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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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von Parfüm inmitten des öl- und Rüstungsgeruchs der Wächter.
    Dann gab es Bewegung unter den abziehenden Trauergästen, brüsk und abrupt drängte Roh herein, flankiert von zwei Bewaffneten. Roh trug seine Rüstung und einen Mantel und Bogen und Langschwert zum Reisen auf dem Rücken.
    Vanyes Herz machte einen Sprung in einer Hoffnung, die sofort wieder verflog, als er sich an die Illusion erinnerte, die Roh war, und als Roh ihn ignorierte und sich an den Vatermörder wandte, Bydarras zur Macht gekommenen Sohn.
    »Mein Lord«, murmelte Roh und verneigte sich, doch er küßte Hetharu nicht die Hand und erwies ihm keine andere Höflichkeit, was ihm umwölkte Gesichter einbrachte, nicht zuletzt auch von Hetharu. »Die Pferde sind gesattelt«, verkündete Roh. »Die Flut kommt zum Sonnenuntergang, heißt es; wir sollten uns beeilen.«
    »Es soll keine weitere Verzögerung geben«, antwortete He-tharu.
    Wieder verbeugte sich Roh, soweit es nötig war; und als er den Kopf wandte, blickte er zum erstenmal auf Vanye herab, der zwischen seinen Bewachern kniete. »Cousin«, sagte Roh mitleidig, als mahne er einen kindsköpfigen Jüngling. Vanyes Gesicht rötete sich vor heißer Scham; trotzdem sprach ein Element in ihm auf die Stimme an. Er blickte in Rohs braune Augen, in das hagere gebräunte Gesicht und suchte darin Liell, versuchte seinen Haß zusammenzunehmen. Doch ihm wollte lediglich einfallen, daß sie beide Andur-Kursh gekannt hatten, daß er dieses Land nicht wiedersehen würde und daß er unter
qujal
allein sein würde, wenn Roh abgeritten war.
    »Ich beneide dich nicht um die Gesellschaft auf deiner Reise«, sagte Vanye.
    Rohs Blick glitt zu Hetharu hinüber und kehrte zurück; dann beugte sich Roh vor, nahm Vanye am Arm und zog ihn gegen den Willen der Wächter auf die Füße. Seine Hand lag um Vanyes Arm, ein brüderlichfreundlicher Griff.
    »Leiste mir den Eid«, sagte Roh mit leiser Stimme, nur zu ihm. »Verlasse ihren Dienst, dann nehme ich dich mit — von hier fort.«
    Vanye schüttelte ablehnend den Kopf und biß die Zähne zusammen, um nicht zu zeigen, wie lieb ihm die andere Lösung gewesen wäre.
    »Man wird dir nichts tun«, sagte Roh überflüssigerweise. »Was du willst, ist hier noch lange kein Gesetz«, gab Vanye zurück. »Ich habe Bydarra nicht getötet: auf meinen Eid, ich habe es nicht getan. Sie haben es getan, um dich herauszufordern; ich bin für sie doch nur das Mittel, an dich heranzukommen.«
    Roh runzelte die Stirn. »Ich sehe dich in Abarais. Mit
ihr
werde ich keinen Kompromiß schließen, das kann ich nicht — aber mit dir...«
    »Nimm mich gleich mit, wenn du darauf hoffst. Verlange keinen Eid von mir; du weißt, daß ich den nicht ablegen kann. Aber willst du lieber den Leuten in deinem Rücken trauen? Du wirst mit ihnen allein sein, und wenn sie haben, was sie wollen ...«
    »Nein«, sagte Roh nach kurzem Schweigen, in dem Vertrauen und Zweifel sich offenbar die Waage hielten. »Nein. Das wäre nicht klug von mir.«
    »Nimm wenigstens Jhirun mit.«
    Wieder zögerte Roh, schien beinahe Vanyes Meinung zu sein. »Nein«, sagte er schließlich. »Nichts, was deinem Willen entspricht: ich glaube nicht, daß du auf ein langes Leben für mich hoffst. Sie bleibt hier.«
    »Um ermordet zu werden. Wie ich auch.«
    »Nein«, widersprach Roh. »Ich habe eine klare Vereinbarung über euer Wohlergehen getroffen. Ich sorge dafür, daß es eingehalten wird. Wir haben uns geeinigt, sie und ich. Ich sehe dich in Abarais.«
    »Nein«, sagte Vanye. »Das glaube ich nicht.«
    »Cousin«, sagte Roh leise.
    Vanye wandte sich fluchend ab; ein bitterer Geschmack stieg ihm in den Mund. .Er drängte sich durch die Wächter, die mangels Befehlen verwirrt stehenblieben. Niemand hielt ihn auf. Er ging zum Fensterschlitz und blickte auf die regenfeuchten Steine, er ignorierte alle Anwesenden, die sich mit Waffengeklirr und Stimmengemurmel zum Gehen vorbereiteten.
    Gruppe für Gruppe löste sich die Versammlung auf. Roh gehörte zu den ersten, die das Zimmer verließen, Vanye sah sich nicht zu ihm um. Er hörte, wie sich der Raum leerte, wie die Tür sicher verriegelt wurde, und vernahm fern aus den Sälen die hohlen Schritte der Bewaffneten.
    Draußen im Hof gab es ein lautes Durcheinander, dann war auf dem Pflaster Hufschlag zu hören. Die Stimmen von Männern und Frauen erhoben sich über das Gebrabbel, einen Augenblick lang deutlich hörbar, dann wieder gedämpft.
    Ein Lord verließ Ohtij-in; dabei konnte

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