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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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der Anfall vorüber war.
    Siptahs Wärme bewegte sich an seinem Arm, und er spürte Morgaines Hand an seiner Schulter. Er hob den Kopf. Die Blitze zeigten, daß sie neben ihm angehalten hatte, das Gesicht besorgt erstarrt, der Regen wie Edelsteine auf ihrer Stirn.
    »Ich dachte«, sagte er, »du wärst längst fort — oder tot.« 
    »Ich hatte meine Schwierigkeiten«, sagte sie und hieb sich gepeinigt mit der Faust gegen das Bein. »Ich wünschte, du hättest eine Gelegenheit gefunden, ihn zu töten.«
    Diese Beschuldigung traf. »Wenn der Regen aufhört...«, sagte er schuldbewußt.
    »Dies ist der Suvoj«, sagte sie heftig, »jedenfalls ist das der Name, den ich gehört habe, und das ist keine Flußüberschwemmung, sondern das Meer, die Flut. Nach Hnoth, nach den Monden ...«
    Sie atmete tief ein. Vanye wurde die bösartige Kraft des Lichts bewußt, das hinter den Blitzen lag, ein Schimmer, der die wogenden Wolken seltsam klar hervortreten ließ. Und als die Blitze ihm Morgaine das nächstemal klar zeigten, hatte sie den Kopf gedreht und starrte wie eine jagende Wölfin auf die Flut. »Vielleicht«, sagte sie, »vielleicht gibt es Barrieren, die ihn aufhalten, selbst noch hinter dem Suvoj.«
    »Möglich ist es,
liyo«,
antwortete er. »Aber ich weiß es nicht.«
    »Wenn nicht, werden wir es in ein paar Tagen erfahren.« Sie ließ die Schultern hängen und seufzte erschöpft; sie neigte den Kopf und hob'ihn wieder, wobei sie Regentropfen aus dem Haar schüttelte. Sie wendete Siptah.
    Und vielleicht zeigten ihn die Blitze zum erstenmal ganz deutlich, denn auf ihrem Gesicht erschien plötzlich ein besorgter Ausdruck. »Vanye?« fragte sie und griff nach ihm. Ihre Stimme klang dünn und fern.
    »Ich kann reiten«, sagte er, obwohl nicht viel gefehlt hätte, und er hätte das Gegenteil behaupten müssen. Die Aussicht auf einen zweiten wilden Galopp war geradezu unerträglich, die Schmerzen in seinen Rippen begleiteten nun jeden Atemzug. Aber die Sanftheit gab ihm Kraft. Er begann zu zittern, die Wärme der Bewegung fehlte, so daß er nun die Kälte spürte. Sie öffnete den Mantel an ihrem Hals und warf ihn um seine Schultern. Er hob abwehrend die Hand.
    »Leg ihn um«, sagte sie. »Sei nicht dumm.« Dankbar raffte er den Stoff um sich, genoß die Wärme des Pferdes und des Umhangs, den sie getragen hatte. Einen Augenblick lang mußte er deswegen nur noch um so mehr zittern, als sein Körper gegen die Kälte zu kämpfen begann. Sie nahm eine Flasche aus der Satteltasche und reichte sie ihm; er trank einen Schluck des unangenehmen Gebräus dieser Gegend, das auf seiner zerschlagenen Lippe brannte und ihn beinahe würgen ließ, doch nachdem sich die Flüssigkeit durch seinen Hals gebrannt hatte, ließ der Schmerz dort ein wenig nach, und der üble Geschmack verging.
    »Behalte sie«, sagte sie, als er ihr die Flasche zurückgeben wollte.
    »Wohin reiten wir?«
    »Zurück nach Ohtij-in«, antwortete sie.
    »Nein«, sagte er wie in einem Angstreflex; die Angst trat in seiner Stimme zutage und führte dazu, daß sie ihn einen Augenblick lang seltsam musterte. Beschämt zog er den Kopf des Wallachs in Richtung Ohtij-in herum und ließ ihn im Schritt gehen, wobei Siptah neben ihn aufschloß. Er sagte nichts, wollte sie nicht einmal ansehen, sondern drückte nur die Hand auf die geprellten Rippen unter dem Mantel und versuchte die Panik zu ignorieren, die wie ein Stück Eis in seinem Bauch lag — Roh konnte ungehindert nach Abarais reiten, während sie in den Klammergriff Ohtij-ins zurückkehrten, in die Gefahrenzone des Verrats gegen sie.
    Und dann, ein zweites Aufwallen der Scham, dachte er an das Hiua-Mädchen, das er dort zurückgelassen hatte, ohne auch nur einmal an sie zu denken. Es lag an seinem Eid, und so mußte es auch sein, doch beschämte es ihn, nicht ein einzigesmal an sie gedacht zu haben.
    »Jhirun«, sagte er, »war bei mir, ebenfalls gefangen.« 
    »Vergiß sie. Was geschah mit Roh?«
    Diese Frage schmerzte ihn; Schuld vermengte sich mit Angst. Er blickte zwischen den Ohren des Wallachs nach vorn. »Lord Hetharu von Ohtij-in«, sagte er, »ist mit Roh nach Norden geritten, um Abarais zu erreichen, ehe sich das Wetter verschlechterte. Ich betrat die Burg in der Hoffnung, dort Schutz zu finden. Hier ist eben nicht Andur-Kursh. Ich habe mich in dieser Sache nicht gut geschlagen,
liyo.
Es tut mir leid.«
    »Was war zuerst — Rohs Abritt oder dein Auftauchen?« Diesen Umstand hatte er in seinem Bericht

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