Morgen wirst Du frei sein (German Edition)
räusperte sich Zecke. »Moment. Du willst herausfinden, wo Thea lebt.« Er wischte mit der Hand durch die Luft. »Genauer gesagt, wohin sie fährt, wenn sie mal wieder Leine zieht. Alles andere ist ein Hirngespinst. Du wirst sie nie ‚kriegen‘, Chris.«
»Meine ich doch!« Ich klappte den Laptop zu. »Ich will die Rechnungen.« Zecke schaute mir misstrauisch zu, wie ich meine Sachen packte. »Ich fahre nach Hause.«
»Heute noch? Morgen ist Freitag. Hast du keine Vorlesung? Musst du nicht in den Verlag?«
»Ich hab mir Arbeit mitgenommen. Im Büro habe ich weder wirklich Platz noch Ruhe. Außerdem ...« Ich schaute auf das Gerät in meiner Hand.
»Außerdem willst du´s jetzt wissen.«
»Genau.«
»Pass auf dich auf!«
»Mach ich.«
29. Kapitel
Theas Handtasche erwies sich für mich als unerreichbar. Sie lag im Schlafzimmer, das ich nicht betreten konnte, ohne dass Thea mich dabei ertappt hätte. Eine glaubhafte Erklärung, was ich dort zu suchen hatte, wäre mir schwergefallen. Damit kam die Tasche als Versteck für meinen elektronischen Spion nicht infrage, zumal ich ihn nicht nur deponieren und dann seine Arbeit machen lassen wollte, sondern jeden zweiten Tag die Batterien tauschen musste.
Kleidungsstücke erwiesen sich als unbrauchbar, denn so klein und leicht das Gerät auch war, es würde auffallen. Also nahm ich vom Wohnzimmerfenster aus Theas Fahrrad ins Visier.
Vorn befand sich ein Korb, auf dem Gepäckträger waren lederne Taschen montiert. Öffnete man sie, fand sich keine Möglichkeit, etwas vor auch nur oberflächlichen Blicken zu verbergen.
Der Sattel. Ein klassisches Modell mit breitem Sitz und metallenen Federn. Darunter könnte mein Aufzeichnungsgerät nicht nur Platz finden, es wäre zudem sichergestellt, dass der Satellitenempfang nicht abrisse.
Ich überlegte, wie ich es zu befestigen hätte, um es nicht nur fest anbringen, sondern rasch entfernen zu können. Klettverschlüsse erschienen mir nicht sicher genug. Thea war damals, als ich ihr gefolgt war, durch den Wald gefahren, mit Erschütterungen musste ich also rechnen. Klebeband erschien mir zu zeitaufwendig anzubringen. Doch ich notierte mir diese Option gedanklich. Es käme auf den Versuch an.
Kabelbinder. Das Gerät hatte eine Öse, durch die man einen Schlüsselring oder ein Band fädeln konnte.
Ich trat rasch vom Fenster zurück, als Thea den Raum betrat.
»Was machst du denn da?«, fragte sie misstrauisch.
»Ich überlege, ob ich die Rahmen streichen soll. Hatte ich eigentlich schon vergangenes Jahr geplant.«
Thea nickte, schaute forschend dorthin, wo ich eben noch gestanden hatte. Ich nahm mir vor, künftig vorsichtiger zu sein.
»Ich schau mir das mal von draußen an«, murmelte ich und drängte mich an ihr vorbei, ohne sie anzusehen.
Die Gelegenheit, auf die ich geglaubt hatte, eine Weile warten zu müssen, bot sich bereits am übernächsten Tag. Ein Reifen an Theas Fahrrad verlor Luft, und sie bat mich, mich darum zu kümmern. Ich schob das Rad in den Schuppen, drehte es um, so dass es auf Sitz und Lenker stand, legte passendes Werkzeug parat. Dann hob ich die Kette ab und begann, das Hinterrad zu lösen. Währenddessen betrachtete ich den Sattel von unten. Perfekt, dachte ich.
Ich suchte das Loch im Schlauch und flickte es. Während der Klebstoff trocknete, fand ich Kabelbinder und eine Zange. Dann ging ich ins Haus und holte den GPS-Tracker. Thea war nirgends zu sehen. Ich steckte das Gerät in die Hosentasche und schlenderte zurück in den Schuppen. Dort wartete Thea.
»Und?«
»Du brauchst einen neuen Schlauch. Ich konnte ihn zwar flicken, aber er sieht schon sehr altersschwach aus. Der nächste Platten ist vorprogrammiert«, erklärte ich. »Bei der Gelegenheit würde ich auch gleich den vorderen erneuern und die Mäntel tauschen. Das Profil ist runter.«
Ich redete und redete, um meine Angst zu überspielen, Thea könnte Verdacht schöpfen. »Außerdem brauchst du eine neue Kette.«
Thea nickte mir freundlich zu. »Es ist ein sehr altes Rad. Und ungepflegt. Es hat sich nie jemand darum gekümmert. Würdest du es tun?«
»Klar.« Meine Finger krallten sich in der Hosentasche um das kleine schwarze Kästchen. »Kann ich gern tun.«
Thea klopfte mir auf den Oberarm und ließ mich allein. Ich sah ihr nach, holte tief Luft, um meine flatternden Nerven zu beruhigen, und machte mich an die Arbeit.
Am Sonntag verabschiedete sie sich. »Warte nicht auf mich. Dein Essen steht im Ofen. Du
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