Morgen letzter Tag!
würde am meisten Geld für Energie, Waffen und Drogen ausgegeben. Aber das stimmt freilich nicht. Das meiste Geld muss für Schulden bezahlt werden. Schulden sind überall, deswegen sieht man sie kaum noch. Geld entsteht überhaupt erst durch Schulden.
Karl Marx dozierte noch, Geld sei virtuelle Arbeitszeit, die man den Werktätigen vom Leben wegsubtrahiert hätte, um sie anschließend um den erwirtschafteten Mehrwert zu bescheißen, oder so ähnlich. Bestimmt richtig. Aber wir machen es uns jetzt ein wenig einfacher.
Geld entsteht zum Beispiel, wenn jemand sagt, ich hätte gern Geld für irgendwas. Und dieser jemand geht zur Bank, und dort sagt man ihm: O. k., hier ist das Geld für irgendwas. Wir geben es dir, weil wir überzeugt sind, irgendwas wird dir so viel Ertrag bringen, dass du das Geld an uns zurückzahlen kannst. Aber wir wollen auch etwas verdienen, deswegen musst du uns Zinsen bezahlen. Das bedeutet, du musst mit irgendwas mehr Geld erwirtschaften, als du eigentlich brauchst, um irgendwas weiter zu betreiben und von den Erträgen zu leben.
Es muss mehr einbringen. Also wächst die Wirtschaft, und irgendwas bringt tatsächlich mehr Geld ein, oder der Mann geht pleite und die Bank bekommt irgendwas, womit sie aber nichts anfangen kann, weil sie nun mal eine Bank ist, und da macht man nicht irgendwas, sondern Geld.
Deswegen ist die Bank an sich gar nicht scharf drauf, dass der Mann mit irgendwas pleitegeht. Sie rät dem Mann sogar eher, bei den Konsumenten, denen er irgendwas verkauft, ein wenig draufzuschlagen. Das wenige sind die Zinsen.
So entsteht Geld also dadurch, dass jemand Schulden macht. Und um die Zinsen für die Schulden zu bezahlen, wird irgendwas teurer, als es eigentlich sein müsste. Die Zinsen sind also der Grund, warum eine Wirtschaft immer wachsen muss, weil die ja tatsächlich erwirtschaftet werden müssen.
In der islamischen Religion, ebenso wie früher im Christentum, wurde der Zinshandel übrigens als gottlos betrachtet und war deswegen verboten. Von Papst Alexander II ., der um das Jahr 1000 herum segnete, ist der Satz überliefert: » Jede Gesetzgebung, die den Zins erlaubt, ist null und nichtig.« Da war man aber rigide. Warum? Eine Theorie besagt, weil Zinserträge auch des Nachts erwirtschaftet werden. Geld schläft nicht! Doch die Nacht war für die Menschen des Mittelalters die Zeit des Bösen und des Satans. Wer also des Nachts arbeitete, wurde beargwöhnt, mit dem Bösen im Bunde zu sein. Und auch die » Arbeit« der Zinsen, die sich ja zumindest zur Hälfte in der Dunkelheit abspielt, wurde deswegen mit dem Teufel in Verbindung gebracht.
Doch selbst wenn das jetzt gar nicht oder nur zum Teil richtig sein sollte, dann gab es vielleicht andere gute Gründe, dem Zinshandel gegenüber misstrauisch zu sein. Denn was bedeuten Zinsen? Dass man Geld zur Ware gemacht hat. Was aber ziemlich merkwürdig ist.
Gehen wir zu den Anfängen des Geldhandels zurück. Da war das Geld erfunden worden, um Dinge zu vergleichen, die man eigentlich nicht vergleichen kann. Das Geld sollte den Dingen (Waren) ihren Preis geben, um sie so handelbar zu machen. Die Zinsen aber sind der Preis des Geldes. Das, was den Preis geben sollte, hat nun also selbst einen erhalten.
Damit bewegen wir uns auf einer höheren Ebene der Virtualität. Was zunächst mal kein Problem ist, weil die Zinsen der Motor für Wachstum sind und so Innovation und Fortschritt vorantreiben. Aber der Zinseszins ist dann eben doch ein Problem. Die Schuldenlast wächst exponentiell. Ein berühmtes Beispiel: Hätte Josef als treusorgender Vater für Jesus im Jahre null einen Cent auf ein Konto gelegt, dann hätte Jesus bei seiner Wiederkunft im Jahr 2006 bei linearer Zinsrate von 5 Prozent in etwa 1 Euro abheben können. (Deswegen ist er wohl auch nicht erschienen.) Mit Zinseszins aber wäre die Summe von 56 . 425 . 1 54 . 716 . 285 . 559 . 208 . 6 68 . 512 , 50 Eu ro fällig geworden. Klar, so wäre er der wahre Herr der Welt. Diese Summe hat wohl nicht mal mehr einen Namen.
Der Mechanismus des Zinseszins erzeugt die heutige ungerechte Verteilung von Arm und Reich und– noch schlimmer– macht das Wirtschaftswachstum notwendig! Es muss sein, weil sonst die Schulden nicht mehr bedient werden können. So etwas kann nur notwendig in den Irrsinn hineinführen.
Hören wir als Nächstes in ein Interview hinein, das die Börsenjournalistin Ellen Frauenknecht 2010 im Mittagsmagazin von ARD und ZDF mit Thomas Heidorn, Professor für
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