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Morgen ist ein neuer Tag

Morgen ist ein neuer Tag

Titel: Morgen ist ein neuer Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Verstehen, ich brauche Gerechtigkeit, ich brauche das Leben … Hilfe! Und was antwortet, ist nur das Echo des eigenen Schreis, das verhöhnende, die Qual des Herzens erhöhende Echo. Hilfe … Ich habe sie im Lager wahnsinnig werden sehen, deren Herz um Hilfe schrie und keine Antwort bekam. Sie haben des Nachts die Decken umarmt, sie haben wie wilde Tiere die Dolmetscherin des Lagers angefallen, bis sie unter den Schüssen der Posten zusammenbrachen und starben. Und da kommen Sie jetzt daher und sagen, ich solle einsehen, daß Sie mir den neuen Halt wegnehmen wollen. Wissen Sie denn überhaupt, was es heißt, heimzukehren und festzustellen, daß Sie einfach aus dem Gedächtnis und dem Leben der anderen Menschen gestrichen worden sind?«
    Hans Herten nippte an seinem Wein, um Zeit zu gewinnen. Die Szene war ihm äußerst peinlich. Vieles von dem, was Bergschulte sagte, war richtig. Aber das änderte nichts daran, daß es ihn in die falsche Richtung führte. Was er als einen Anfang betrachtete, war in Wirklichkeit das Ende.
    »Es stimmt«, sagte Herten ruhig. »Ich kenne das alles nicht, ich habe es nicht erleben müssen. Und eben darum habe ich ein klares Auge behalten für die Dinge, die Ihnen in diesen fürchterlichen Jahren fremd geworden sind.«
    »Wie interessant.« Hohn klang in Bergschultes Stimme, doch das konnte Herten nicht darin beirren, fortzufahren: »Sie meinen, es sei Ihre Pflicht, nur anzuklagen. Denken Sie doch auch einmal daran, daß Ihre Frau durch Ihre Rückkehr einen viel größeren seelischen Schock erlitt als Sie. Sie hat geglaubt, Sie seien gestorben. Und sie hat den großen Schmerz überwunden, denn das Leben ging ja weiter. Sie hatte einen Sohn, der die Mutter brauchte. Das Gedenken an den Toten sollte und durfte den Gang des Lebens nicht auf die Dauer hemmen. Wenn dann ein Mann kam, der Ihrem Sohn eine Zukunft bot, der es kraft seiner materiellen Mittel vermochte, abzulenken und die Gedanken an den Toten langsam zu mildern, Gedanken, die ein Dasein so sehr belasten können, daß es darunter zerbricht – dann können Sie jetzt nicht daherkommen und Anklage erheben gegen eine Frau, die nicht mehr ein noch aus wußte und glaubte, das Beste zu tun! Wissen Sie denn überhaupt, wie es in einer Frau aussieht, wenn sie einen Teil ihres Lebensinhaltes hergeben muß und plötzlich allein dasteht mit allen Pflichten und Sorgen? Mensch, Sie müßten den Hut abnehmen vor einer Frau, die sich jetzt wieder zu Ihnen bekennt, die alles verläßt und schuften will, um zusammen mit Ihnen ein gemeinsames neues Leben aufzubauen. Und wie danken Sie ihr das? Sie verlieren sich an ein junges Ding, das nichts weiter kann als Ihnen schöntun, das verwöhnt ist, das Ihnen verliebte Augen macht, das Ihnen ein Küßchen gibt und das leckere, kleine Häschen spielt …«
    »Sie sprechen von Ihrer Tochter!« unterbrach Bergschulte empört. »Sie beleidigen Ihre Tochter!«
    »Beleidigen? Ich bin ihr Vater. Ich kenne sie bis in die Tiefen ihrer Seele. Sie wird einmal eine gute Frau sein, das gebe ich zu. Aber eine Frau mit Ansprüchen. Mit Ansprüchen auf Pelzmäntel, auf einen Wagen, eine Villa, auf Hausbälle, Tanztees und dergleichen Humbug mehr. Wissen Sie, zu was Sie sich ganz rasch entwickeln würden neben ihr? Zu einem lieben, trottelhaften Teddybären, der brummt und schön macht, wenn sie flötet. Ist das der Lebensinhalt, der Ihnen vorschwebt, Herr Bergschulte?«
    »Sie treten Ihre Tochter in den Dreck!«
    »Ich sage Ihnen die Wahrheit. Die meisten Männer lernen ihre Frauen erst in der Ehe kennen. Danken Sie Gott, daß ich ein Vater bin, der Ihnen das alles vorher sagt.«
    »Aber ich liebe Ihre Tochter!« Bergschulte faltete die Hände zur Geste der Beteuerung. »Ihre Argumente verblassen, wenn sich zwei Menschen lieben …«
    »Reden Sie doch keinen Blödsinn!« Hans Herten hatte nun genug. »Was Sie als Liebe betrachten, ist ein Rausch. Früher oder später würde das Erwachen kommen, und dann stünden Sie wieder hilflos da. Das Resultat wäre aber, daß sich dann auch meine Tochter unglücklich gemacht hätte. Davor will ich sie schützen.«
    »Und wenn ich Ihnen das Gegenteil beweise?«
    »Meine Tochter ist kein Gegenstand für ein Experiment.«
    »Ich will Ihnen aber beweisen, daß ich Friedel liebe. Es ist einfach, zu sagen: Das geht nicht. Geben Sie uns eine Chance!«
    »Gut«, antwortete Herten kurzentschlossen. »Ich werde Friedel vorläufig nicht sagen, daß Sie Frau und Sohn haben. Aber ich muß

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