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Morgen trauert Oxford

Morgen trauert Oxford

Titel: Morgen trauert Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Kontrolle hatte, blickte sie Kate gerade in die Augen.
    »Nein«, sagte sie, »ich habe sie nicht getötet. Ich wollte es. Als ich dort war und sie sah, als ich mich daran erinnerte, was sie getan hatte, da wollte ich es wirklich tun. Aber dann fiel mir plötzlich auf, dass es nicht richtig gewesen wäre. Ich fand sie ganz in Ordnung. Und ich merkte, dass sie ebenfalls durch die Hölle gegangen sein musste. Eine Tote war mehr als genug. Sie hat es weiß Gott nicht leicht gehabt. Als ich schließlich ging, lebte sie noch.«
    Kate starrte die junge Frau an. Viel zu viele Fragen waren unbeantwortet geblieben. Doch die Zeiger standen auf zwei Uhr früh, die Weinflasche war fast leer, und Angel fielen auf dem rosa Sofa langsam die Augen zu.
    »Aber wenn Sie sie nicht getötet haben – wer war es dann?«, fragte Kate.
    »Ich weiß es nicht, und ich kann auch jetzt nicht mehr darüber nachdenken. Wären Sie so freundlich, mich ein wenig allein zu lassen? Unser Gespräch hat mich ziemlich mitgenommen. Ich möchte jetzt nur noch schlafen.«
    »Schon in Ordnung. Aber das Gästebett ist bequemer«, sagte Kate. »Ich bringe Sie hin.«
    Kaum dass Angel ihren Kopf auf das Kissen gebettet hatte, fiel sie in einen bleiernen Schlaf. Als Kate noch einmal nach ihr sah und das Licht löschte, fragte sie sich, ob es möglich war, jemanden zu ermorden und dann einfach so einzuschlafen. Sie bezweifelte es.

    Ein stürmisches Klingeln an der Haustür riss Kate aus dem Schlaf. War es wirklich schon Morgen? Und so schnell? Ihr Kopf schmerzte. Der Wein. Sie griff nach dem Morgenmantel, rieb sich die Augen und ging hinunter zur Tür.
    Paul Taylor.
    »Was wollen Sie?«
    Es klang alles andere als freundlich, aber mehr brachte sie im Augenblick nicht zu Stande. Immerhin schlief Angel oben im Gästebett – auf keinen Fall wollte sie Paul das Gefühl vermitteln, willkommen zu sein. Sie strich eine in die Stirn hängende Locke zurück.
    »Ihnen wahrscheinlich das Leben retten. Aber keine Sorge, Sie müssen mir Ihre Dankbarkeit nicht beweisen.«
    »Nur weil Sie ein oder zwei Mal im richtigen Moment aufgekreuzt sind, um mich aus den Klauen eines Mörders zu befreien, heißt das noch lange nicht, dass Sie jetzt jede Woche einmal den Vorwand benutzen dürfen, mir das Leben retten zu wollen.«
    »Ich weiß selbst nicht, warum ich mir die Mühe mache«, sagte Paul und folgte ihr in die Küche. »Sie sind derart spröde, dass Sie wahrscheinlich eines Tages von selbst zerbröckeln. Lassen Sie besser mich den Kaffee machen. Gehen Sie sich das Gesicht waschen oder meinetwegen die Zähne putzen. Tun Sie einfach irgendetwas, das Ihnen hilft, sich wieder wie ein menschliches Wesen zu benehmen. Was um alles in der Welt haben Sie letzte Nacht getan? Sie sehen ja schrecklich aus!«
    »Na, vielen Dank. Immerhin habe ich weniger als eine halbe Flasche Wein getrunken«, verteidigte sie sich.
    »Und wer hat die andere Hälfte intus?«, fragte Paul und hielt die leere Flasche hoch.
    »Das geht Sie einen feuchten Kehricht an«, konterte Kate knapp. Sie hoffte inständig, dass Angel nicht ausgerechnet in diesem Moment auftauchen würde. Ehe sie nicht den Rest der Geschichte erfahren hatte, wollte sie ein Zusammentreffen von Angel und Paul Taylor unbedingt vermeiden. Paul würde die junge Frau in Gewahrsam nehmen, ehe sie wusste, wie ihr geschah. »Ich gehe mir die Zähne putzen.«
    Fünf Minuten später hatten beide einen Becher dampfenden Kaffee in der Hand, und Kate nahm ihre Umgebung etwas klarer wahr. Ihr Mund schmeckte nicht mehr nach unsauberem Hühnerkäfig, sondern nach Minze und Fluorid. Es war eindeutig ein Fortschritt, aber das würde sie Paul nicht auf die Nase binden.
    »Was wollen Sie mir also mitteilen?«
    Paul sah ein wenig peinlich berührt aus. Als hätte ihn das Selbstbewusstsein verlassen. Das war ganz und gar nicht der Paul Taylor, der sie üblicherweise ziemlich verunsicherte. Kate atmete tief durch und versuchte, bewusst zu entspannen. Sie probierte ein Lächeln, das ihr sogar beinahe gelang. Nachdrücklich bemühte sie sich, seinen Standpunkt zu verstehen – wie auch immer der an diesem Morgen aussehen mochte.
    »Fangen Sie einfach am Anfang an«, sagte sie. »Ich verspreche, Sie weder zu unterbrechen noch wütend zu werden, ehe Sie das Ende erreicht haben. Ich mache Ihnen sogar noch eine Tasse Kaffee. Haben Sie schon gefrühstückt? Wie wäre es mit ein paar Cornflakes?« Vielleicht sollte sie sich beruflich aufs Zuhören verlegen. Allmählich

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