Morganas Wölfe
Aussehen gaben, als wäre sie mit Akne überdeckt.
Schon beim ersten Hinschauen sah ich, daß die Haustür nicht geschlossen war. Zu klingeln hatte keinen Sinn, denn jemand mußte wohl Spaß an dem Klingelbrett gehabt haben. Er hatte es kurzerhand aus der Hauswand gerissen. Einige Drähte waren dabei durchtrennt worden.
Das war nicht mein Problem, und mit dem rechten Ellbogen drückte ich die Tür nach innen.
Eine triste Welt umgab mich.
Düster war der Flur, beschmiert seine Wände. Ein kleiner Junge war dabei, mit seinem Auto immer wieder über die Wand zu fahren, was diese auch nicht mehr stören konnte.
Als der Kleine mich sah, hörte er auf und schaute mich aus großen Augen an. Ich lächelte und strich über seine Schirmmütze mit der langen Kappe, die schräg auf seinem Kopf saß.
Zumindest hatte ich auf dem schiefen Klingelbrett noch lesen können, in welche Etage ich mußte. Es war die zweite. Ich eilte ins Treppenhaus, verfolgt von den Blicken des Jungen, dessen Stimme mich auf der Mitte des Treppenabsatzes einholte.
»Wo wollen Sie denn hin, Mister?«
Ich drehte mich um. Der Kleine stand vor der untersten Stufe und schaute zu mir hoch.
»Zu einer Bekannten.«
»Melanie.«
»Bingo. Woher weißt du das? Hast du es geraten?«
»Nein, aber sie bekommt öfter Besuch. Sieht auch toll aus, die Puppe, sagt mein Daddy. Meine Mum ist sauer auf sie, sie mag keine Blondinen, aber ich finde sie toll.«
»Das glaube ich dir. Und du weißt genau, daß Melanie auch zu Hause ist?«
Er nickte eifrig. »Und ob, Mister. Ich habe sie doch gehört.«
»Was sagte sie denn?«
»Nichts, aber in der Wohnung waren komische Geräusche. Wir wohnen direkt nebenan. Ist noch nicht lange her.«
»Haben deine Eltern das auch gehört?«
»Nein, die sind beide in der Kantine. Sie arbeiten da und kochen.«
»Ah so. Jedenfalls danke ich dir für die Auskünfte.«
Der Junge zeigte ein betrübtes Gesicht. »Umsonst ist der Tod, Mister«, erklärte er altklug.
Ich seufzte, hatte ihn verstanden und holte einige Münzen aus der Hosentasche. Ich warf sie ihm zu, und der Junge fing sie geschickt auf.
In dieser Gegend lernte man früh genug, sich durchzuschlagen, denn ohne Geld lief nichts.
Ich tigerte weiter. Meine Hand rutschte über das Geländer. Niemand kam mir entgegen. In der zweiten Etage sah ich zuerst zwei Türen, die sich gegenüberlagen. Eine dritte Tür entdeckte ich ebenfalls. Sie zeichnete sich in der Ecke ab, in der Dachschräge. Zudem war sie schmaler als die anderen beiden.
Mich machte stutzig, daß die Tür zu Melanie Mortons Wohnung offenstand. Als ich sie ganz aufstoßen wollte, da glaubte ich, hinter mir ein Geräusch zu hören, drehe mich um, sah aber nichts. Wahrscheinlich hatte ich mir das Geräusch nur eingebildet.
Eine offene Tür macht mich immer mißtrauisch. Besonders in diesem Fall, denn ich hatte die Attacke des Wolfes nicht vergessen. Mit gezogener Beretta betrat ich die Wohnung und ging dabei auf Zehenspitzen. Hören und sehen sollte man mich so spät wie möglich.
In einem kleinen Flur entdeckte ich einen hellen Männermantel an einem Garderobenbrett.
Nicht weit von mir entfernt zeichnete sich eine Tür ab, die ebenfalls nicht verschlossen war und sich leicht nach innen drücken ließ.
Ich stand in einem Apartment. Es war außer mir menschenleer. Ich ging noch einen Schritt weiter und blieb stehen, denn was ich sah, war ungewöhnlich.
Ein zerbrochener Glastisch deutete darauf hin, daß ein Kampf stattgefunden haben mußte. Die Scherben lagen auf dem Boden und waren teilweise durch eine rote Flüssigkeit beschmiert worden, die ich mir erst gar nicht näher anzuschauen brauchte. Ich wußte, daß es keine Farbe, sondern Blut war.
Und dieses Blut befand sich nicht nur in der Nähe der Scherben, eine Spur zog sich auch vom zerbrochenen Tisch hin auf eine Tür zu.
Ich machte um die Glassplitter und das Blut einen Bogen. Mein Herz klopfte schneller, denn ich erwartete, etwas hinter der Tür zu entdecken, das nicht gerade erfreulich war. Zunächst schaute ich in eine Küche.
Alte Möbel, ein ebenfalls altes Radio, eine Spüle, die nach Sauberkeit lechzte, aber das Blut auf dem Boden, dessen Spur einen leichten Bogen nach links machte und abermals dort endete, wo sich wieder eine Tür befand.
Sie mußte in einen kleinen Raum führen, denn ich dachte daran, daß ich in der schmalen Diele noch eine zusätzliche Ausbuchtung gesehen hatte, die den Raum noch weiter verengt hatte.
Wenn Bäder
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