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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Ohtij-in und ganz Shiuan!«
    Die Panik brach aus ihm hervor. »Wächter!« schrie er, als Hetharu den blutigen Dolch hob und sich in den eigenen Arm bohrte, eine zweite Blutfontäne erzeugend. Dann wirbelte der Dolch vorbei, traf Vanye an den Füßen, fiel in die sich ausbreitende schwarze Lache von Bydarras Körper. Vanye zuckte vor dem Dolch zurück; im gleichen Moment öffnete sich die Tür, und Bewaffnete stürmten herein, die Piken auf ihn gerichtet. Hetharu lehnte in nicht gespieltem Schock am Kamin. Blut strömte ihm durch die Finger, die den verwundeten Arm umschlossen.
    »Er..
.«, schrie Vanye und torkelte unter dem Schlag eines Pikenschafts, der ihm den Atem raubte und ihn zu Boden gehen ließ. Er versuchte auf die Beine zu kommen und in Richtung Tür zu entkommen, doch andere stellten sich ihm in den Weg. Er schleuderte sie zur Seite, packte den Dolch, der im Blute lag, und versuchte damit Hetharu die Kehle durchzuschneiden.
    Ein Körper in Rüstung lenkte die Klinge ab, ein Gesicht vor ihm verzog sich vor Entsetzen und Schock: neues Blut strömte heiß über seine Hände, ehe die anderen ihn zurückzerrten und mit ihm über eine Bank fielen. Schläge von Pikenschäften und Fußtritte raubten ihm schließlich die Kampfkraft, und halb betäubt lag er im Blute — ob es von ihm selbst kam oder Bydarra, wußte er nicht. Man bewegte seine geschundenen Arme, Schnüre gruben sich tief in seine Haut.
    Rufe hallten. Überall in den Sälen wurde Alarm gegeben, Frauenstimmen ertönten, daneben die tieferen klagenden Töne der Männer. Vanye hörte dies alles, an der Grenze zur Bewußtlosigkeit schwebend, und die Schreie gehörten zur Qual des Chaos, das rings um ihn tobte.
    Er blieb unberührt auf dem Boden liegen. Männer holten By-darra ab, sie trugen den Toten grimmig schweigend auf einer Bahre davon; eine zweite Leiche wurde weggebracht, ein Toter, der auf sein Konto ging, wie Vanye sich nun klarmachte. Als das Zimmer geräumt war und weitere Fackeln gebracht worden waren, zerrte man ihn an den Haaren und Armen hoch und drückte ihn zusammengekrümmt vor Hetharu nieder.
    Hetharu saß da, während ein Priester seinen Arm mit sauberen Leinenstreifen verband, die mit Öl durchtränkt worden waren; auf Hetharus von Schock gebleichtem Gesicht stand ein starrer, besorgter Ausdruck. Bewaffnete umringten ihn, und einer, das Gesicht kahl, das rauhe gebleichte Haar zu einem Knoten zusammengerafft, reichte Hetharu einen Becher, aus dem er einen großen Schluck trank. Er seufzte, gab den Becher zurück und lehnte sich in dem Stuhl zurück, während der Priester die Bandage zuknotete.
    Etliche andere Lords trafen ein, elegant und juwelengeschmückt, in vornehmen Gewändern. Schweigen herrschte in dem Raum, untermalt durch ständiges Geflüster im Korridor draußen. Sobald jeder Lord vortrat, um Hetharu zu begrüßen, machte er eine leichte Verbeugung, ein Zeichen der Unterwerfung; bei einigen fiel diese Geste sehr zurückhaltend aus. Es war der Übergang der Macht in jener blutigen Zelle — so mancher ältere Lord unterwarf sich nur kühl und zögernd und sah sich dabei zu den Bewaffneten um, die grimmig die Wände säumten; es kamen auch jüngere Männer, die ihr Lächeln nicht mehr zurückhielten, Wolfslächeln, ohne eine Spur von Trauer.
    Zuletzt kam Kithan, wachsbleich und geschmeidig, begleitet von einem Trio von Wächtern. Er neigte sich, um seinem Bruder die Hand zu küssen, und erduldete den Kuß des Bruders auf der Wange, während sein Gesicht kühl und starr blieb. Er strauchelte, als er sich aufzurichten und umzudrehen versuchte, gestützt von den Wächtern, und schaute vage blinzelnd auf Vanye hinab.
    Allmählich schwand das Nebelhafte aus jenen geweiteten heilen Augen, und eine Art Erkennen dämmerte darin, ein wilder Haß, unbeherrscht und gewalttätig.
    »Ich hatte keine Waffe«, sagte Vanye zu ihm und fürchtete die Trauer des Jünglings so sehr wie Hetharus kalte Berechnung. »Die einzige Waffe ...»
    Eine gepanzerte Faust schlug ihm auf den Mund, betäubte ihn; und niemand war an seinen Worten interessiert, nicht einmal Kithan, der ihn mit leerem Blick musterte, ohne sich danach zu erkundigen, was er sagen wollte. Nach kurzer Pause zog jemand Kithan am Arm zur Seite und führte ihn wie ein verwirrtes Kind hinaus.
    Frauen waren gekommen, hellhaarig und kühl; sie verneigten sich und küßten Hetharu die Hand und kehrten auf leisen Sohlen in den Korridor zurück, ein Rascheln von Brokat, ein leichter Duft

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