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Morgen trauert Oxford

Morgen trauert Oxford

Titel: Morgen trauert Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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es nie eine Frau mit ihm aushalten. Lächerlich! Wenn er gleich heimkam, würde er sehen, ob er wirklich eine Müllkippe zurückgelassen hatte.
    Er schloss die Haustür auf und ließ Bordgepäck und Koffer im Flur stehen. Auspacken konnte er später. Im Augenblick brauchte er nur seinen Schlafanzug und die Zahnbürste. Auf der Suche nach dem Necessaire warf er Hemden, Jeans und benutzte Unterwäsche auf den Boden. Als er die benötigten Dinge gefunden hatte, ging er in die Küche und bereitete eine Tasse Tee zu. Die Teedose ließ er offen. Die Küche war makellos sauber. Dass Frauen immer so maßlos übertreiben mussten! Er öffnete eine Dose und nahm einen Keks. Die Marke war ihm unbekannt – wahrscheinlich hatte Lynne die Plätzchen gekauft. Er zog den Teebeutel am Faden aus der Tasse und ließ ihn wie eine tote Maus auf der Spüle liegen. Eine Teepfütze wischte er mit einem schwach nach Waschmittel duftenden Tuch auf; die Krümel jedoch, die er auf dem Boden verstreut hatte, ließ er liegen. Darum würde er sich morgen kümmern, wenn er ausgeschlafen hatte. Er überlegte, wo Lynne wohl den Staubsauger gelassen hatte – über kurz oder lang würde er ihn sicher brauchen. Irgendwann jedenfalls. Der Deckel des Herdes blinkte ihn an, doch es fiel ihm nicht auf.
    So übel sieht es doch hier gar nicht aus, dachte er, als er unter der Dusche stand. Die Wasserhähne glänzten, Wanne und Waschbecken waren sauber. Er nahm das weiche, gefaltete Handtuch vom Halter und schlang es um seinen Körper. Dann ging er ins Schlafzimmer. Wenn man ein Haus allein ließ, passte es auf sich selbst auf.
    Am folgenden Morgen duschte er erneut, ließ das feuchte Handtuch auf dem Badezimmerboden liegen, kramte in seinem Koffer nach einem frischen Hemd und blickte sich um. Irgendwie sah das Haus längst nicht mehr so picobello aus, wie er es in Erinnerung hatte. Er öffnete den Küchenschrank. Während er noch nach seinen Frühstücksflocken angelte, krachte plötzlich die Tür zu Boden. Blödmänner! Jemand hatte beim Zusammenbau viel zu kurze Schrauben verwendet. Er stürmte in den Keller und suchte seinen Schraubenzieher sowie längere Schrauben. Die Schrauben fand er sofort. Als er jedoch die Schublade öffnete, wo er sein Werkzeug aufzubewahren pflegte, war sie zwar sauber, aber erstaunlicherweise gähnend leer. Schraubenzieher? Fehlanzeige. Außer einem Drahtschneider und einem großen Hammer lag nicht ein einziges Teil in der Lade. Der Hammer kam ihm zwar bekannt vor, sah aber ungewohnt sauber aus. Als hätte ihn kürzlich jemand sorgfältig geschrubbt.
    Er stieg die Treppe wieder hinauf und stellte die Tür an die Seite. Darum konnte er sich später kümmern. Er nahm Milch aus dem Kühlschrank, goss sie über seine Reis-Crispies, bekleckerte die Arbeitsfläche und setzte sich schließlich an den Tisch, um sein Frühstück zu verzehren.
    Die Schüssel hinterließ einen weißen Milchring auf der polierten Tischplatte.
    Es klingelte. Vor der Tür stand ein mittelgroßer, ausgesprochen sauber wirkender Mann um die dreißig. Er hatte helles, leicht rötliches Haar und sehr blaue Augen, die Rory gerade ins Gesicht blickten.
    »Detective Sergeant Paul Taylor«, stellte er sich vor.
    »Dürfte ich Ihren Ausweis sehen?«, fragte Rory. Sorgfältig studierte er das Dokument.
    »Sind Sie Dr. Rory Williams?«
    »Der bin ich.«
    »Ich fürchte, ich muss Sie ebenfalls bitten, sich auszuweisen.«
    Rorys Pass lag noch immer auf dem Boden, wo er ihn am Vorabend hatte fallen lassen. Er holte ihn und reichte ihn Paul Taylor, der ihn ebenso sorgfältig überprüfte.
    »Darf ich hereinkommen? Mein Anliegen ist ein wenig zu kompliziert, als dass man es auf der Türschwelle besprechen könnte.«
    »Aber sicher.« Rory ging ihm voraus ins Wohnzimmer. Sie setzten sich – jeder auf eines der beiden Sofas. »Um was geht es?«
    »Ich nehme an, Sir, Sie waren auf Reisen?«
    »Richtig. Ich war drei Wochen unterwegs.«
    »In welchem Zustand war das Haus, als sie zurückkamen? War alles wie gewohnt? Vermissen Sie etwas?«
    »Was soll das heißen?«
    Paul holte tief Luft. Abgesehen von den Hinterlassenschaften eines unordentlichen, aus dem Ausland zurückgekehrten Mannes fand er – soweit er es beurteilen konnte – das Haus ganz gut in Schuss. »Es ist durchaus möglich, dass Ihr Haus während Ihrer Abwesenheit von Hausbesetzern bewohnt wurde.«
    »Aber das ist doch lächerlich. Sehen Sie sich um. Sieht es hier etwa so aus, als ob hier soeben noch eine Bande

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