Morgendaemmerung der Liebe
sagte Jake. „Unser Chalet liegt ein Stück vom Hotel entfernt. Wir sind dort völlig unabhängig und können uns selbst versorgen. Wenn wir wollen, steht uns aber auch jederzeit der Hotelservice zur Verfügung.“ Er schaute auf seine Uhr. „Ich dachte mir, du möchtest heute vielleicht gern im Chalet essen. Es ist fast halb acht. Ich habe das Dinner für halb neun bestellt.“
Sie fuhren an einigen anheimelnd wirkenden Holzhäusern vorbei, bis der Kutscher schließlich den Schlitten vor einem der kleinen Chalets anhielt. Das Pferd wartete geduldig, während der Mann das Gepäck ablud und ins Haus brachte.
Durch die Tür trat man direkt in einen großen Wohnraum mit einem schimmernd versiegelten Holzboden, auf dem mehrere Felle als Teppiche lagen. Im Kamin brannte ein flackerndes Feuer, das den Raum gemütlich erwärmte. Zwei große Sessel und ein Sofa bildeten eine einladende Sitzgruppe, eine Treppe führte in den ersten Stock. Am anderen Ende des Wohnraumes begann die kleine, voll ausgestattete Küche.
„Jetzt bleibt uns gerade noch Zeit zum Umziehen“, sagte Jake.
„Umziehen?“ Jessica sah ihm verdutzt hinterher, als er die Koffer nach oben trug. Eigentlich hatte sie mit einem informellen Abendessen gerechnet, weil sie hier im Chalet aßen. Aber Jake hatte anscheinend andere Vorstellungen.
Mit einem Seufzer folgte sie ihm nach oben. Das Schlafzimmer war größer, als sie vermutet hatte, ebenso wie das Doppelbett, auf dem dicke Federkissen und Plumeaus lagen. Kostbar geschnitzte Schränke und Kommoden boten Platz für ihr Gepäck. Ein kleiner Sekretär mit einem Stuhl und zwei einladend wirkende Sessel füllten eine Seite des Raumes aus. In die Wand eingelassen war eine Tür, die – so vermutete Jessica – ins Bad führte. Als sie die Tür öffnete, riss sie überrascht die Augen auf.
Sie hatte nicht bemerkt, dass Jake hinter sie getreten war.
„Ein Whirlpool“, meinte er gelassen. „Nach einem Tag auf der Piste die perfekte Entspannungstherapie.“
„Natürlich.“ Jake bewegte sich hier so selbstverständlich, er kam ja schließlich regelmäßig her. Und bestimmt nicht allein. Eifersucht durchfuhr sie, als sie sich vorstellte, wie er mit einer unbekannten Begleiterin in dem sprudelnden Whirlpool saß. Entspannungstherapie! Daran zweifelte sie keine Sekunde!
„Wer duscht zuerst?“ Jakes lässige Frage drang in ihre düsteren Gedanken.
„Geh du nur zuerst. Ich sehe mich noch ein wenig um. Du bist schließlich sehr viel vertrauter mit diesem Chalet als ich.“
„Ich bin früher schon einmal mit mehreren Freunden in einem größeren Chalet gewesen. Diese private Atmosphäre wusste ich in früheren Skiurlauben noch nicht zu schätzen“, fügte er spöttisch hinzu.
Anscheinend war er also doch nicht mit anderen Frauen hier gewesen. Jessica begann auszupacken, während Jake im Bad verschwand.
Sie hatte überhaupt keine Lust, sich fürs Dinner umzuziehen. Aber ebenso wenig wollte sie einen Streit wegen einer solchen Kleinigkeit beginnen. Jake kam schon bald wieder aus dem Bad, eingewickelt in einen flauschigen Bademantel. Sein nasses Haar glänzte. Ein aufgeregtes Zittern breitete sich in Jessicas Magen aus. Sie war nervös wie eine unerfahrene junge Braut. Jake sollte nie erfahren, dass er der einzige Mann war, mit dem sie bisher das Bett geteilt hatte.
Sie nahm Kleidung zum Wechseln und ging ins Bad, ohne noch einen Blick auf Jake zu werfen. Als sie ins Schlafzimmer zurückkehrte, war er angezogen. Er trug schwarze Hosen und ein weißes Hemd, dessen Ärmel er gerade mit Manschettenknöpfen schloss. Es waren jene, die Jessica ihm geschenkt hatte. Der Blick, mit dem er ihr entgegensah, jagte ihr einen prickelnden Schauer über den Rücken. Er kam einen Schritt auf sie zu … In diesem Augenblick klingelte es unten an der Tür.
„Das wird unser Essen sein“, sagte Jake ruhig.
Angesichts der formellen Garderobe, die Jake gewählt hatte, fühlte Jessica sich verpflichtet, es ihm gleichzutun. Sie entschied sich für ein schlichtes und elegantes Wolljerseykleid, das sich schmeichelnd um ihre Formen schmiegte und ihre Figur betonte. Schnell trug sie noch ein wenig Make-up auf, schlüpfte in die Schuhe und machte sich auf den Weg nach unten.
Vor dem Kamin stand ein runder Tisch mit einem weißen Damasttischtuch, gedeckt für zwei Personen. In einem Eiskübel wartete eine Flasche Champagner darauf, geöffnet zu werden. Jake rollte gerade einen mit köstlichen Speisen beladenen Servierwagen in
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