Morgen trauert Oxford
sicher?« Es war lediglich Zeitschinderei. Natürlich hatte sie sich manchmal Gedanken gemacht. Doch die Dinge, die sie nicht hatte wahrhaben wollen, hatte sie vorsichtshalber gar nicht erst an sich herangelassen. Dennoch musste sie sich eingestehen, dass Paul nie zu ihr nach Hause kommen und ihr derartige Geschichten auftischen würde, wenn er sich nicht hundertprozentig sicher wäre. Und ganz bestimmt hätte er kein Sterbenswörtchen gesagt, wenn es nicht einen guten Grund dafür gäbe.
»Oh ja, völlig sicher.«
Natürlich wusste nicht nur Paul von Liams Verrat und ihrer Einfalt. Wahrscheinlich war das gesamte Revier informiert und lachte insgeheim über ihre Leichtgläubigkeit.
»Und warum erzählen Sie mir das?«
Kate konnte Paul am Gesicht ablesen, dass der nächste Teil noch schwieriger werden würde. Armer Paul. Wie viel Arbeitszeit mochte er wohl damit verbringen, fremde Menschen mit unangenehmen Tatsachen zu konfrontieren?
»Ich weiß, dass es Ihnen nicht gefallen wird«, sagte er. »Aber versuchen Sie, nicht gleich alles abzustreiten. Denken Sie bitte erst darüber nach.«
»Was denn?«
»Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass Ross sie ermordet hat.«
Nein. Nein. Nein.
»Ich musste es Ihnen sagen. Falls er es nämlich getan hat, sind Sie in großer Gefahr.«
Nein.
»Aber warum? Warum um alles in der Welt sollte er sie umbringen?«
»Weil er aus der Beziehung ausbrechen wollte. Inzwischen hatte er Sie kennen gelernt, doch Olivia wollte ihn nicht gehen lassen. Sie war ausgesprochen eifersüchtig und extrem besitzergreifend. Sie hätte seiner Karriere sehr schaden können.«
»Und wahrscheinlich auch, weil der Hauptverdächtige in einem solchen Fall immer der Liebhaber der Frau ist.«
»Ich merke schon, dass Sie mir nicht glauben. Aber ich bitte Sie trotzdem, noch einmal darüber nachzudenken, Kate. Und denken Sie daran, was Sie mir versprochen haben: Gehen Sie auf keinen Fall zu ihm und konfrontieren ihn mit den Tatsachen. Am besten, Sie gehen überhaupt nicht hin. Laden Sie ihn auch nicht ein. Vermeiden Sie um jeden Preis, mit ihm allein zu sein. Unbedingt. Zumindest bis der Fall auf die ein oder andere Weise aufgeklärt ist.«
Kate fühlte sich entsetzlich. Aufgewühlt. Ihre Seele schmerzte. Sie sah in Pauls Gesicht. Es war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Normal. Sicher. Nette blaue Augen, die teils besorgt, teils verlegen dreinblickten. Der arme Kerl hasste das, was er hier tun musste, aus tiefstem Herzen. Trotzdem war er gekommen und hatte mit ihr geredet. Vielleicht, weil er sich verpflichtet fühlte. Vielleicht aber auch, weil sie ihm nicht gleichgültig war. Mit Sicherheit waren seine Beweggründe alles andere als selbstsüchtig. Im Gegenzug sollte sie sich ein wenig Mühe geben, auch wenn jede Faser ihres Körpers schmerzte und sie ihn am liebsten wütend angebrüllt hätte. Sie wünschte sich nichts mehr, als so schnell wie möglich nach oben zu verschwinden, sich ins Bett zu legen und die Decke über die Ohren zu ziehen.
Nach oben? Das Gästezimmer! Angel! Sollte sie Paul von Angel erzählen? Jemand musste es ihm sagen. Angel war des Mordes an Olivia viel verdächtiger als Liam. Doch dann erinnerte sich Kate plötzlich an Angels Gesichtsausdruck, während sie erklärte, sie hätte Olivia nicht getötet, weil sie keinen Sinn mehr darin sah. Kate hatte ihr geglaubt. Das Mädchen war viel zu erschöpft, um noch lügen zu können. Andererseits: Sie hatte auch Liam Glauben geschenkt.
Sobald Paul weg war, würde sie die Wahrheit aus Angel herausquetschen. Die ganze Wahrheit.
Wenn es nur den geringsten Zweifel gab, würde sie Angel der Polizei übergeben, und Liam wäre ein freier Mann. Doch zunächst musste sie Paul loswerden.
»Danke sehr, Paul«, sagte sie. »Ich weiß es zu schätzen, dass Sie mir diese Dinge mitgeteilt haben.« Ihre Stimme klang trocken und brüchig. Unehrlich. Sie versuchte es ein zweites Mal. »Bestimmt ist es Ihnen nicht leicht gefallen.« Schon besser. »Und keine Sorge: Ich halte dicht.«
»Vor allem gegenüber Liam Ross«, hakte Paul nach.
»Wenn Sie ihn tatsächlich die ganze Nacht hindurch auf dem Revier verhört haben, wird er sicherlich längst vermuten, dass Sie ihn verdächtigen«, sagte sie. Ganz schön bitter, Kate.
»Vielleicht sollte ich jetzt besser gehen.«
»Ja.«
»Haben Sie Ihr Handy noch?«
»Sicher.«
»Benutzen Sie es bitte, wenn Sie mich brauchen.«
»Wenn ich das Gefühl habe, in Gefahr zu sein, werde ich die
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