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Morgen trauert Oxford

Morgen trauert Oxford

Titel: Morgen trauert Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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tun. Ich habe keinerlei Einfluss auf seine Arbeit. Außerdem ist er nur Sergeant. Ich glaube kaum, dass er Einfluss darauf hat, wer vernommen wird oder wer nicht.«
    »Wenn dir auch nur ein wenig an mir läge, würdest du mir helfen. Als deine Freundin Camilla bis zum Hals in der Scheiße saß, hast du doch auch mit der Wahrheit ziemlich hinter dem Berg gehalten. Auf dem Weg zum Revier komme ich bei dir vorbei.«
    »Das geht leider nicht. Ich gehe aus.«
    »Nein! Wohin?«
    »In ein Konzert in der Kapelle des Bartlemas College.«
    »Das fängt erst um Viertel vor acht an.« Liam wusste immer, wann Konzerte begannen. »Ich bin um zwanzig nach sieben in der Kapelle. Wenn du jetzt sofort losgehst, schaffst du es noch.«
    »Ich wollte mich gerade umziehen.«
    »Das ist nicht wichtig. Unser Gespräch schon.« Damit legte er auf.
    Zum Teufel mit diesen anmaßenden Männern! Sie sollte ihn einfach ignorieren. Andererseits hätte sie ausgesprochen gern gewusst, was er ihr zu sagen hatte. Natürlich nur aus reiner Neugier.

    »Du bist fünf Minuten zu spät.«
    »Hallo Liam, ich freue mich auch, dich zu sehen.«
    Liam packte sie am Arm und schob sie in die Kapelle. Unwirsch winkte er einem Studenten ab, der ihm eine Eintrittskarte verkaufen wollte.
    »Hier hinein«, sagte er.
    Die Kapelle war dunkel, die Kirchenbänke hoch. Liam stieß Kate auf die harte Sitzfläche und versperrte ihr den Ausgang. Im Hintergrund trällerte der Chor die letzten Tonleitern vor dem Konzert. Dieser Mann, der sich da drohend vor ihr aufbaute und sie am Gehen hinderte, hatte für Kate nicht mehr die geringste Ähnlichkeit mit dem fröhlichen Liebhaber der vergangenen Monate.
    Die Banklehne aus dunklem Holz zwang sie, ihren Rücken sehr gerade zu halten, während der vorspringende Rand ihr schmerzhaft die Nackenwirbel eindrückte. Als die Kapelle gebaut wurde, waren die Leute offensichtlich kleinwüchsiger gewesen.
    »Was hattest du in Olivias Büro zu suchen?«, fragte Liam. »Ich nehme an, dort bist du gewesen. Sie hat dich erkannt. Wenn sie den Pförtner gerufen hätte, hätte sie dich rauswerfen lassen können.«
    »Und warum hat sie es nicht getan?«
    »Sie hat sich erst erinnert, wer du bist, nachdem du in der Menschenmenge vor der Ausgabe des Mourning Ale untergetaucht warst. Ihr ist zu spät eingefallen, dass du an diesem Tag sicher nichts im College verloren hattest.«
    »Und wessen beschuldigst du mich?«
    »Dass du dich nicht heraushältst. Dass du herumläufst, Fragen stellst und deine Nase in Angelegenheiten steckst, die dich nichts angehen. Dass du dich in mein Leben einmischst und wahrscheinlich alles brühwarm deinem Polizisten weitererzählst. Was läuft da überhaupt zwischen euch beiden?«
    »Nichts. Wir sind einfach Freunde. Und ich habe nichts von alledem getan.« Doch sie würde es tun, und er wusste es. Vor allem, wenn er weiter so unsanft mit ihr umsprang.
    »Was hattest du in Olivias Büro zu suchen?« Er ließ nicht locker.
    Kate versuchte es mit einer winzigen List. »Ich hatte gehofft, dich dort zu finden.«
    »Ich war in einem Seminar. Hat man dir das an der Pforte nicht gesagt?«
    »Die Pforte war verrammelt und verriegelt. Wen hätte ich denn fragen sollen? Außerdem warst du überhaupt nicht im Seminar.« Ebenso gut konnte sie zum offenen Angriff übergehen.
    Er beachtete die Herausforderung nicht. »Und nachdem du mich bei Olivia nicht gefunden hast, was hast du dann gemacht?« Er war so wütend, dass sie ihm antworten musste. Und jetzt konnte sie ihn nicht mehr mit Schmus abspeisen.
    »Ich habe dir wer weiß wie oft erzählt, dass ich ein Buch über Maria Ternan schreibe. Und Olivia war im Besitz der Ternan-Manuskripte. Das wusstest du nur zu gut. Du kanntest sie sehr viel besser als du zugegeben hast, nicht wahr?«
    »Um mit deinen eigenen Worten zu sprechen: Wir waren einfach Freunde«, antwortete Liam mit jenem schmallippigen Ausdruck, der bedeutete, dass er nicht weiter auf das Thema eingehen wollte. »Und weiter? Warum warst du in Olivias Büro?«
    »Ich hoffte, etwas zu finden, was mich weiterbringen würde. Ich wollte lediglich der Konkurrenz ein paar Schritte voraus sein.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dir das glaube«, zischte Liam. Er beugte sich über die Kirchenbank. Sein Gesicht war ihrem ganz nah. Jetzt sah er nicht nur wütend, sondern wirklich gefährlich aus. Kate wollte nur noch weg.
    »Worum ging es bei diesem Streit zwischen dir und Olivia?«, fragte sie. Natürlich war es nicht sehr geschickt, ihn

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