Morganas Wölfe
hüllte ihn ein und verursachte zahlreiche Schnittwunden auf der Haut. Auch im Gesicht.
Darauf achtete er nicht.
Viel wichtiger war die Bestie.
Sie hockte bereits auf seinem Körper und drückte ihre Pranken tief in die Haut.
Luft bekam er nicht. Statt dessen wischte der faulige und heiße Atem aus dem Wolfsmaul über sein Gesicht.
Melanie lachte.
Und die Bestie biß zu.
Der Schmerz machte ihn rasend, er ließ seinen Kopf bald zerplatzen.
Plötzlich war auch die zweite Bestie da, die er wie eine Brücke über sich sah.
Und sie biß ebenfalls zu.
Diesmal spürte er keinen Schmerz, der Biß war endgültig gewesen und hatte ihn getötet.
Zumindest hatte er das Gefühl, denn eine tiefe Dunkelheit raste auf ihn zu und löschte alles aus.
Melanie aber hatte zugeschaut. Kalt waren ihre Augen. Sie sah den zerbrochenen Tisch, sah auch das Blut und ärgerte sich darüber, daß sie die Wohnung reinigen mußte.
An Phil Butcher dachte sie nicht mehr. Er war für sie bereits Vergangenheit…
***
Wohl fühlte ich mich nicht!
Das lag nicht nur an dem Nebel, der zum Norden hin dünner geworden war, sondern an der allgemeinen Lage. Ich konnte mich schlecht damit abfinden, daß bei diesem Wetter hungrige Wölfe durch London streiften und auf der Suche nach Beute waren, wobei sie bestimmt immer satt wurden. Zum zweiten gefiel mir nicht, daß ich bisher noch nichts über das Motiv dieses Überfalls herausgefunden hatte. Es gab zwar eine Spur, die auf Morgana Layton hinwies und über sie möglicherweise auch auf Fenris, den Götterwolf, was sie jedoch in der Stadt wollten, war mir unbekannt.
Aber getötet hatten sie, und sie waren dabei ohne Rücksicht auf Verluste vorgegangen. Auch Suko und mich hätte es erwischen sollen, und dieser Angriff wiederum warf bei mir eine neue Frage auf. Warum waren wir von dieser Bestie attackiert worden? Warum gerade wir? Im Laufe der Zeit hatten sicherlich genügend Menschen das Haus betreten oder betreten wollen, aber ausgerechnet uns hatte sich die Bestie ausgesucht. Das mußte einen Grund gehabt haben, über den ich während der Fahrt zur Station Marylebone nachgedacht hatte.
Ich war auch für mich zu einer Lösung gelangt, die mich einigermaßen überzeugt hatte. Durch irgendeinen Umstand mußte die Bestie bemerkt haben, daß wir auf einer anderen Seite standen und zu ihren Feinden gehörten. Es gab dafür auch eine Erklärung. Wahrscheinlich hing die mit Morgana Layton zusammen. Wenn die Bestie ihr gedient hatte, dann war es möglich, daß sie es schaffte, ihre Feinde zu wittern, und ich stand nun mal dieser Morgana Layton feindlich gegenüber. Der Wolf war als Wächter eingesetzt worden und hatte im übertragenen Sinne durch Morganas Augen sehen können und die richtigen Schlüsse gezogen.
Für diese Vermutungen und Theorien gab es keinerlei Beweise, ich gab mich zunächst damit zufrieden. Weiterhin glaubte ich daran, daß mir die Stripperin Melanie Morton mehr über den Fall erzählen konnte, falls es dazu kam.
Vor der Station schaute ich mich um. Ich mußte in die Shroton Street, die nicht weit entfernt lag. Es gab leider zu viele kleine Straßen, und Nebelschwaden krochen an den Wänden entlang, so daß ich Mühe hatte, die Hausnummern oder Straßenschilder zu erkennen. Um mir eine längere Suche zu ersparen, erkundigte ich mich bei einem Postboten, und er gab mir Auskunft.
So dauerte es nur Minuten, bis ich die Shroton Street erreicht hatte, in der nun wirklich nichts Auffälliges festzustellen war.
Diese Straße war Teil des Viertels mit zumeist älteren Bauten. Auf einer Seite waren Häuser abgerissen worden, und ein Bauzaun verdeckte die Lücke. Ich hielt mich auf dem rechten Gehsteig. Autos fuhren vorbei. Ihre Abgasfahnen flatterten aus den Auspufflöchern und wurden eins mit dem dünnen Dunst. Sie wehten aber auch dem Gehsteig entgegen. Ihr scharfer Geruch störte mich.
An den Rändern parkten ebenfalls Fahrzeuge, und eine Hosteß achtete mit Argusaugen darauf, daß niemand zu Unrecht parkte, ansonsten bekam das Auto die gefürchtete Londoner Kralle zu spüren, wurde dann abgeschleppt, und das war dann teuer für den Besitzer.
Aus einer Fish & Chips-Bude drang mir ein Geruch entgegen, der nicht eben für Appetit sorgte.
Ich erreichte das Haus, das ich suchte, und stellte fest, daß kein Geschäft darin untergebracht war. Ein altes Bauwerk mit grauer Fassade, die an vielen Stellen unterbrochen war, so daß die abgenutzten Steine zum Vorschein kamen und ihr ein
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