Morgen ist der Tag nach gestern
schmatzendes Geräusch macht.
An der linken Wand steht ein Tisch mit einem Computer und einem Drucker. Auf dem Fußboden steht ein Bildschirm neben verpacktem Fotopapier. Es riecht nach warmem, abgestandenem Brackwasser.
An der rechten Wand steht ein Klappbett. Kopf und Fußteil stehen hoch, im Mittelteil liegt auf dem braunen Metallgitter eine eingerollte Matratze.
Joop schüttelt den Kopf. „Was soll das? Was ist das hier?“
Lembach hält den beiden vier Tüten der Spurensicherung hin. „Seht euch das an. Ich denke, der gute Herr Horstmann hatte da so seinen Hobbykeller.“
In der ersten Tüte befindet sich eine Barbiepuppe in einem hellblauen, langen Tüllkleid. Der feine Stoff ist durchnässt und klebt an den Plastikbeinen. Die langen blonden Haare sind verfilzt. In der zweiten Tüte befinden sich Tabletten, die durch das Löschwasser zum Teil aufgelöst sind.
Die anderen beiden Beutel enthalten je ein Foto. Sie zeigen zwei verschiedene Mädchen. Beide sind nackt. Beide liegen auf einem Bett in eindeutiger Pose. Beide starren mit hohlen, aufgerissenen Augen in die Kamera.
Böhm schluckt. Er schließt die Augen und dreht sich zur Seite.
Joop starrt den Rechner an. Immer wieder wandern seine Augen vom PC über den Drucker zu dem Stapel Fotopapier.
Für einen Augenblick scheint sich niemand der vier anwesenden Männer zu bewegen. Für einen Augenblick scheint jeder eigenen Schlussfolgerungen nachzugehen.
Joop schnappt nach Luft. Er dreht sich um und sieht Lembach fragend an. Der nickt und schnaubt. „Der PC ist voll Wasser gelaufen, aber er hat wenigstens keine Brandschäden wie der, den wir oben gefunden haben. Ich dachte, um diesen hier könntest du dich schon mal kümmern. Den anderen müssen wir den Kollegen in Düsseldorf schicken. Da haben wir hier keine Möglichkeiten.“
Joop zieht das Druckerkabel ab und inspiziert das Gehäuse. „Wasser ist nicht schön, aber da wird sich schon noch was finden.“
Lembach geht zu der Liege hinüber, neben der Böhm steht und nimmt ihm die vier Beutel ab. Auch die Liege ist in eine Plane gehüllt.
„Hier gibt es jedenfalls jede Menge Spermaspuren. Die Fotos haben wir hinter dem Bett gefunden.“
Böhm atmet durch den Mund. Die Bodenscheinwerfer leuchten den Raum bis in die letzte Ecke aus. Er versucht einzuordnen, was er hier sieht.
War Horstmann pädophil gewesen? Hatte er sich hierher zurückgezogen, um in Ruhe diesen Trieb auszuleben? Seine Exfrau hatte gesagt, sie habe nicht verstanden, warum er das Haus unbedingt behalten wollte! Hatte er zu einem dieser Userkreise gehört? Hatte er sich über das Internet Bilder schicken lassen?
„Wir fahren ins Präsidium. Können wir Bilder von den Mädchen bekommen? Nur die Köpfe, wenn es geht! Bitte!“
Lembach nickt. „Das lässt sich machen.“
Joop klemmt sich den Rechner unter den Arm. Sie gehen schweigend die Treppe hinauf und treten in das grelle Licht der Außenscheinwerfer. Sie gehen über Planken auf den Ausgang zu.
Joop steht an der Beifahrertür. „Mynheer Horstmann! Mynheer Saubermann!“ Er trommelt mit den Fingern der freien Hand auf das Autodach. „Ist das einfach nur einer von diesen Wichsern, oder steckt da mehr dahinter?“
Böhm klingt müde. „Ich weiß es nicht.“
Er blickt hinüber zu den verbrannten Baumriesen, die sich schwarz gegen den sternenklaren Himmel abheben. Ihm scheint, dass das Firmament jetzt einen größeren Bogen beschreibt, ihm mehr Raum lässt für böse Phantasien und Ahnungen. Er will das nicht. „Wir sollten da auf jeden Fall ganz sachlich dran gehen.“ Er schüttelt sich kurz, versucht die Fotos aus seinem Gedächtnis zu verbannen. „Lass uns die Fakten sortieren. Lass uns sehen, was wir über diese Fotos herausfinden können und was wir noch auf dem PC finden.“
Er starrt vor sich hin. Was war denn los? Warum hatte er in dem Raum nicht atmen können? Was hatte ihm Angst gemacht? Die Fotos, ja! Aber er hatte in seiner Laufbahn schon öfter solche Fotos gesehen.
Joop stöhnt auf. „Peter, der PC ist schwer!“
Böhm schließt das Auto auf. Van Oss verstaut seine Last auf der Ladefläche des Kombis.
Er setzt sich hinter das Lenkrad. Seine Gedanken kreisen weiter. Zwei Tote. Einer davon Horstmann. Das Zimmer im Keller. Die Puppe. Das Feuer. Das Zimmer im Keller. Die Fotos. Die Kugel im Kopf. Das Zimmer im Keller!
„Joop, erklär mir mal, warum jemand, der ein ganzes, perfekt eingerichtetes Haus zur Verfügung hat, in dieses Loch gehen sollte, um
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