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Morgen wirst Du frei sein (German Edition)

Morgen wirst Du frei sein (German Edition)

Titel: Morgen wirst Du frei sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Martini
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musst ihn nur einschalten, 180 Grad. Lass es dir schmecken.« Sie griff nach ihrem Schlüssel, öffnete die Haustür und wandte sich, bereits auf der Treppe, noch einmal zu mir um. »Komm zur Ruhe! Mach dir nicht so viele Gedanken. Es ist, wie es ist. Damit musst du leben.«
    Ich blieb sprachlos zurück.
    Nein, dachte ich, nachdem ich minutenlang im Flur gestanden und auf die hinter Thea ins Schloss gefallene Tür gestarrt hatte. Nein, ich muss nicht damit leben! Ich will nicht und ich kann nicht.
     
    An diesem Abend wartete ich vergeblich. Den Montag verbrachte ich am Computer mit der Auswertung der Daten aus dem Verlag. Für meine Masterarbeit würde kaum Verwertbares anfallen, was meine Ungeduld und Frustration noch steigerte. Am Nachmittag rief Zecke an, erkundigte sich nach Thea und fragte, wann ich wieder nach München käme.
    »Am Mittwoch muss ich ins Büro«, antwortete ich missmutig. »Ich hoffe, dass ich bis dahin Genaueres über Theas Hin und Her weiß.«
    »Du willst aber nicht gleich dorthin, oder? Ich meine, allein. Lass uns das gemeinsam machen! Schmiere stehen und so.«
    Mittlerweile war ich genervt. »Mensch, Zecke, wir sind doch nicht im Kindergarten! Wenn Thea hier ist, wird sie mir ja wohl kaum gleichzeitig dort den Hals umdrehen können, oder?«
    »Hm«, machte Zecke.
    »Okay, ich lasse ihr die Luft aus dem Reifen, dann kann sie mir nicht folgen, selbst wenn sie Lunte riecht«, lenkte ich ein.
    »Mach das! Und melde dich, wenn du vor Ort bist. Ich will wissen, wo du bist!« Zecke schien zu überlegen. »Nein, warte. Besser ist es, du schickst mir den Plan. Du weißt schon, diese Route.«
    Nachdem ich ihm das versprochen hatte, legten wir auf.
    Eine Viertelstunde später hörte ich Geräusche. Ich ging ins Wohnzimmer, trat ans Fenster, schob die Gardine zur Seite. Thea war zurück.
     
    Als sie das Haus betrat, saß ich am Schreibtisch und tippte konzentriert Zahlen in eine Excel-Tabelle. Thea trug etwas ins Schlafzimmer und rief dann nach mir.
    »Oh, entschuldige bitte! Arbeitest du?«, erkundigte sie sich, als ich mich stirnrunzelnd auf meinem knarrenden Stuhl umdrehte und den Blick auf den Bildschirm freigab.
    »Ja, aber jetzt bin ich ohnehin aus dem Takt«, grummelte ich und stand auf. »Servus. Worum geht´s?« Ich sollte wirklich Schauspieler werden.
    »An meinem Rad quietscht und rasselt es ganz entsetzlich. Kannst du mal eben ...?«
    Ich nickte ergeben.
    »Muss nicht gleich sein«, rief sie mir hinterher, als ich in den Hof ging.
    »Dann hab ich´s hinter mir«, gab ich über die Schulter zurück. »Ich hab noch zu tun.«
    Thea konnte nicht wissen, dass ich die ohnehin ziemlich verschmutzte Kette entfettet und das mahlende Geräusch damit provoziert hatte. Außerdem hatte ich das Tretlager gelockert. Im Sinn hatte ich natürlich nicht, dass Thea unterwegs eine Panne haben würde, sondern dass ihr Fahrrad zu Hause umgehend in meinen kundigen Händen landete.
    Mussten die großen Pläne, die Zecke und ich so enthusiastisch wie naiv geschmiedet hatten, fast zwangläufig scheitern, waren meine mittlerweile wohlüberlegten kleinen Schritte zuverlässig von Erfolg gekrönt.
    Ich schob das Rad in den Schuppen, zwickte mit der bereitliegenden Zange die beiden Kabelbinder durch und ließ das unsichtbar unter dem Sattel befestigte Kästchen, an dem eine gelbe LED blinkte, in meiner Jackentasche verschwinden.
    Thea stand unmittelbar darauf in der Tür. »Was könnte das sein?«
    Diesmal verbarg ich mein Erschrecken nicht. »Mensch, schleich dich doch nicht so an! Man kippt ja fast aus den Latschen.«
    Ich rüttelte an der Kurbel. »Wie schon gesagt, ist die Kette hinüber. Und hier, schau, das Lager ist locker. Muss ich zerlegen und rausfinden, ob man es reinigen kann oder ob ein neues her muss.«
    Thea schien zufrieden mit meiner Auskunft. »Ich koche uns mal was Leckeres.«
     
    Nachts, im Haus war es dunkel und still, stand ich auf, fuhr meinen Laptop hoch und schloss den GPS-Tracker an. Das Programm startete, das Menü öffnete sich. Ein bisher nicht gezeigter Button erschien. ‚Gespeicherte Routen anzeigen‘. Ich klickte ihn an und ein neues Fenster öffnete sich. Als sich das Bild langsam aufbaute, ich erst Linien, dann immer mehr Details erkennen konnte, balle ich die rechte Faust, stieß sie Richtung Himmel und brüllte ein lautloses »Yes!«.
    Ich speicherte die Karte und mailte sie an Zecke. Dann dachte ich kurz nach, plante meine nächsten Schritte. Auch wenn sich Thea mit Computern

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