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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Söhne übrig, die als Wächter verpflichtet waren, der weinende Priester Ginun und die drei Dienstboten, die unterwürfig in ihrer Ecke knieten.
    Morgaine wandte sich an die drei. »Zeigt mir die beste Unterkunft mit fester Tür und einem abgeschlossenen Raum daneben, in dem wir diesen Priester zu seinem eigenen Schutz unterbringen können.«
    Sie sprach mit leiser Stimme. Ein Mann bewegte sich, und die anderen nahmen ihren Mut zusammen und drehten sich mit gesenkten Blicken in ihre Richtung. »Dort«, sagte der älteste Diener, dem Jünglingsalter eben entwachsen, und deutete auf die Tür, die tiefer ins Gebäude führte, fort von dem Mittelkorridor.
    Ein kleiner fensterloser Lagerraum lag gegenüber einem vornehmen Gemach. Hier ließ Morgaine den Priester unterbringen, mit einem Riegel vor der Tür, der durch eine zusätzliche Kette gesichert wurde, die Tür außerdem sichtbar für die Männer, die ihr Quartier bewachten. Es oblag Vanye, den Priester dort einzuquartieren, was er nicht unsanft tat.
    Ihm mißfiel der Blick in den Augen des Priesters, als er in den dunklen Raum geschoben wurde, ohne Licht, damit er sich und anderen nicht schaden konnte. Das Entsetzen des Priesters ließ eigene Alpträume wach werden, und er zögerte, als es darum ging, die Tür zu schließen.
    Ein Priester von Teufeln, der zu Morgaines Füßen gelegen hätte, eine Unreinheit, Dinge aussprechend, die man nicht hören sollte — Vanye verabscheute den Mann, doch daß jemand die Dunkelheit fürchtete und dennoch allein darin eingeschlossen war — das verstand er.
    »Halte dich still!« warnte er Ginun zum Schluß, als die Wächter außer Hörweite waren. »Du bist hier sicherer — doch nur solange du dich ruhig verhältst.«
    Der Priester starrte ihn unverwandt an, als er die Tür schloß, das dünne Gesicht bleich und entsetzt im Schatten. Vanye legte den Riegel vor und zog die Kette hindurch — er beeilte sich und wandte sich ab, als ließe er einen ureigenen Alptraum zurück, im Gedenken an das Dach des Turms von seinem Gefängnis — Rohs Worte, in dem Priester ruhend, darauf wartend, wiederholt zu werden. Er sagte sich bedrückt, daß er eigentlich dafür sorgen müßte, daß der Priester niemandem etwas verraten konnte — daß er,
ilin,
dieses Schreckliche auf sich nehmen und Morgaine nichts davon sagen müßte, Morgaines Ehre niemals mit diesem Wissen belasten dürfte.
    Aber dazu war er nicht Manns genug; er brachte es nicht fertig. Und er wußte nicht, ob dieser Zug in ihm nun Anständigkeit oder Feigheit war.
    Haz' Söhne hatten an der Tür Posten bezogen; Morgaine erwartete ihn im dahinterliegenden Saal. Er ging zu ihr, in die Gemächer, die einmal einem großen Lord gehört hatten, ließ die Satteltaschen auf die Fliesen vor dem Kamin fallen und sah sich um.
    Weitere Leichen lagen hier: zerrissene Wandbehänge, tote Bewaffnete und ehemalige Lords zwischen zerbrochenem Kristall und umgestürzten Stühlen. Ein Opfer war eine alte Frau, ein anderer gehörte zu den älteren Lords, die Hetharu am widerwilligsten Gehorsam bezeigt hatten.
    »Kümmert euch darum!« sagte Morgaine mit scharfer Stimme zu den Dienstboten. »Bringt sie hinaus!«
    Während ihr Befehl ausgeführt wurde, richtete sie einen schweren Stuhl auf, stellte ihn an das Feuer, das noch im Kamin für die früheren Bewohner dieser Räume entzündet worden war, und streckte die übergeschlagenen Beine in diese Richtung, ohne sich um das blutige Werk zu kümmern, das von den Dienern verrichtet wurde.
Wechselbalg
stellte sie mit der Spitze nach unten
    auf den Boden und lehnte ihn seitlich an den Stuhl. Dann seufzte sie tief.
    Vanye wandte den Blick von den Geschehnissen im Zimmer ab. Es waren zu viele, zu viele sinnlos Gestorbene; er hatte einmal den Kriegern angehört, allerdings in einem Land, da Männer gegen Männer kämpften, die ihrerseits das Kriegshandwerk gewählt hatten, die ihre Absicht ankündigten, indem sie bewaffnet durchs Leben gingen. Er wollte sich nicht an die Dinge erinnern, die er in Ohtij-in gesehen hatte, weder allein, noch in ihrer Gesellschaft.
    Und irgendwo in Ohtij-in fand sich Myya Jhirun, verloren in diesem Chaos, versteckt oder tot oder im Besitz irgendeines primitiven Sumpfbewohners. Krank im Herzen dachte er darüber nach und versuchte seine eigene Erschöpfung zu ergründen, die Gefahren, die von dem Mob ausgingen, der eine ihm nicht verständliche Sprache sprach — doch er war im Wort. Für andere Betroffene in der Burg, für

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