Morgen, fuer immer und ewig
Sie setzte ihre Lesebrille ab und sah Rachel dann wieder in die Augen. »Sie sind also mit Steve Thompson zusammen und wollen etwas über ihn wissen?« Rachel nickte und war insgeheim froh, dass sie Sarah nicht erst groß um Informationen bitten musste.
»Es gibt eine seltsame ... Begebenheit und ich will nur sichergehen, dass ich im Zusammenhang mit Steve weiß, auf was ich mich einlasse.« Sarah blickte verstohlen zu Rachel und atmete dann vernehmlich aus.
»Steve ist ein guter Mann, aber er ist ein absoluter Kontrollfreak. Aus diesem Grund ist unsere Beziehung auch in die Brüche gegangen.« Rachel spielte mit ihrem Armband.
»Erzählen sie mir davon. Bitte.« Sarah seufzte. Ihr Blick wanderte in die Ferne und Rachel nahm sich einen Moment, die etwas ältere Frau zu mustern. Ihre braunen Haare fielen ihr locker um das Gesicht und betonten ihre hohen Wangenknochen und die ebenfalls braunen Augen. Intelligente Augen. Sie hatte äußerlich nichts mit Rachel gemeinsam.
»Wir lernten uns beim Studium kennen. Es war unser letztes Jahr und ich hab mich furchtbar in ihn verliebt. Wir waren zuerst Essen und haben viel unternommen. Er hat mich zu nichts gedrängt und blieb meistens auf Abstand.« Rachel nickte. Das war der Steve, den sie kannte.
»Als wir das Studium abgeschlossen hatten, bekam ich schnell eine Arbeit und er ging zu DEMA Entreprise. Wir nahmen uns eine gemeinsame Wohnung und schliefen das erste Mal miteinander.« Sarah lächelte verträumt und in Rachel stieg ein ihr bislang unbekanntes Gefühl hoch. Eifersucht. War diese Frau die Erste für Steve gewesen? Und wie konnten sie es so lange ohne Sex aushalten? War sie eine Hure, weil sie schon mit siebzehn ihre Jungfräulichkeit verloren hatte?
»Von da an waren wir ein richtiges Paar. Er brachte mich früh zur Arbeit und holte mich nachmittags ab. Er kochte, wusch die Wäsche und kümmerte sich um alles, was anfiel.« Ihr Blick wurde finster. Keine Spur mehr von den schönen Erinnerungen der ersten gemeinsamen Liebesnacht. »Dann begann er, mich zu kontrollieren, durchsuchte meine Sachen und las meine Mails. Ich sagte ihm, dass ich das nicht mag und er schien es verstanden zu haben. Nach ein paar Monaten fand ich auf seinem Rechner zufällig ein Programm, mit dem er jeden meiner Schritte durch mein Handy beobachten konnte.«
Ob er das auch bei Rachel verwendete? Zum Glück hatte sie ihr Handy heute im Büro vergessen. Am Morgen war ihr das noch wie ein Fluch vorgekommen, aber nun war sie sich für ihre Schusseligkeit dankbar. Sarah sah Rachel verzweifelt an. »Ich habe nichts dagegen, wenn ein Mann eifersüchtig ist, aber er hat es übertrieben. Ich fand sogar Notizen über persönliche Sachen. Wann ich meine Tage hatte, mit wem ich befreundet war, mit wem ich schon verkehr hatte. Ich bekam Angst und packte meine Sachen.«
»Sie haben ihn einfach verlassen?« Sarah nickte. Konnte das der Grund für seine Verlustangst sein? Aber so wie es klang, hatte er das schon früher. Bevor er mit Sarah zusammengekommen war.
»Er wollte mich zurück und hat mir das Blaue vom Himmel versprochen. Ich sagte ihm, dass ich einen neuen Freund hätte und Steve nie geliebt hätte.« Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Verstehen sie mich nicht falsch. Er ist ein sehr netter Mann, aber mir persönlich hat er einfach Angst gemacht.« Rachel nickte. Sie stellte sich vor, wie Steve sich gefühlt haben mochte, als die Frau, die er wahrscheinlich geliebt hatte, seine Gefühle mit Füßen trat. Vielleicht war er deshalb am Anfang so zurückhaltend gewesen und wollte keine Beziehung zu Rachel. Weil er einfach Angst hatte, verletzt zu werden. Aber woher kam diese Kontrollsucht? Sie war anscheinend schon vor Sarah da gewesen.
»Vielen Dank Mrs. Coleman. Sie haben mir sehr geholfen.« Sarah nickte nur und widmete sich wieder ihrer Zeitung, die sie schon in der Hand hielt, als Rachel das Café betreten hatte. Nun hatte Rachel nur noch eine Möglichkeit, an die für sie so wichtigen Informationen zu kommen: Steves Vater.
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5. Kapitel
Zehn Minuten später stand sie vor der Wohnung seines Vaters und klingelte mit einem komischen Gefühl im Magen bei ihm. Sie hatte lange überlegt, ob sie das wirklich tun sollte, aber die Beziehung zu Steve war ihr zu wichtig, um sie wegen einer Vermutung zu beenden. Und nur sein Vater konnte das große Rätsel um ihn lösen. Nach einem Moment öffnete eine ältere Ausgabe von Steve die Tür und sah Rachel verwirrt an.
»Wie kann ich ihnen
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