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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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verschwunden, Dynastien untergegangen, Andur-Kursh in hundert Jahre der Armut und Vernichtung gestürzt worden.
    So war in ihrem Dienste der Yla-Klan bis zum letzten Mann vernichtet worden, verloren in der Leere der Tore; so endeten viele Angehörige der Chya wie auch der Nhi und Myya und Ris. Ein fürchterlicher Verdacht nagte an Vanye.
    Er blickte zu ihr zurück, eine einsame Gestalt vor dem Feuer. Er öffnete den Mund, um zu ihr zu sprechen, er wollte zurückgehen und ihr sagen, welche Dinge ihm an diesem Land neuerdings Angst machten, wollte ihre Versicherung hören, daß er sich täuschte.
    Er mußte an die Diener denken, die alles mithören und weitergeben würden. Er wagte nicht zu sprechen, nicht vor ihnen. Er wandte sich ab, dem anderen Zimmer zu.
    Dort erwartete ihn die Weichheit einer Daunenmatratze, die Bequemlichkeit weicher, glatter Stoffe, der Luxus von Sauberkeit — vor allem das.
    Er sagte sich, daß sie ihn nach kurzer Zeit zu sich rufen würde; der Morgen war schon nicht mehr so fern. Er schlief fast ganz angezogen, in sauberer Kleidung, die er in einer Truhe entdeckt hatte; der ehemalige Lord war so groß wie er und kein bißchen schlanker, bis auf die Armlänge und die Schulterbreite. Der schöne Stoff lag angenehm auf seinen Wunden; es war ein wohliges Gefühl, dieses Gewand zu tragen, die Bartstoppeln vieler Tage fortrasiert zu haben und sich mit frisch gewaschenem Haar niederzulegen ... an einem warmen, weichen Ort, duftend von der Aufmerksamkeit einer Frau, egal, ob sie eine Dienerin oder eine ermordete
qujalin,
Dame war.
    Er riß sich gewaltsam von solchen morbiden Gedanken los, entschlossen, nicht daran zu denken, wo er war oder was er draußen gesehen hatte. Er war in Sicherheit. Morgaine wachte über seinen Schlaf, so wie er später den ihren bewachen würde. Er ließ sich vertrauensvoll ins Vergessen sinken, fest entschlossen, sich durch nichts um die verdiente Ruhe bringen zu lassen.
    Kleine Geräusche störten ihn dann und wann: einmal ließ ihn die aufgehende Außentür hochfahren, bis er Morgaine ruhig mit jemandem sprechen hörte, woraufhin sich die Tür schloß und ihr leichter Schritt im Nachbarzimmer zu hören war. Einmal hörte er sie dicht bei sich im gleichen Zimmer beim Durchsuchen der Schränke und Truhen und wußte, daß sie ihn bald rufen würde, damit er die Wache übernähme; er ließ sich noch einmal für einige wertvolle Augenblicke in den Schlaf sinken. Er hörte im Bade Wasser plätschern; es war dunkel bis auf eine einsame Lampe und den Kamin im Nachbarraum; Vanye war dankbar für die kurze verbleibende Zeit, erfreut, daß sie die Zeit für solche Annehmlichkeiten nützte, wie er sie schon genossen hatte, und er schloß wieder die Augen.
    Das Rascheln von Stoff weckte ihn, der Anblick einer Frau,
qujal,
in einem weißen Gewand, gespenstischhell in der Dunkelheit. Im ersten Augenblick erkannte er sie nicht, und sein Herz trommelte voller Entsetzen gegen die Rippen, dachte er doch an Mordtaten und an die Toten. Doch Morgaine schlug die Decke auf ihrer Seite des großen Bettes zurück, und nicht ohne Verlegenheit machte er Anstalten, auf der anderen Seite hinauszurutschen, ehe sie es ihm befehlen konnte.
    »Schlaf weiter«, befahl sie und verblüffte ihn mit diesen Worten. »Die Diener sind draußen und die Tür ist von innen verriegelt. Nicht nötig, daß einer von uns wach ist, es sei denn, Ihr wollt es übertreiben. Ich jedenfalls nicht.«
    Und in ihrer Hand lag
Wechselbalg,
der stets mit ihr schlief; sie legte ihn auf die Decke, ein wildes und gefährliches Ding in dem Tal, das zwischen ihnen klaffen würde. Vanye lag sehr still; er spürte, daß die Matratze nachgab, als sie sich neben ihn legte und die Decke über sich zog und dann leise seufzte.
    Und er spürte das Gewicht von
Wechselbalg
zwischen ihnen. Er hatte keinen Drang zu schlafen mehr, sein Herz klopfte heftig. Er sagte sich, daß das an seiner Überraschung liegen müsse — es beunruhigte ihn, daß er sie einen Moment lang nicht erkannt hatte —
eisblond, eisblond,
so beschrieb sie eine alte Ballade, wie Eis, das unter den Fingern brannte. Es war freundlich von ihr, daß sie ihn nicht an den Kamin verbannt hatte; es sah ihr ähnlich, daß sie sich in kleinen Dingen rücksichtsvoll gab. Vielleicht hätte sie nicht schlafen können, wenn sie ihn zu einem Lager auf den harten Steinen verurteilt hätte. Vielleicht war die Geste eine Wiedergutmachung für ihre barschen Worte von vorhin.
    Aber es war nicht

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