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Morganas Wölfe

Morganas Wölfe

Titel: Morganas Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dem Arm ging er zurück in den Wohnraum, wo er sich in den grauen Schalensessel setzte, das Telefon in der Hand. Er zog langsam die Antenne aus und begann zu überlegen.
    Der Name Melanie wollte ihm nicht aus dem Kopf. Sie war das Bindeglied, daran glaubte Phil fest. Er hatte keine Beweise gegen sie, sondern verließ sich einzig und allein auf sein Gefühl.
    Wie ging es ihr? War sie nach dieser schrecklichen Nacht schon auf den Beinen? Lohnte es überhaupt, sie anzurufen? Würde sie ihn abweisen oder freundlich zu ihm sein?
    Butcher hatte seine Zweifel. Er starrte die Tastatur an, dachte nach. Die Stirn war in Falten gezogen, sein Mund bewegte sich, als wäre er dabei, auf Weingummis zu kauen, Kälte und Wärme zugleich strömten durch seinen Körper, und die Erinnerung zeigte ihm noch einmal die Szene auf dem Podium, wie sich beide Frauen, die sich doch fremd waren, umarmten.
    Melanie hatte sich nicht gewehrt. Sie hatte alles mit sich geschehen lassen, und wenn er sich recht entsann, dann hatte sie nicht einmal Furcht vor den Bestien gezeigt. Hatte sie Bescheid gewußt?
    Nein, so weit wollte er nicht gehen. Auf keinen Fall, das konnte er ihr nicht antun. Außerdem liebte er sie. Bei diesem Gedanken verzog er schmerzlich seine Lippen, in seiner Kehle stieg es heiß auf, und er überwand sich endlich, Melanies Nummer zu wählen.
    Das Freizeichen tutete durch. Angespannt saß Phil im Sessel. Auf seiner Stirn bildeten sich wieder erste Schweißperlen. Er bewegte sich nicht, der Blick war ins Leere gerichtet, doch die Gedanken drehten sich einzig und allein um die Blonde.
    Es tutete lange, sehr lange, und Phils Geduld näherte sich bereits der Grenze, als abgehoben wurde. Er hörte ihre Stimme, die immer so leicht verrucht klang.
    »Melanie – endlich!«
    »Du bist es!«
    Das klang nicht gut. Nicht überrascht, eher ärgerlich. Phil hatte es sehr wohl registriert, schob es jedoch zur Seite und ließ ein leises Lachen hören. »Ich hoffe, du hast die letzte Nacht einigermaßen gut verbracht, nach allem, was passiert ist.«
    »Doch, ich habe geschlafen.«
    »ja, ich auch. Lag wohl an den Medikamenten.«
    »Die ich nicht genommen habe.«
    »Du bist eben nervenstärker.«
    »Kann sein.« Sie räusperte sich. »Eine andere Frage, Phil. Warum hast du angerufen?«
    Butcher war überrascht. Er schüttelte den Kopf, weil er es nicht glauben wollte. »Hör mal, Melanie, das fragst du noch? Nach dieser Nacht mußte ich mit dir reden. Ich… ich… fühle mich irgendwie für dich verantwortlich, und ich habe dir auch zu verstehen gegeben, was in meinem Innern vorgeht, was ich für dich empfinde. Du bist mir nicht gleichgültig, Melanie. Ich will dich aus dieser Soße herausholen, kannst du das nicht verstehen?«
    Pause. Auch sie meldete sich nicht. Bis sie schließlich sagte: »Und weiter?«
    Das überraschte Phil. »Nun ja, ich hatte mir eben gedacht, daß wir beide uns zusammentun.«
    »Ach ja…«
    »Wir sollten verschwinden, Melanie. Wegfahren, in eine andere Stadt, in ein anderes Land. Paris oder Hamburg, nur nicht in London bleiben, verstehst du?«
    »Nein.«
    »Die letzte Nacht«, begann er nach einem tiefen Atemzug, wurde aber rasch unterbrochen.
    »Die letzte Nacht war anders, das gebe ich zu, Phil, aber ich sehe nicht ein, daß ich ihretwegen London verlassen soll. Hier gefällt es mir nämlich recht gut.«
    »Ach – und du hast keine Angst?« Phil konnte seine Überraschung kaum verbergen.
    »Weshalb denn?«
    »Die Wölfe und…«
    Sie lachte ihn aus. Ja, er hörte es genau durch. Melanie lachte ihn kurzerhand aus. »Ich weiß nicht, was du hast. Haben sie dir denn etwas getan? Haben Sie mir etwas getan…?«
    »Nein.«
    »Da siehst du es.«
    »Aber das muß nicht so bleiben«, protestierte er.
    »Wie meinst du das denn?«
    »Sie können wieder hier erscheinen und uns überfallen. Vielleicht war das nur ein Vorspiel. Stell dir mal vor, Melanie. Wölfe in London, das ist furchtbar.«
    »Oder interessant.«
    Phil Butcher begriff die Welt nicht mehr. So etwas konnte sie doch nicht im Ernst gemeint haben. Diese Wölfe waren Bestien, die sich auf Menschen stürzten und sie töteten oder verletzten. Das hatte er schließlich selbst erlebt. Wie konnte Melanie dann von interessanten Tieren oder Wesen sprechen? Das wollte ihm nicht in den Kopf.
    Und wieder strömte Kälte in seinen Körper. Sie begann an den Fußspitzen und wanderte höher, als wollte sie ihn vereisen.
    »War’s das, Phil?«
    Trotz stieg in ihm hoch, und er

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