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Morgen trauert Oxford

Morgen trauert Oxford

Titel: Morgen trauert Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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irgendwelchen Ärger gibt, rufe ich dich sofort an.«
    »Na prima.« Er schien ein wenig erleichtert über ihr Gehen. Kate wurde bewusst, dass sie nicht gerade unterhaltsam gewesen sein dürfte.
    »Gute Nacht, Andrew. Und vielen Dank.«
    Sie winkte ihm nach, als er die High Street überquerte und in Richtung Parks Road verschwand. Ihm war nicht einmal aufgefallen, dass er frühestens in einer Viertelstunde zu Hause sein würde und damit einen eventuellen Anruf gar nicht entgegennehmen konnte.
    Kate drehte sich um. Wartete man immer noch auf sie?
    »Hallo Angel«, begrüßte sie die junge Frau. »Wollten Sie mit mir sprechen?«
    »Hallo, Kate Ivory«, sagte Angel. »Ja bitte.«

    »Hungrig?«, erkundigte sich Kate in ihrer Küche zu Hause in Fridesley.
    »Nicht wirklich«, meinte Angel, änderte jedoch ihre Meinung, als sie das viele frische Gemüse und die große Obstschale entdeckte. »Sie geben mir ordentlich zu essen«, verteidigte sie sich unwillkürlich, »aber frisches Grünzeug wie Brokkoli oder Bohnen sind nicht unbedingt ihr Ding.«
    Kate machte ihr eine Gemüsepfanne mit mindestens zehn verschiedenen Zutaten. Sie aßen in der Küche von Kates weißen Porzellantellern und spülten die Mahlzeit mit einigen Gläsern australischem Shiraz hinunter. Kate hoffte, dass der Wein Angels Zunge lösen würde.
    Meistens schweigend waren sie durch die dunklen und schon recht leeren Straßen von Oxford nach Fridesley gegangen. Natürlich wollte Kate Angel nicht vor den Kopf stoßen, aber sie hätte schon sehr gern gewusst, was die junge Frau ungefähr zu der Zeit, als Olivia ermordet wurde, in einer Art Schockzustand vor dem Leicester College zu suchen hatte. Sie hatte durchaus nicht vor, Angel etwas anzuhängen, aber wenn ihre Freunde dadurch entlastet wurden – Liam, der Professor, ganz zu schweigen sie selbst –, dann musste sie wissen, was Angel dazu zu sagen hatte.
    Nach dem Essen tranken sie Tee, spülten gemeinsam ab und nahmen die angebrochene Flasche Shiraz mit ins Wohnzimmer.
    »Vielleicht sollte ich kurz anrufen«, meinte Angel, »damit sich die Familie keine Sorgen macht.«
    »Bitte sehr«, sagte Kate und zeigte auf das Telefon. Alles klang so normal, dass sie es kaum glauben konnte.
    »Der Sessel da ist ganz besonders gemütlich.« Nachdem Angel ihr Telefonat beendet hatte, forderte Kate sie auf, es sich bequem zu machen. Sie schenkte zwei Gläser Wein ein, kuschelte sich in eine Sofa-Ecke und hoffte, dass Angel mit ihrer Geschichte fertig wurde, ehe sie beide vor dem Kaminfeuer einschlummerten.
    »Kannten Sie Olivia Blacket?«, fragte Angel.
    Der Name war ihr also geläufig. »Ja, aber nicht besonders gut. Ich habe sie letzte Woche zwei Mal getroffen.«
    »Wissen Sie, dass sie tot ist?«
    »Ein Kollege von ihr hat es mir am Telefon erzählt.«
    »Sie waren nicht mit ihr befreundet?«
    »Ich habe sie besucht, weil ich ein paar Informationen für mein neues Buch brauchte. Olivia konnte sie liefern. Mehr hatten wir nicht miteinander zu tun. Ich glaube auch nicht, dass wir uns jemals näher gekommen wären. Sie war nicht mein Typ.« Hoch gewachsen, schlank, elegant. Sehr gebildet und sehr herablassend. Ausgesprochen unordentlich. Schön. Nein, sie war wirklich nicht Kates Typ. »Und wie ist das bei Ihnen? Ist sie … war sie eine Freundin?«
    »Nein. Ich habe sie nur ein einziges Mal getroffen. Allerdings konnte ich mich nicht mehr daran erinnern. Ich konnte mich an gar nichts mehr erinnern. Das Einzige, was ich wusste, war, dass ich nach Leicester gehen musste. Vor wenigen Tage habe ich überhaupt erst erfahren, dass es sich dabei um ein College in Oxford handelt. Außerdem kam vor ein paar Monaten die Erinnerung zurück, dass ich jemanden namens Olivia Blacket besuchen musste. Ich hatte allerdings keine Ahnung, warum.«
    »Heißt das, Sie hatten Ihr Gedächtnis verloren?«
    »Richtig. An einiges kann ich mich inzwischen wieder erinnern, aber längst noch nicht an alles.« Sie schenkte sich nach, lehnte sich zurück und nippte schweigend an ihrem Wein.
    »Wie haben Sie diese Männer kennen gelernt?«
    »Sie sind meine Familie. Sie selbst bezeichnen sich so. Wir gehören zu Ant. Er ist unser Anführer.«
    »Ich glaube, ich könnte Ihre Geschichte besser verstehen, wenn Sie am Anfang beginnen.«
    Langsam leerte sich Kates Weinglas, während Angel ihre Geschichte erzählte. Zumindest die Teile, an die sie sich erinnerte. Und einiges behielt sie wohl auch für sich, mutmaßte Kate. Angel sprach lange. Kate

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