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Morgen ist der Tag nach gestern

Morgen ist der Tag nach gestern

Titel: Morgen ist der Tag nach gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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laufen.“ Sie greift hinter sich nach ihrem Stock, stützt ihr ganzes Gewicht darauf und erhebt sich mühsam. „Aber weißt du Christa, das mit Frank gibt mir irgendwie den Rest. Dass er faul ist, weiß ich ja, aber dass er ein Betrüger ist …“
    Sie humpelt an Christa vorbei zur Kaffeemaschine. „Wo wird das enden? Was muss ich ihm noch alles zutrauen?“

    42
    Gegen zwei Uhr kam Simon und stellte ihm eine McDonalds Tüte auf den Schreibtisch. „Mann, Papa“, sagte er, „du musst doch wenigstens einmal am Tag essen!“ Sie setzten sich auf das Sofa und packten Hamburger und Pommes aus.
    Er hatte keinen Hunger. Er aß Simon zu liebe. Er aß seinem Sohn die Sorge aus dem jungen Gesicht.
    Sie sprachen über Simons Führerscheinprüfung und über seinen Wunsch, vor dem Studium für ein Jahr in die Staaten zu gehen. Dann stellten sie sich ans Fenster und sahen dem Gewitter zu.
    Jetzt ist Simon fort und er steht immer noch da und starrt hinaus. Auf den Stellplätzen der LKWs laufen die Wassermassen nur langsam ab.
    Simons Pläne hatten ihn seltsam berührt. Er hatte das Gefühl gehabt, über eine Zeit zu spekulieren, die nicht mehr seine war. Auf die er kein Anrecht mehr hatte. In seiner dumpfen Gleichgültigkeit hatte er vergessen, dass der Gedanke an morgen, der Gedanke an eine Zukunft, für seine Söhne heiter war.
    Er wendet sich ab, setzt sich in den schweren Ledersessel und dreht ihn zum Schreibtisch.
    Drei Seiten im Rechenheft sind noch frei. Mehr wird er nicht schreiben. Wenn er bis dahin nicht zum Ende gekommen ist, bleiben die letzten Dinge eben ungesagt.
    Nachdem Grefft wieder in Goch bei seiner Freundin wohnte machte Yildiz eine Entdeckung. Jochen Grefft fuhr, seit er aus Hannover zurück war, deutlich häufiger den Sexshop in Emmerich an. Wir hatten diese Adresse außer Acht gelassen
.
    Yildiz hatte vor Wochen einen seiner Freunde für mehrere Tage dort als Kunden auftreten lassen. Grefft – so hatte der beobachtet – tauchte nur zum Abkassieren auf. Yildiz hatte vermutet, dass er an dem Laden beteiligt war. Jetzt sah die Sache anders aus
.
    Wir trafen uns in einem Café in Emmerich. Yildiz war diesmal mit zwei Freunden da. Er war wütend und ich war überrascht, in welchem Ton er mit den Männern sprach. Er verfiel immer wieder ins Türkische, aber der Ton war herrisch und zurechtweisend. Zum ersten Mal hatte ich den Eindruck, dass das keine Freundschaft war, die diese Männer
verband.
Mir fiel auf, dass ich die Geschichte über seinen Bruder Bülent ohne weiteres geschluckt hatte. War er wirklich der Onkel, der im Auftrag seines Bruders nach dessen Tochter suchte?
    Die dünnen, nachziehenden Schlierwolken haben sich aufgelöst. Der Himmel hat sein hohes Azurblau zurück.
    Er erinnert sich, dass er zwischen diesen Männern gesessen und Yildiz’ Autorität fast körperlich gespürt hatte. Er hatte intuitiv gewusst, dass irgendetwas nicht stimmte. Dass er in diesem Streit etwas gesehen oder gehört hatte, was außerhalb von Yildiz Wahrheiten stand.
    Das alte Misstrauen war wieder da gewesen. Er hatte es beiseite geschoben. So kurz vor dem Ziel! Was kümmerten ihn da die Motive der anderen. Er würde in den nächsten Tagen erfahren, wo sein Kind war. Nichts konnte wichtiger sein!
    Yildiz bat den anderen Freund am Tisch, sich der Sache anzunehmen. Er sollte gezielt Informationen über Horstmann sammeln. Wieder folgte ein kurzer Wortwechsel auf Türkisch. Yildiz schob dem Mann ein Bündel Geldscheine zu. Er sah mein Erstaunen und lachte. „Wessel, was denkst du?“ Immer noch grinsend schüttelt er den Kopf. „Wessel, Wessel! Sieh mal, das ist so. Wenn man sich längere Zeit in einem Sexshop aufhalten muss, hat man Ausgaben. Und wenn man dann auch noch Informationen will, müssen die vielleicht bezahlt werden!“ Das leuchtete mir ein
.
    Yildiz hängte sich wieder an Grefft. Ich sollte tagsüber das Sommerhaus beobachten. Die Nächte wurden von Yildiz Freunden übernommen
.
    Die LKWs sind nach und nach eingetroffen. Er geht auf den Hof hinaus und redet mit den Fahrern. Bei einem solchen Unwetter ist es nicht einfach, unterwegs zu sein. Die Männer erzählen von Unfällen und überschwemmten Autobahnteilstücken.
    Johann, einer seiner ältesten Fahrer war bei Zeiten auf einen Rastplatz gefahren. „Bei aller Eile“, sagt er, „soviel Zeit muss sein. Haben Sie ja auch nix von, wenn ich den Dicken zu Schrott fahr, weil ich nix seh! Da komm ich doch lieber ne Stunde später an, oder?“
    Er nickt ihm

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