Morganas Wölfe
Melanie Morton, dann sprach er von einem Phil Butcher, die Zeugen geworden waren. Sie hatten alles genau beobachten können, sie waren hautnah dabeigewesen, und Tanner kam dann des öfteren auf diese Stripperin zu sprechen, die er in Verdacht hatte.
»Warum?« fragte ich.
Der Chief Inspector schabte über den vorderen Rand seines Huts. »Tja, warum, John? Ich möchte nicht von einem Gefühl sprechen, aber ich habe mir im Laufe der Jahre doch etwas Menschenkenntnis angeeignet und mußte beim Verhör feststellen, daß beide Personen doch verschieden reagierten, obwohl sie hätten entsetzt sein müssen.«
»Butcher war es demnach«, sagte Suko.
»Richtig. Er war so entsetzt, daß er diesen Zustand sicherlich nicht hätte schauspielern können. Nicht so die Stripperin Melanie Morton. Sie kam mir nicht eiskalt vor, aber etwas gleichgültig.«
»Du sprachst davon, daß die Fremde Melanie umarmt hat.«
Tanner nickte Suko zu. »Das hat mich stutzig werden lassen. Ich erkundigte mich, und nach einer Weile gab diese Melanie zu, daß ihr ein Name gesagt worden war.« Tanner schaute uns an. »Morgana!«
Danach schauten wir. Das Erkennen zuckte über unser Gesicht. Suko nickte, ich holte durch die Nase Luft und schnaubte dabei. »Das ist es also«, murmelte ich.
Tanner hatte aufgepaßt. »Moment mal. Sag nur, daß du diese Person kennst.«
»Wir beide kennen sie.«
»Und?«
Ich zog den rechten Mundwinkel schief. »Sie heißt Morgana Layton und nennt sich Königin der Wölfe.«
Diesmal atmete Tanner tief durch, bevor er fragte: »Königin der Wölfe oder Königin der Werwölfe?«
Ich hob die Schultern. »Das ist die Frage. Vielleicht sogar beides. Jedenfalls habe ich vor Jahren einen Fehler gemacht, als ich die Wer-oder Menschwölfin Morgana Layton laufenließ. Das war ein Fall in Germany, im Schwarzwald. Ich brachte es damals nicht übers Herz, sie zu erledigen. Später habe ich es bereut, denn Morgana nutzte ihre Kraft und ihre Magie voll aus, um sich unter den Schutzmantel eines sehr Mächtigen zu begeben.«
»Wer ist das denn?«
Da wir Tanner voll vertrauen konnten, hielt ich mit einer Antwort nicht hinter dem Berg. »Fenris, der Götterwolf.«
Unser Kollege schluckte. »Moment mal, ist das der aus der Sage?«
»Richtig.«
»Und er existiert?«
»Auch das«, erklärte ich nickend. »Bei einem Fall sah ich ihn als einen gewaltigen Schatten, der sich am Himmel und am Mond abzeichnete. Wenn beide mitmischen, wird es eng.«
Da stimmte mir auch Suko zu, selbst Sir James, der sich bisher herausgehalten hatte, nickte. Er sprach mit ruhiger Stimme. »Es stellt sich nun die Frage, was der eine oder die eine, eben von Fenris geschickt, in London wollen.«
Keiner wußte eine Antwort. Wir konnten nur raten. Suko meinte: »Da sollten wir uns doch an die Stripperin halten. Sie ist schließlich von der Fremden wie eine Freundin begrüßt worden.«
Sir James nickte. »Das wäre eine Spur.« Er wandte sich an Tanner.
»Hatten Sie denn bei Ihrem Verhör das Gefühl, daß die beiden sich kennen? Oder war Miß Morton zu überrascht?«
»Keines von beiden. Sie hat es hingenommen. Von einer großen Überraschung habe ich nichts bemerkt. Sie schien sich mit den Tatsachen abgefunden zu haben.«
»Was hätte sie auch anderes tun sollen?« murmelte der Superintendent.
»Ich sehe allerdings nicht so schwarz. Wir haben zwar kein Motiv, aber eine Spur.« Er schaute Suko an, dann mich. »Ich denke, Sie beide wissen, wen Sie jetzt interviewen.«
»Ja, Melanie Morton«, sagte Suko. »Aber ich denke, und da spreche ich für John mit, daß es da noch ein Problem gibt.«
»Welches?«
»Die Wölfe sind in dieses Lokal eingefallen und haben sich tatsächlich wie Bestien benommen. Sie haben Tote und Verletzte hinterlassen. Wenn wir einmal davon ausgehen, daß es keine normalen Wölfe sind, sondern Werwölfe, dann könnten diese Bisse den magischen Keim bei den Opfern hinterlassen haben, und das wäre fatal.«
Sir James wußte, wovon Suko redete. »Sie rechnen mit einer Verwandlung in eben die Bestien?«
»So ist es.«
Als Sir James zum Telefonhörer griff, hatte Tanner mitgedacht.
Er teilte dem Superintendent mit, in welch einem Krankenhaus die Verletzten lagen. Sir James gab Glenda den Namen durch, die wenig später die Verbindung herstellte.
Sir James ließ sich direkt mit einem der Professoren verbinden, biß dort aber auf Granit, weil am Telefon keine Auskünfte gegeben wurden.
»Dann rufen Sie bitte zurück.«
Das tat der
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