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Morgen ist ein neuer Tag

Morgen ist ein neuer Tag

Titel: Morgen ist ein neuer Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sehe ich jeden Tag acht Stunden und weiß, welche Qualitäten sie haben oder vielmehr nicht haben.«
    »Es ist keiner, den du kennst, Vater.« Friedel Herten war durch das Lachen ihres Vaters etwas aus der Fassung gebracht. Sie hatte ein Donnerwetter erwartet, Schimpfen, Vorwürfe, Drohungen, vielleicht sogar Schläge – denn der Vater konnte sehr zornig werden – aber Lachen? Sie richtete sich etwas auf und beugte sich vor. »Es ist ein armer Mann, Vater. Ein Maurer. Jetzt ist er Bauführer, hier in Dortmund, er stammt aber aus Minden. Vor wenigen Wochen ist er aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, war für tot erklärt worden, alles hat er verloren, auch den ganzen Glauben an die Menschen. Und den will ich ihm wiedergeben, den kann ich ihm auch wiedergeben, Vater, denn – wir lieben uns.«
    »Ihr liebt euch?« Hans Herten starrte seine Tochter an. »Sagtest du, er kommt aus Minden?«
    »Wir waren am Sonntag den ganzen Tag zusammen. Ja, er ist Mindener. Er hat mir alles erzählt. Und ich weiß heute, daß meine Liebe ihm helfen, ihn aufrichten kann, ein neuer Mensch zu werden.«
    »Ein Spätheimkehrer?« Herten stand langsam auf. Ein Spätheimkehrer? wiederholte er sich innerlich. Ein Spätheimkehrer aus Minden? Großer Gott, das wird doch nicht …
    Der Gedanke ließ ihn nicht mehr los. Ein Spätheimkehrer aus Minden?
    Ich muß mir die Gewißheit verschaffen, sagte sich Hans Herten und fragte seine Tochter: »Wie heißt er?«
    Der Gedanke daran, daß sich seine Vermutung bestätigen könnte, machte ihn zornig. Seine Augen funkelten aggressiv.
    »Ich nenne dir nicht den Namen, Vater.« Friedel hatte sich ebenfalls erhoben. »Ich sehe, daß du wütend bist. Du könntest ihm etwas antun. Nein! Selbst wenn du mich schlägst – ich nenne dir den Namen nicht!«
    »Ich werde ihn nicht antasten.« Hans Herten lehnte sich gegen den Bücherschrank, dessen Glas dadurch Gefahr lief zu zerbrechen. »Soll ich dir den Namen nennen?« fragte er plötzlich. Er spürte in seinem Kopf einen schmerzhaften Druck und wußte, daß er nahe daran war, seine Beherrschung zu verlieren.
    »Woher solltest du den wissen?« antwortete Friedel und beruhigte sich selbst: »Nein, das ist ausgeschlossen, du kannst ihn nicht kennen!«
    »Er heißt – Fritz Bergschulte.«
    »Vater!« schrie Friedel auf und wich vor ihm zurück. »Das verstehe ich nicht! Woher weißt du das? Tu ihm nichts, sonst wirst du mich nie wiedersehen!«
    »Ich werde mit ihm sprechen, mehr nicht.« Hans Herten blickte auf die Uhr. »Wo arbeitet er?«
    »Das weiß ich nicht.« Trotzig klangen die Worte. Das Mädchen stand am Fenster, hielt sich die rechte Hand vor den Mund und starrte ihren Vater fast feindselig an.
    »Wo wohnt er?«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    »Du warst noch nicht bei ihm?« Etwas wie Hoffnung klang in dieser Frage.
    Friedel schüttelte den Kopf: »Nein!«
    Hörbar atmete Hans Herten auf. Friedel, dachte er. Sie liebt ihn, ja, sie werden sich geküßt haben, sie werden Pläne gemacht haben. Wenn aber weiter nichts zwischen ihnen gewesen ist – und es sieht so aus –, wird es leicht sein, mit Bergschulte von Mann zu Mann zu sprechen. Wir waren alle einmal jung, bitte, ich bin Ihnen nicht böse, daß Sie meiner Tochter den Kopf verdreht haben. Aber jetzt muß Schluß sein. Was ist mit Ihrer Lina? Sie arbeitet für Ihre gemeinsame Zukunft und will zurück zu Ihnen … und Sie … Hans Herten brach ab. Ihm kam dieser wahnsinnige Zufall erst jetzt so richtig zum Bewußtsein. Seine Tochter liebte Bergschulte, und dessen Frau war angestellt bei ihm, dem Vater. Und keiner der beiden wußte etwas von dem anderen, während sie jeden Tag fast aneinander vorbeigingen. Wie klein doch die Welt ist, und wie voller Komödien und Tragödien …
    »Ihr trefft euch doch wieder?« fragte Herten seine Tochter.
    »Natürlich.«
    »Und wann und wo, wenn ich fragen darf?«
    »Heute abend. Ecke Brückstraße. Am Fürstenhof.«
    »Kennt mich Herr Bergschulte?«
    »Was fragst du mich? Ich muß doch annehmen, daß ihr beide euch schon kennt. Es ist mir dann allerdings ein Rätsel, warum er mir das nicht gesagt hat.«
    »Wir kennen uns nicht. Ich frage dich nur, weil es ja hätte sein können, daß du ihm schon ein Bild von mir gezeigt hast.«
    »Ach was!«
    »Ich bitte mir aus, daß du mir keine so patzigen Antworten gibst!«
    »Entschuldige …«
    »Heute abend wirst nicht du auf Bergschulte warten, sondern ich.« Er schluckte, denn was er jetzt sagte, war eine

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