ohne Ziel und Zweck in diese hoffnungslose Lage gekommen war, daß er in die Pläne anderer gezogen wurde und darum sterben mußte: ahnungslos und unschuldig wie ein Kind — er hatte Vertrauen aufgebracht, Erwartungen gehegt, unter falschen Voraussetzungen gehandelt.
    Auf gleiche Weise wurde Roh allmählich in die Falle gezogen, vorsichtig ausmanövriert, nachdem er gesetzlose Verbündete gewonnen hatte, fähig zu heimtückischen Aktionen, wie sie in Andur-Kursh noch nicht vorgekommen waren. Es war schon am besten, wenn Roh ums Leben kam — dennoch wünschte er sich das nicht mit ganzem Herzen: noch besser wäre, wenn Hetharu eine schlimme Überraschung zu gewärtigen hätte, wenn Roh es diesen Leuten bitter heimzahlen würde.
    Etwas anderes gab es nicht.
    Die Glocke bimmelte weiter. Gleich darauf waren in den Korridoren die Schritte zahlreicher Männer zu hören, sich immer wieder verstärkende Echos in den gewundenen Gängen — ein Kratzen von Stein im Saal draußen, das knallende Offnen des Riegels.
    Wächter kamen; im Fackelschein, den sie mitbrachten, funkelte noch der Regen auf ihren Dämonenhelmen und den Schuppen der Rüstungen. Vanye kam erst beim zweiten Versuch auf die Beine und begleitete die Männer freiwillig in den Korridor hinaus, wo er die Stärke der Abteilung beurteilen konnte.
    Acht, zehn, zwölf Mann.
So viele?
wunderte er sich bitter, erstaunt, daß man ihn dermaßen fürchtete, obwohl seine Hände gefesselt waren und seine Beine, taub vor Kälte, sich nur unsicher unter ihm bewegten.
    Man packte ihn grob und schob ihn den Korridor entlang, dann die Spiralengänge hinab, vorbei an den bleichen Gesichtern der zarten
qujalin-
Damen, den abgewandten Blicken der Diener. Kalte Luft traf ihn, als die Tür unten an der Spirale geöffnet wurde und er das Gittertor vor sich sah, von dem der Wächter bereits die Kette löste, um die Gruppe durchzulassen.
    Draußen waren Regen und Fackelschein und eine drängende Menge, eine Masse rufender Gesichter, die das schrille Lärmen der Glocke übertönte.
    Vanye stemmte die Hacken in den Boden, wehrte sich verzweifelt dagegen, zur Horde hinausgestoßen zu werden; doch die Wächter formierten sich mit gesenkten Piken um ihn, und andere drängten ihn die Treppe hinab. Verzerrte Gesichter umgaben die Gruppe, Steine kamen geflogen; Vanye spürte einen Aufprall an der Flanke und zuckte zurück, als Finger an seinem Hemd zogen und ihn von den Wächtern fortzuzerren versuchten. Ein Mann ging zu Boden, eine Pike im Leib, und wand sich schreiend, und die Bewaffneten drängten hastig weiter durch die Menge: Vanye wehrte sich nicht mehr,

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