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Morgen trauert Oxford

Morgen trauert Oxford

Titel: Morgen trauert Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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dem Schwanz und fegte dabei alles auf den Boden, was auf dem Couchtisch gestanden hatte. Kate stand auf.
    »Wir sollten in Kontakt bleiben«, schlug sie vor.
    Doch Brendan kraulte Ludo nur weiter zwischen den Ohren.

KAPITEL 8
    Aufgabe des Glöckners ist es, beim Tod eines Mitglieds des Leicester College dessen Kleider anzulegen und bei seiner Beerdigung die Trauerglocke elf Mal zu schlagen.
    Aus den Statuten des Leicester College, 1832

    D
    u hast das Konzert vergessen, habe ich Recht?« Am Telefon war Andrew Grove.
    »Aber nein!« Sie hatte weiß Gott andere Dinge im Kopf gehabt.
    »Sehr gut. Ich hatte einen Moment befürchtet, du würdest mir gleich erzählen, dass du in diese unangenehme Geschichte im Leicester College verwickelt bist. Gut, dass das Konzert im Bartlemas stattfindet. Im Leicester wäre es sicher ausgefallen. Oder durch ein Requiem ersetzt worden.«
    »Das ist nicht witzig, Andrew.« Um der Wahrheit die Ehre zu geben, Kate stand nicht unbedingt der Sinn nach dieser ausgesprochen heiteren Musik. Doch Andrew war der Letzte, mit dem sie darüber zu sprechen wünschte. Andrew war so nüchtern, dass es manchmal an Gefühllosigkeit grenzte.
    Doch offenbar hatte er die Veränderung in ihrer Stimme bemerkt. »Heißt das, du bist darin verwickelt? Wie dumm von dir!«
    »Wir treffen uns um halb acht vor dem Bartlemas, einverstanden?«
    Wenn sie jetzt zu erzählen anfinge, würde sie nicht aufhören können, ehe ihre aufgewühlten Emotionen die Telefonleitung zum Glühen brachten.

    Zurück an ihrem Schreibtisch nahm sich Kate erneut die beiden mit Olivias sauberer, hübscher Handschrift bedeckten Seiten vor. Zu gerne hätte sie gewusst, was in Olivias Kopf vorgegangen war, ehe sie getötet wurde. Außerdem verspürte sie eine Art Verpflichtung, zumindest zu versuchen, die Ziele der anderen Frau zu verstehen.
    Bisher war Kate nicht aufgefallen, dass auch die beiden Manuskripte mit einer Tinte von der Farbe getrockneten Blutes beschrieben waren. Sie rümpfte die Nase. Ekelhaft. Warum hatte Olivia keine schwarze Tinte benutzt?
    Sie sehnte sich danach, sich einem zuverlässigen Menschen anzuvertrauen. Jemandem wie Paul Taylor. Doch unglücklicherweise war der Polizist zu diesem Zeitpunkt ganz bestimmt nicht der richtige Ansprechpartner.
    Das Telefon klingelte. Vielleicht hatte Andrew es sich doch noch anders überlegt und sagte die Verabredung zum Konzert ab. Sie hoffte es.
    »Kate? Liam hier.«
    »Ja?« Was um alles in der Welt sollte sie jetzt sagen?
    »Hast du von Olivia Blacket gehört?«
    »Ja.« Wie gut hatte er sie gekannt? Nach dem heftigen Streit, den Kate miterlebt hatte, ließ sich die Beziehung kaum beurteilen.
    »Klar hast du. Wahrscheinlich von deinem kleinen Polizisten-Freund.«
    »Nein.« Er überging ihre Antworten. Genau wie Olivia hörte er nur auf die Worte in seinem eigenen Kopf.
    »Hast du mit ihm gesprochen? Was hast du ihm gesagt? Hier waren eben zwei Polizisten und haben mich ausgequetscht. Jetzt wollen sie, dass ich zum Revier komme und eine Aussage mache.«
    Wieso klang er so beunruhigt? Wenn jemand ermordet wurde, war es normal, eine Aussage zu verlangen. Das müsste er eigentlich wissen. Sie selbst würde ebenfalls zur Polizei gehen und aussagen, dass sie dort gewesen war und was sie gesehen hatte. Morgen.
    »Lass uns darüber reden, Kate. Du musst deinem Freund den Kopf zurechtrücken.«
    »Ich weiß wirklich nicht, wovon du redest, Liam.«
    »Oh doch, das weißt du sehr wohl. Mir gegenüber brauchst du nicht so zu tun, als könntest du keiner Fliege etwas zu Leide tun. Du sitzt da, machst große, runde Augen, und während du sprichst, erfindest du Romane.«
    »Hör zu, ich verstehe ja, dass du bestürzt bist …«
    »Bestürzt? Du hast ja nicht einmal den Ansatz einer Ahnung! Ich habe in meinem Büro im College gesessen und diese verdammte Glocke gehört. Die Trauerglocke. Weißt du, dass sie elf Mal geschlagen wird, wenn ein Mitglied des College stirbt? Irgendeine Universitätsleitung im neunzehnten Jahrhundert hat diese blödsinnige Idee am grünen Tisch ausgebrütet. Da stirbt eine Freundin, und du musst dasitzen und der Glocke lauschen. Du kannst ihr nicht entrinnen. Und sie schlägt und schlägt. Elf Mal. Weißt du, wie lang so etwas dauert?«
    »Es war sicher schrecklich für dich. Aber was soll ich tun?«
    »Wir müssen reden. Du musst dir meine Version der Geschichte anhören und deinem Polizistenfreund sagen, dass er die Finger von mir lassen soll.«
    »Das kann ich nicht

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