Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
Wallach, von einem Fremden geritten, der sich aus dem Sattel schwang und wartete.
    Vanye zog die Füße unter sich, ohne das Feuer
Wechselbalgs
aus dem Auge zu lassen, das ihm gefährlich nahe zu sein schien.
»Liyo«,
sagte er und zwang seinen schmerzenden Hals dazu, Laute von sich zu geben, versuchte zu brüllen. »Roh, auf der Straße nach Norden, vor Sonnenuntergang. Er ist uns noch weit voraus ...«
    Mit der linken Hand riß sie die Ehrenklinge aus der Scheide und ließ Siptah stehen. »Dreh dich um!« befahl sie, beugte sich hinter ihm aus dem Sattel und trennte die Fesseln durch, die seine Handgelenke zusammenhielten. Die schmerzenden Arme fielen ihm bleischwer herab; im Umdrehen sah er sie an, und sie deutete auf sein Pferd und den Mann, der es hielt.
    Vanye atmete tief ein und gab sich große Mühe zu laufen; er erreichte das wartende Pferd und zog sich in den Sattel; ihm war schwindlig, und seine Hände waren viel zu steif, um die Zügel zu fühlen, die ihm der Mann in die Finger drückte. Er blickte in das narbige Gesicht des Fremden, erfüllt von irrationaler Ablehnung, von Zorn, weil diesem Mann seine Sachen gegeben worden waren, weil er an ihrer Seite geritten war; er sah, daß dieser Zorn in den dunklen Augen, in der grimmigen Starrheit der narbigen Lippen seine Erwiderung fand.
    Steine polterten. Dunkle Gestalten bewegten sich im dunstigen Regen, krochen über die mächtigen Steine des zerstörten Tors, über die eingestürzten Doppelmauern: Menschen — nein, weniger als Menschen, wie Vanye nun erkannte. Er spürte ein Kribbeln im Nacken, als er die schwarzen Gestalten erblickte, die sich wie Ungeziefer zwischen den mächtigen umgestürzten Blöcken bewegten.
    Mit einem plötzlichen Ruf riß Morgaine ihr Pferd herum, ritt auf das vernichtete Tor zu. Die Eindringlinge huschten zu beiden Seiten auseinander; Vanye zog schwächlich an den Zügeln, der schwarze Wallach drehte sich bereits, war er es doch gewöhnt, dem Grauen zu folgen. Als die Pferde das zerstörte Tor hinter sich ließen, gewann er sein Gleichgewicht im Sattel und kam sogar in den Rhythmus des Galopps, die regennassen Steine hinab, vorbei an einer Horde jener kleinen dunklen Gestalten. Hügelabwärts ritten sie, hohl klapperten die Hufe auf dem Pflaster, immer schneller, als die Pferde nun die ebene Straße erreichten. Morgaine ritt voraus, ohne daß sie bisher das Schwert in die Scheide gesteckt hatte, das allen ringsum gefährlich werden konnte; Vanye hatte keine Lust, neben ihr zu reiten, während sie die schimmerndnackte Klinge in der Hand führte.
    Das Pflaster ging in Schlamm über, Unterholz tauchte auf, dann kam neues Pflaster. Das Auf und Ab schmerzte Vanye in Bauch und Lungen, der Regen blendete ihn und das Zucken der Blitze verstärkte sich: Vanye wußte bald nicht mehr, wohin er ritt, ihn erfüllte nur das Bestreben, Morgaine zu folgen. Der Schmerz fraß sich in seine Flanke, eine Behinderung, die seine Muskeln starr werden ließ, die sein ganzes Denken in Anspruch nahm und alles andere löschte außer dem Impuls, der ihn die Hände um die Zügel schließen ließ und seinen Körper im Sattel hielt.
    Die Pferde verloren den ersten Schwung und wurden langsamer; Vanye merkte, daß
Wechselbalg
plötzlich in der Scheide verschwand — und Morgaine stellte ihm Fragen, die er nur ungenau beantwortete, ohne Land oder Gezeiten zu kennen. Sie gab Siptah die Sporen, und der Graue strengte sich erneut an, gefolgt von dem Wallach. Vanye setzte gnadenlos die Hacken ein, als das Tier nachzulassen begann, aus Angst zurückzubleiben, wußte er doch, daß Morgaine auf keinen Fall anhalten würde. Sie kamen um Biegungen, ritten Hänge hinab und wieder hinauf, passierten Stellen, die unter Wasser standen, kamen dann wieder über höheren Grund.
    Und als sie eine Anhöhe erstiegen, hinter der sich ein Panorama aus Hügeln auftat, sah er ein breites Tal vor sich, schwarzes Wasser, so weit das Auge reichte, die Felsen von Gischt umtobt, das Fundament der Straße überspült.
    Fluchend zügelte Morgaine ihr Tier, und Vanye ließ den Wallach anhalten; beide Pferde blieben schweratmend stehen. Es war vorbei, verloren. Vanye beugte sich über das Sattelhorn, und der Regen trommelte auf seinen dünn bekleideten Rücken, bis der Schmerz in seiner Seite nachließ und er sich wieder aufrichten konnte.
    »Hoffentlich ertrinkt er«, sagte Morgaine, und ihre Stimme zitterte.
    »Ja«, erwiderte er leidenschaftslos, hustete und beugte sich wieder nach vorn, bis

Weitere Kostenlose Bücher