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Morgen trauert Oxford

Morgen trauert Oxford

Titel: Morgen trauert Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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geführt. Immerhin wurde sie später Journalistin; es ist also durchaus denkbar, dass sie den ein oder anderen Gedanken in einem Notizbuch festhielt. Ich glaube nicht, dass es dabei nur um den Brotpreis ging oder darum, wie nett es beim Tee mit der Frau des Pfarrers war. Und außerdem glaube ich nicht, dass auch nur eine einzige Seite davon verloren gegangen ist. Wir leben hier schließlich in Oxford. Papier – und vor allem beschriebenes Papier – ist hier heilig.«
    »Ihre Begeisterung in allen Ehren, Kate, aber wie kommen Sie darauf, dass es Beweise gibt?«
    »Es gab da die ein oder andere Andeutung in der Presse. Wissen Sie etwas Näheres? Könnten Sie mir nicht einen winzigen Hinweis geben?«
    »Olivia weiß wirklich am meisten darüber. Sensationelle Entdeckung in Oxford! «, zitierte Brendan. »Die arme Olivia hat sich fast ein Loch in den Bauch geärgert.«
    »Ein Freund hat mich auf den Artikel hingewiesen. Als ich die Schlagzeile las, dachte ich eher an den abgehackten Finger eines Mordopfers auf einer Pizza oder so etwas.«
    »Sie haben eine ziemlich grausige Fantasie«, sagte Brendan. Seine Augen glitzerten wie Edelsteine in zerknitterten Lederbeuteln.
    »Erst der Artikel über Olivia hat mich auf ihre Spur gebracht.«
    »Tee«, sagte Olivia. Sie war mit leeren Händen ins Zimmer gekommen, räumte ein paar Bücher, drei Aktenordner und eine kaputte Lampe vom Tisch und ging wieder hinaus.
    »Glauben Sie, dass sie mir hilft?«, fragte Kate drängend.
    »Wahrscheinlich eher nicht«, gab Brendan zurück. »Ich sage es nicht gern, aber Olivia reagiert in dieser Sache ein wenig seltsam, um nicht zu sagen: besessen. Auch ich habe mich bemüht, ein wenig mehr Information von ihr zu bekommen – ganz zu schweigen von diesem merkwürdigen Brief –, aber bisher ohne jeden Erfolg. Ich fürchte, sie ist ausgesprochen besitzergreifend und obendrein eifersüchtig. Aber überlassen Sie es besser mir, sie zu fragen. Sie scheint Sie nicht besonders zu mögen. Keine Ahnung, warum.« Beim letzten Satz drückte Bendan Kate wieder mit ungeahnten Kräften an sich.
    Olivia kehrte mit einem Tablett voller Tassen und Teller zurück und stellte es auf der eben freigeräumten Stelle auf dem Tisch ab. Staub wirbelte auf. Sie goss Tee ein und verteilte die Tassen.
    »Ach, nimmt vielleicht jemand Milch?«, fragte sie plötzlich, als wäre ihr der Gedanke gerade erst gekommen.
    »Ja, bitte«, meldete sich Kate bescheiden. Gut, dass sie nicht auch noch Zucker brauchte, denn das hätte Olivias hausfrauliche Fähigkeiten mit Sicherheit überfordert. Während Olivia nach Milch fahndete, versenkte Brendan Adams seine riesigen Wurstfinger in einer Innentasche und zog eine winzige Visitenkarte hervor.
    »Rufen Sie mich heute Abend an«, sagte er. »Das nächste Mal treffen wir uns bei mir zu Hause in Garsington – da können wir ungestört reden. Unter vier Augen .« Beim letzten Satz stierte er sie derart lüstern an, dass Kate umgehend an die Außenkante des Sofas, außerhalb der Reichweite der Arme des Professors, rückte.
    »Gute Idee«, sagte sie und strahlte Olivia an, die leicht ausgeflockte Milch in Kates längst abgekühlten Tee goss.
    Kate blieb noch zehn ungemütliche Minuten in Olivias Wohnzimmer sitzen, ehe sie sich verabschiedete und zum Gehen anschickte. Als Olivia sie zur Haustür begleitete, konnte Kate durch einen Türspalt in einen Raum blicken, der vermutlich das Arbeitszimmer war, und in dem sich Olivia hauptsächlich aufzuhalten schien. Auf jedem freien Fleck standen benutzte Kaffeetassen: im Bücherregal, auf dem Boden neben dem Stuhl, auf dem Schreibtisch. Der Guardian lag ebenfalls auf dem Teppich; er war in einer Weise zerpflückt, die Kate nur allzu gut kannte. Sie hatte den Eindruck, dass sich kürzlich jemand in diesem Raum aufgehalten hatte – es zeigte sich in den Falten in den Sofakissen, und es lag in der Luft. Es war weniger ausgeprägt als der Duft eines Aftershaves oder eines Parfüms; dennoch hatte Kate den Eindruck, die Luft sei verbraucht vom Ein- und Ausatmen einer anderen Lunge und angewärmt von einem anderen Körper. Doch der flüchtige Eindruck verblasste schnell. An der Haustür schüttelte Kate zum Abschied Olivias Hand.
    Auf halbem Weg nach Fridesley, in der Nähe des Bahnhofs, erinnerte sich Kate an den Zwischenfall an der Tür des grün gestrichenen Geschäfts. An der roten Ampel hielt sie an, wartete auf Grün und beobachtete das leer stehende Gebäude. Nichts zu sehen. Die Tür war zu,

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