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Morgen ist der Tag nach gestern

Morgen ist der Tag nach gestern

Titel: Morgen ist der Tag nach gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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schwarzes Haar hatte einen tiefen Ansatz und war nach hinten gekämmt
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    Ich ging auf ihn zu und sagte: Tut mir leid, aber ich brauche keine Leute!
    In den letzten zwei Jahren kamen ständig Männer und auch Frauen, die nach Arbeit fragten. Feld-, Fahr- oder Hilfsarbeiten. Ganz egal, Hauptsache Arbeit! Die Geschäfte liefen nicht gut und ich war froh, dass ich keinen meiner Leute entlassen musste
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    Aber er schüttelte den Kopf und sagte: Ich würde gerne mit Ihnen über Ihre Tochter sprechen! Can Yildiz, stellte er sich vor
.
    Er hält einen Augenblick inne. Der Mann hatte das ganz selbstverständlich gesagt, ganz leicht, sodass es ihm den Atem verschlagen hatte. Dann hatte er geflüstert, ganz leise in seine Wunde gesprochen.
    Er hatte Miriams Verschwinden in der Zeitung verfolgt. Er sagte Sätze wie: Sie war bei ihrer iranischen Freundin zu Besuch. Sie kam aus deren Haus. Ihre Tochter hatte dunkles Haar und einen eher braunen Teint. Man hätte sie auch für das Kind eines Iraners halten können, oder?
    Ich sagte ihm, dass die Mutter meiner Frau Spanierin sei. Ich weiß nicht, warum ich das sagte
.
    Und ich verstand nicht, was der Mann von mir wollte, aber mit jeder Feststellung gab es in mir dieses Nicken, dieses: Ja! Ja, aber worauf willst du hinaus?
    Er gab mir seine Karte. Wenn ich mich für das Verschwinden anderer Mädchen unter den gleichen Umständen interessieren würde, könnten wir reden. Mädchen, die so alt waren wie Miriam und die, wie Laila, als gefährdet galten!
    Ich nickte distanziert und nahm die Karte. Den Rest des Tages ging mir Can Yildiz nicht mehr aus dem Kopf. „So gefährdet wie Laila“, hatte er gesagt und mir fielen die Thesen der Polizei wieder ein. Sie hatten über eine Verwechslung nachgedacht. Sie hatten an einem der ersten Abende gesagt: Wir ziehen in Betracht, dass das Opfer dieser Entführung eigentlich nicht ihre Tochter sein sollte, sondern Laila!
    Damals hatte ich gedacht: Wieso sagen die das? Glauben die wirklich, dass uns das tröstet?
    Aber jetzt schien auch ein anderer, einer der keinen Grund hatte mich zu trösten, in diese Richtung zu denken
.
    Am nächsten Tag rief ich ihn morgens an. Wir trafen uns in einem Café. Er hatte Fotos dabei. Er nannte Namen und Daten. Bahar 1999, Rojin 2000, Saida 2002. Seine Nichte! Alle diese Mädchen waren gefährdet gewesen. Die Polizei vermutete, dass sie von den Vätern ins Heimatland entführt wurden. Iran, Libanon, Syrien. Aber seine Nichte, das wisse er genau, sei nicht bei seinem Bruder
.
    Er trank Tee. „Sehen Sie“, sagte er, „jedes Jahr ein Mädchen, immer ein anderes Bundesland. Bahar aus Thüringen, Rojin aus Bayern, Saida aus Hessen. Alle zwischen elf und dreizehn Jahren. Nur eine Lücke in der Reihenfolge. 2001! Lailas Mutter hatte dem Jugendamt mitgeteilt, dass sie Angst habe, der Vater könne Laila mit in den Irak nehmen. Laila hätte in diese Liste perfekt hineingepasst. Ich glaube, Ihre Tochter ist verwechselt worden!“
    Er legt den Stift beiseite und reibt sich die Augen. Er weiß noch, dass auf dem kleinen Tisch aus hellem Holz ein gelbes Glas mit einem Teelicht stand. Die Flamme hatte gezittert, als Can Yildiz die Fotos der Reihe nach auf den Tisch geblättert hatte. Drei Fotos und an dritter Stelle ein Bild aus einer Zeitung. Bahar, Rojin, Miriam und Saida!
    Ihm war übel gewesen. Er hatte es nicht verstanden. „Sie glauben, meine Tochter ist im Irak?“, hatte er gefragt und noch während er sprach, wurde ihm klar, was Yildiz ihm wirklich sagen wollte. Er war aufgesprungen und aus dem Café gelaufen.

    18
    Die Schaulustigen, die gestern in kleinen flüsternden Grüppchen den Straßenrand säumten, sind verschwunden. Böhm fährt im Schritttempo die Teichstraße entlang.
    Joop hält den Atem an. „Boah! Peter sieh dir das an!“ Er zeigt auf die drei schwarzen Riesen hinter der Ruine. Böhm nickt und bringt das Auto vor der Zufahrt zum Horstmannhaus zum Stehen. „Gestern habe ich für einen Augenblick gedacht, Horstmann hätte eine gewaltige Plastik in seinem Garten aufgestellt.“ Die schwarzen Baumstämme mit ihren verkohlten Aststümpfen liegen in dem blauen Himmel wie ausgeschnitten, so als habe jemand das Blau mit sicherer Hand entfernt und Eingänge in die Welt dahinter geschnitzt.
    Lembach sitzt im Schatten des Transporters der Spurensicherung auf einem klappbaren Campingstuhl, nummeriert Tüten und trägt sie in eine Liste ein. Er sieht Böhm mit geröteten Augen an.
    „Wir sind hier dann soweit.

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