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Morgen letzter Tag!

Morgen letzter Tag!

Titel: Morgen letzter Tag! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Süß
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verwechselt: Wachstum und Entwicklung. Zunächst könnte man sagen, nachdem das Wachstum eines Menschen abgeschlossen ist, ist er ja noch nicht tot, sondern nur erwachsen. Seine Entwicklung muss im Erwachsenenalter noch nicht zu Ende sein. Sicher, viele entscheiden sich dafür, aber es ist nicht notwendig. Man kann sich entwickeln, bis man die Erde düngt.
    Doch mit dem Wachstum ist das so eine Sache. Die Phantasie, ins All hineinzuwachsen, ist letztlich die Idee, nach der Ausbeutung der Erde eine zweite Erde zu finden, um die dann auch auszubeuten. Wir sollen also planetenfressende Schimpansen werden. Warum nicht? Nun, darum nicht, weil es einfach keine erreichbaren erdähnlichen Planeten gibt, in die wir unsere Vampirzähne schlagen könnten. Und bevor man sich wahnwitzigen Hoffnungen hingibt wie zum Beispiel jener, den Mars durch groß angelegtes » Terraforming« umzugestalten, sodass man ihn tatsächlich besiedeln könnte: Theoretisch kann man den Mars umformen. Man könnte versuchen, den gefrorenen Kohlenstoff an den Polkappen zu schmelzen und so einen Treibhauseffekt zu erwirken, der den Mars etwas aufheizt und so lebenswerter macht. Der Vorgang würde aber, falls es überhaupt funktioniert, Jahrhunderte in Anspruch nehmen, und dann wäre der Mars immer noch eine Horrorwüste. Sollte man sich da nicht lieber der Atmosphäre der Erde zuwenden?
    Weiter entfernte Planeten in anderen Sonnensystemen zu erreichen ist auch noch reine Science-Fiction. Also vielleicht doch lieber mal darüber nachdenken, warum wir hier auf der Erde so dermaßen auf Wachstum gebürstet sind?

Wachstum und Schulden– die Armageddon-Maschine
    Geld ist der Reliquie ähnlich. Man muss dran glauben, sonst hat es keinen Wert.
    Wie Sie wissen, war von Francis Fukuyama Anfang der 1990 er, als der Ostblock zusammenbrach, » das Ende der Geschichte« verkündet worden. Bis dahin hatte man » Systemo« gespielt. Ein Spiel für die ganze Welt. Das Ziel des Spiels: Zeige, dass dein System das bessere und leistungsfähigere ist. Und das freilich nicht, indem du dafür Sorge trägst, dass die jeweiligen Systembewohner ein besseres und erfüllteres Leben führen als die im Konkurrenzsystem, sondern indem du vergleichst, wer sich mehr Interkontinentalraketen mit Mehrfachsprengköpfen und Stellvertreterkriege leisten kann. Der Ausgang ist bekannt.
    Das Sowjetreich, aka » Reich des Bösen«, aka » Paradies der Arbeiter und Bauern«, musste passen. Und der strahlende Sieger war: der Kapitalismus westlicher Prägung.
    Man hatte, trotz aller ideologischen Verschiedenheiten, auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs die Geschichte als dialektische Angelegenheit verstanden. Aus These und Antithese würde sich am Ende das perfekte Gesellschaftssystem herausmendeln. Die Kommunisten dachten freilich, das wäre im real existierenden Sozialismus fast verwirklicht, alldieweil die Kapitalisten dachten, nämliches wäre im real existierenden, sozialdemokratisch gedämpften Kapitalismus des Westens fast verwirklicht. Nun schien der Kapitalismus den endgültigen Sieg davongetragen zu haben. Die Abteilung Sozialismus war enttäuscht von der Niederlage, Einzelne zogen sich zum Schmollen zurück, um aus der Position der Gekränkten den Sieg des Kommunismus auf später zu verschieben, wenngleich diese Geste mittlerweile etwas erschlafft wirkte. Die anderen konvertierten.
    Sehen wir uns im Folgenden mal an, ob der siegreiche Kapitalismus sein Versprechen einlösen und zum Wachstum des Wohlstands von allen beitragen konnte. Einen Hinweis bekommen wir von Jean Ziegler, dem UN -Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Er schreibt in seinem Buch »Das Imperium der Schande« (München 2005): »1990 hatten die Kaffee produzierenden Länder insgesamt für etwa 11 Milliarden Dollar Kaffeebohnen exportiert. Im selben Jahr hatten die Verbraucher der ganzen Welt für ungefähr 30 Milliarden Dollar Kaffee konsumiert. Im Jahr 2004 waren die Exporteinkommen der Kaffeebauern auf 5 , 5 Milliarden Doller gesunken. Am anderen Ende der Kette hatten die Verbraucher 70 Milliarden für ihren Konsum ausgegeben…« O. k., da scheint der Beschiss eher deutlich zugenommen zu haben. Von gehobenem Gesamtwohlstand keine Spur, stattdessen scheinen Einzelne ihre Gier erfolgreich befriedigen zu können. Warum? Nun, ganz einfach, der Kalte Krieg war– wie schon erwähnt– vorbei. So brauchte sich jetzt keiner mehr einen Kopf zu machen von wegen, wenn wir die Kaffeebauern jetzt ganz schlimm

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