Morgendaemmerung der Liebe
können.“
„Sie besitzt keinen Penny, und sie wird auch nichts von mir bekommen!“
„Das ist schon in Ordnung so“, gab Jessica zurück. „Ich kann sie finanziell unterstützen, solange sie eine Berufausbildung macht.“
Schließlich stimmte Mr. Farmer mürrisch zu, später am Vormittag zu ihr nach London zu kommen.
„Sie waren fantastisch!“ Amanda applaudierte begeistert. „So kühl und gefasst. Ich wünschte, ich könnte sein wie Sie. Und Sie wollen mich wirklich hier aufnehmen?“
Insgeheim hoffte Jessica, dass es nicht so weit kommen musste. Unter Gerald Farmers Wut war seine Liebe zu Amanda zu hören gewesen. Sicherlich konnte man ihm verständlich machen, dass eine Tochter als Nachfolgerin im elterlichen Unternehmen genauso gut war wie ein Sohn. Dann würde sich der Streit, so hoffte Jessica, in Wohlgefallen auflösen.
Außer der Sache mit Jake natürlich. Er wäre keineswegs begeistert, dass seine angehende Braut ihre Pläne geändert hatte.
„Ihre Eltern sind in zwei Stunden hier“, sagte sie zu Amanda. „Ich schlage vor, Sie nutzen die Zeit, um sich einen konkreten Plan zu überlegen, mit dem Sie Ihren Vater überzeugen können. Sie sagten, Sie möchten unabhängig sein und sich ein eigenes Leben aufbauen. Beweisen Sie es ihm. Schreiben Sie auf, was Sie wollen und wie Sie es zu erreichen gedenken. Zeigen Sie ihm, dass Sie in der Lage sind, allein zurechtzukommen.“
Vier Stunden später sah Jessica erschöpft, aber zufrieden, dem abfahrenden Wagen nach, in dem Amanda und ihre Eltern saßen.
Das Treffen zwischen Eltern und Tochter war ähnlich abgelaufen, wie Jessica vorausgesehen hatte. Amandas entschlossene ruhige Art hatte schließlich die väterliche Rage so weit abkühlen lassen, dass Mr. Farmer sich grimmig bereit erklärte, ihr zuzuhören.
Jessica hatte schweigend dabeigesessen, zugehört und nur etwas gesagt, wenn Amanda sich Hilfe suchend an sie wandte. Ansonsten hatte sie die Rolle des neutralen Beobachters übernommen. Denn wenn Amanda ihren Vater überzeugen wollte, musste sie ihre Argumente selbst vorbringen, anstatt sich auf Jessica zu verlassen.
Wie Jessica angenommen hatte, gehörte Amandas Vater zu jenen Menschen, die vernünftigen Argumenten zugänglich sind. Und obwohl er sich bemüht hatte, es nicht zu zeigen, konnte Jessica erkennen, wie unendlich stolz er auf seine entschlossene Tochter war.
Nachdem der Wagen außer Sicht war, kehrten Jessicas Gedanken zu Jake zurück. Ohne den unterstützenden Druck von Amandas Vater konnte er Amanda unmöglich zu einer Heirat drängen. Und wenn er herausfand, dass Jessica ihre Hand im Spiel gehabt hatte …
War dieser Schauer, der ihr über den Rücken lief, etwa Angst? Im Gegensatz zu Amandas Vater erhob Jake nur selten die Stimme. Ein Blick aus seinen eisigen grünen Augen genügte, um sein Gegenüber verstummen zu lassen. Jessica hob unmerklich das Kinn. Die Zeiten waren vorbei, da sie sich vor Jake rechtfertigen musste!
Doch als sie sich vom Fenster abwandte, erinnerte sie sich an ihr Gefühl der Erleichterung, als Amanda ihr eröffnete, Jake nicht heiraten zu wollen. Es war albern gewesen, eifersüchtig zu sein. Schließlich hätte sie selbst ja seine Frau werden können. Und Jake hatte Amanda gegenüber auch nicht von Liebe gesprochen. So wie bei ihr.
Mit fest zusammengepressten Lippen ging Jessica in die Küche, um die Kaffeetassen in die Spülmaschine zu räumen. Die Vernunft sagte ihr, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, als sie Jake damals verließ. Sie hatte sich geweigert, ihn zu treffen, hatte seine Briefe nicht beantwortet. Doch ihr Herz … nun, ihr Herz sprach eine ganz andere Sprache. In Wirklichkeit war sie immer noch so verletzlich wie vor sechs Jahren. Deshalb graute ihr ja auch so davor, Weihnachten in Queensmeade zu verbringen.
Hatte sie Amanda aus reiner Freundlichkeit geholfen? Oder hatte Eifersucht doch eine Rolle gespielt? Nun, es machte keinen Unterschied. Amandas Entscheidung gegen eine Ehe mit Jake stand schon vorher fest. Aber würde Jake das genauso sehen? Mr. Farmer hatte versichert, er wolle Jake mitteilen, dass er seine Tochter nicht zu dieser Ehe zwingen werde. Doch Jessica konnte nicht erwarten, dass die Farmers ihre Rolle bei der ganzen Angelegenheit ausließen. Also würde Jake früher oder später von ihr Wiedergutmachung verlangen, weil sie sich in sein Leben eingemischt hatte.
Komm schon, was ist nur los mit dir? Du hast doch keine Angst vor ihm. Was kann er dir
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